MWG digital

Die digitale Max Weber-Gesamtausgabe.

Editionsregeln MWG digital

Vorbemerkung - Wozu braucht man Editionsregeln?

Editionsregeln sind das Grundgesetz der Textpräsentation. Sie legen fest, nach welchen Methoden und Regeln die Texte ausgewählt, bearbeitet und verändert worden sind. Im Gegensatz zu nicht-wissenschaftlichen Textausgaben geht es um eine methodisch basierte und transparente Textdarstellung.

An jedem Punkt der Ausgabe soll nachvollziehbar sein:

  • welche Textfassung aus welchen Gründen ausgewählt worden ist;
  • warum und an welchen Stellen der Text verändert, verbessert oder auch ergänzt worden ist;
  • wo es Abweichungen zu früheren Textfassungen gibt.

MWG digital beruht auf der gedruckten Max Weber-Gesamtausgabe (MWG), die in 47 Bänden (1984–2020) in drei Abteilungen erschienen ist. Jede Abteilung hat eigene Editionsregeln, die auch für die Präsentation in MWG digital gültig sind.

In der Transformation von der Druckausgabe der MWG zu MWG digital gibt es ebenfalls Veränderungen, die durch zusätzliche Editionsregeln hier erklärt und transparent gemacht werden sollen.

Bedeutung der Schrifttypen

In der Edition wird generell unterschieden – auch rein optisch – zwischen den Weber-Texten = Haupttexten (in der MWG-Druckfassung Schrifttype: Times New Roman) und den einführenden bzw. erläuternden Texten der Herausgeber = Meta-Texte (Schrifttype: Helvetica). Diese optische Differenz wird in MWG digital übernommen, so dass die Autorenschaft jederzeit erkennbar ist: Max Weber = Serifen-Schrift und Herausgeber = Sans-Serifen-Schrift.

1. Präsentation der Texte Max Webers bzw. Haupttexte (main-text)

1.1. Texteinheiten

Die Druckausgabe zwingt zu einer Bündelung und festen Abfolge von Texten pro Bandeinheit. MWG digital folgt in der Bearbeitung der Bandeinteilung der MWG, behandelt die Texte aber als eigenständige Einheiten. Zu einer Texteinheit gehören der Text Max Webers (main-text) und der zugehörige Editorische Bericht bzw. die Editorische Vorbemerkung (meta-text). Die Referenz auf die MWG-Druckausgabe und die Zitierkompatibilität zur MWG-Druckausgabe bleiben jederzeit erhalten.

Jede Texteinheit erhält in MWG digital eine eigene URL und ein eigenes Profil durch die Metadaten.

  • Die URL ist eine unverwechselbare ID und folgendermaßen aufgebaut:
    • https://mwg-digital.badw.de/*titel*/#kapitel/
    • Bsp: https://mwg-digital.badw.de/protestantische-ethik-2/#die-religioesen-grundlagen
  • Die Metadaten enthalten folgende Informationen:

1.2. Textdarstellung

Im Gegensatz zur MWG-Druckseite, die neben dem Weber-Haupttext auch editorische Apparate und technische Zusatzinformationen enthält, steht in MWG digital der Weber-Haupttext im Vordergrund. Damit ähnelt die Textdarstellung der Max Weber-Studienausgabe.

Beispiele aus MWG I/2 "Römische Agrargeschichte", S.141. Links: Textpräsentation der Druckfassung, Rechts: Textpräsentation digital.

MWG digital präsentiert Max Webers Texte als Fließtext, d.h. alle Zusatzinformationen „verschwinden“ optisch zunächst.

Auf Wunsch anklickbar sind:

  • Webers eigene Fußnoten (hochgestellte arabische Ziffern mit Klammer: 1), 2), auch 1a), selten Asterisken *) etc.)
  • der textkritische Apparat (Buchstaben-Indices: a, b etc.; bei der Indizierung von mehreren Wörtern oder Textpassagen in MWG: a-a etc. unterlegt MWG digital die Textpassage, die zugehörige Textinformation ist über den Index am Ende der Passage abrufbar)
  • der Sacherläuterungsapparat (hochgestellte arabische Ziffern: 1, 2, 3 etc.)

Technische Zusatzinformationen:

  • MWG-Seitenangaben (sichtbar in unterlegten Feldern; eingefügt zum Seitenbeginn bei allen Seiten, auch wenn die Angabe in der MWG-Druckfassung aus ästhetischen Gründen teilweise ausgespart wurde)
  • Randsiglen = Seitenangaben der Textvorlage, z.B. A 12, B 3 etc. (sichtbar in unterlegten Feldern)
  • Zeilenumbrüche
  • Zeilenzähler zum Weber-Text werden nicht wiedergegeben
  • Kolumnentitel werden nicht wiedergegeben, die Zuordnung zum Text bzw. zur Kapiteleinteilung erfolgt durch den Header bzw. die Lesezeichenleiste links neben dem Text

Beispiele aus MWG I/2 "Römische Agrargeschichte", S. 251. Links: MWG Druckfassung, Rechts: MWG digital.

Legende:

  • Blau = MWG-Seitenangaben
  • Blau unterstrichen = Randsiglen der Druckvorlage
  • Rot = Webers Fußnoten
  • (Rot rund eingeklammert) = Zeilenzähler
    [Rot eckig eingeklammert] = Kolumnentitel
  • Gelb = Sacherläuterung der Editoren
  • Grün = Textkritik und Textvarianten

1.3. Texteingriffe

MWG digital übernimmt alle Texteingriffe der MWG-Druckfassung. Die MWG folgte den von 1901 bis 2006 gültigen Regeln zur deutschen Rechtschreibung. Dies betrifft die minimalistische Anpassung der Schreibweisen Max Webers, aber vor allem die Texte der Herausgeber.

Generell erfolgten Zusätze der Herausgeber zum Text Max Webers in [  ], Veränderungen am Text durch Nachweis in textkritischen Anmerkungen. Daneben gab es ein Set von stillschweigenden Texteingriffen, die insbesondere die Schreibung von Umlauten und ss als ß sowie offensichtliche Rechtschreib- bzw. Druckereifehler und Interpunktionsfehler betrafen.

Veränderungen von MWG digital gegenüber der MWG-Druckfassung werden nach demselben Schema kenntlich gemacht. Dies gilt für inhaltlich markante Abweichungen, insbesondere in den Texten Max Webers. Der Nachweis erfolgt durch eine Anmerkung (N1, N2 etc.).

Die neue Präsentation in MWG digital macht es aus Gründen der besseren Zugänglichkeit und Übersichtlichkeit notwendig, ggf. Überschriften und Zwischenüberschriften einzufügen.

Teilweise war auch eine Vereinheitlichung der Überschriften gegenüber der MWG-Druckfassung notwendig (Bsp. MWG I/17 – abweichende Überschriften in Inhaltsverzeichnis und über Text).

Stillschweigende Änderungen in MWG digital von:

  • offensichtlichen Rechtschreibfehlern in MWG-Druckfassung
  • offensichtlichen Interpunktionsfehlern
  • offensichtlichen Zitationsfehlern der Herausgeber

1.4. Neue Texte

Nach Abschluss der MWG-Einzelbände sind – sehr selten – noch neue Weber-Texte oder Weber-Briefe bekannt geworden. Diese werden in MWG digital aufgenommen und entsprechend der MWG-Editionsregeln aufgearbeitet und präsentiert.

Neu aufgefundene Manuskriptteile oder Textvarianten zu bereits edierten Texten werden – mit Nachweis – den entsprechenden Texten der MWG-Druckfassung zugeordnet.

2. Präsentation der Herausgeber-Texte (meta-text)

Als Herausgeber-Texte sind sowohl einführende und erläuternde Texte als auch die vom Herausgeber verantworteten Verzeichnisse und Register zu verstehen. In der MWG-Druckfassung sind sie in der Helvetica-Schrift wiedergegeben. In MWG digital sind die einführenden und erläuternden Herausgeber-Texte in der Regel Metatexte und werden – entsprechend ihrer Bedeutung - entweder als Bilddateien (feststehende, nicht durchsuchbare Texte) oder durchsuchbare HTML-Texte wiedergegeben. Verzeichnisse und Register sind in der MWG-Druckausgabe bandbezogen. Sie werden in MWG digital mit Ausnahme der Inhaltsverzeichnisse in einer Datenbank zusammengestellt, d.h. aus dem Einzelbandkontext herausgelöst und kollationiert.

2.1. Herausgeber- bzw. Metatexte

  • MWG-Titelblätter (Bilddatei; MWG-Band)
  • Vorwort (Bilddatei; MWG-Band)
  • Allgemeine Bemerkungen der Herausgeber (Bilddatei; MWG-Band)
  • Einleitung der Herausgeber (= „Editorische Einleitung“ in Abgrenzung zu Max Webers eigenen „Einleitungen“; MWG-Band) (HTML)
  • Editorische Berichte bzw. Editorische Vorbemerkungen (HTML; als direkter Meta-Text zu Weber-Texteinheit)
  • Textkritische Apparate (HTML; Bestand des Weber-Textes)
  • Sacherläuterungen (HTML; Bestand des Weber-Textes)
  • Anhang-Texte Max Webers (HTML)
  • Anhang-Texte von Dritten (Bilddatei; MWG-Band)
  • Editionsregeln (PDF)

2.2. Verzeichnisse und Register

  • Inhaltsverzeichnis der Herausgeber (HTML; MWG-Band)
  • Siglen, Zeichen, Abkürzungen (PDF)
  • Personenverzeichnis, kollationiert mit Sachregister (DB/SQL-Tabelle)
  • Glossar, kollationiert mit Sachregister (DB/SQL-Tabelle)
  • Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur, kollationiert mit Quellenregister; Fundstellen pro Band neu angelegt (DB/SQL-Tabelle)
  • Verzeichnis der als Varianten zum Edierten Text berücksichtigten Textfassungen (Bilddatei; MWG-Band)
  • Spezialverzeichnisse: Maße, Gewichte, Mengen, Währungen; Verzeichnis der Tabellen (PDF)
  • Neu: Verzeichnis der vom Editor zitierten Literatur (DB/SQL-Tabelle)
  • Kartenskizzen (Bilddatei; MWG-Band)
  • Seitenkonkordanzen (Bilddatei; MWG-Band)
  • Bibelstellenregister -> Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur
  • Personenregister -> Personenverzeichnis
  • Sachregister -> Glossar
  • Ortsregister (DB/SQL-Tabelle)
  • Quellenregister -> Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur

3. Präsentation von Bildmaterialien

Die MWG-Druckausgabe enthält – sehr sparsam – Porträts von Max Weber und nur ausnahmsweise von seinen Zeitgenossen. Faksimiles von Original-Manuskripten oder Briefen Max Webers sind auch nur in Auswahl zur Illustration beigegeben. In dieser Hinsicht schafft MWG digital neue Möglichkeiten, indem – sofern die Rechtslage es zulässt – Bilddateien in größerem Umfang eingebunden werden können. Dies verschafft einen direkten und authentischen Einblick in die Textvorlagen.

3.1. Bilder

Auf die Wiedergabe von Max Weber Porträts wird in MWG digital weitgehend verzichtet, weil die Rechte zumeist bei externen Institutionen liegen.

3.2. Faksimiles

Original- Manuskripte Max Webers sind nur wenige überliefert. Sie haben einen hohen Illustrationswert für die editorische Arbeit, die mit der Entzifferung der schwer lesbaren Handschrift beginnt. Sie werden in MWG digital möglichst vollständig abgebildet, so dass der Nutzer sie mit der Transkription vergleichen kann. Das gilt auch für Typoskripte, d.h. maschinenschriftliche Texte, und Korrekturfahnen, die zum Teil handschriftliche Korrekturen und Erweiterungen enthalten.

3.3. Erstdrucke und Textvarianten

Die originalen Textabdrucke, die der MWG als Vorlagen dienten, reichen von Buchpublikationen über Zeitschriftenbeiträge bis hin zu Zeitungsartikeln. Oft sind die Texte noch in der alten Frakturschrift abgedruckt. Der Originalabdruck liefert als Bilddatei insbesondere bei den unselbständig erschienenen Texten einen direkten Eindruck vom Kontext der Publikation. MWG digital bindet diese Informationen ein; über die Randsiglen können Erstdruck und Editionstext nebeneinandergestellt und parallel gelesen werden. Zusätzlich können Textvarianten durch die Bereitstellung in MWG digital als fortlaufender Text gelesen werden. In der Textedition sind sie nur durch den negativen Apparat rekonstruierbar und deshalb nur fragmentiert lesbar.