[910]Grundzüge der modernen sozialen Entwickelung
[Vortragsreihe am 20. und 27. Januar sowie am 3., 10., 17. und 24. Februar 1894 in Berlin]
Am 8. Dezember 1893 wurden die „Mädchen- und Frauengruppen für soziale Hülfsarbeit“ als feste und eigenständige Organisation auf Anregung der Vorsitzenden des Berliner Vereins „Frauenwohl“, Minna Cauer, gegründet.
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[910] Zur Vorgeschichte siehe den Editorischen Bericht zum Aufruf: „Zur Organisation von Mädchen- und Frauengruppen für soziale Hülfsarbeit“, oben, S. 859f.
Auf der Gründungsversammlung, an der auch Gustav Schmoller und Max Sering teilnahmen, wurde ganz im Sinne des eine Woche zuvor veröffentlichten Aufrufs zur Organisation der Mädchen- und Frauengruppen, den auch Max Weber unterzeichnet hatte,
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dazu aufgefordert, von der bislang üblichen, „rein ästhetisierenden Bildung“ der jungen Frauen abzugehen. Notwendig sei viel eher „eine theoretische, wahrhaft nationale und praktische Ausbildung“ auf dem sozialen Gebiet.Oben abgedruckt, S. 861f.
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In diesem Zusammenhang wurde auch auf „leicht verständliche Vorträge über wirthschaftliche und soziale Verhältnisse“ hingewiesen, „zu denen sich eine Reihe hervorragender Fachmänner zur Verfügung gestellt“ habe.Zitiert aus dem Eröffnungsvortrag nach dem Bericht des Berliner Tageblatts, Nr. 627 vom 9. Dez. 1893, Ab.BI., S. 2. Vgl. auch den Bericht in der Zeitschrift Frauenwohl. Zeitschrift für Frauen-Interessen, Nr. 16 vom 15. Dez. 1893, S. 126f.
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Diese Vorträge waren in dem schon erwähnten Aufruf vom 1. Dezember 1893 angekündigt worden. Wahrscheinlich hatte sich Max Weber bereits zu diesem Zeitpunkt zur Übernahme einer Vortragsreihe bereit erklärt, da er ja den Aufruf mitunterzeichnete. Am 13. Januar 1894 erschien im Berliner Tageblatt eine Einladung zu diesen von den „Mädchen- und Frauengruppen für soziale Hülfsarbeit“ veranstalteten Vorträgen.Berliner Tageblatt, ebd., S. 3.
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An erster Stelle wurde ein Vortragszyklus von insgesamt sechs Stunden von Max Weber über „Grundzüge der modernen sozialen Entwickelung“ angekündigt. Die Vorträge Webers sollten jeweils samstags von 11 bis 12 Uhr stattfinden und am 20. Januar 1894 beginnen. Am 15. Januar 1894 erschien in der Zeitschrift Frauenwohl eben[911]falls eine Ankündigung.Berliner Tageblatt, Nr. 23 vom 13. Jan. 1894, Ab. Bl., S. 2.
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Laut „Stundenplan der Vorlesungen“ sollte Max Weber am 20. und 27. Januar, sowie am 3., 10., 17. und 24. Februar 1894 im Victoria-Lyzeum, Potsdamerstraße, lesen. Neben der Vortragsreihe Webers wurden ferner Vorlesungen über „Wohlfahrts-Einrichtungen für die arbeitenden Klassen“, „Organisation der öffentlichen und privaten Armenpflege“, „Soziale Hilfsthätigkeit (besonders der Frauen) in England und Amerika“, sowie „Grundzüge der Hygiene“ und „Gesundheitspflege bei Kindern“ angeboten.[911] Frauenwohl, Nr. 2 vom 15. Jan. 1894, S. 16.
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Ebd.
Berichte, insbesondere Zeitungsberichte, über die Vortragsreihe konnten nicht ermittelt werden. Fest steht jedoch, daß die Kurse stattgefunden haben; dies geht aus einem Artikel der Christlichen Welt hervor, in dem rückschauend auf Max Webers Vortragsreihe Bezug genommen wurde: „Es las Professor Dr. Max Weber über die Grundzüge der modernen sozialen Entwicklung.“
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„Die evangelisch-sozialen Bestrebungen und die Frauen“, in: Die christliche Welt. Evangelisch-Lutherisches Gemeindeblatt für Gebildete aller Stände, Nr. 19 vom 10. Mai 1894, Sp. 459.