[912]Die landwirthschaftliche Arbeiterfrage
[Vortrag in der „Sozialwissenschaftlichen Studentenvereinigung“ in Berlin, 1894]
Im Zusammenhang mit dem im Oktober 1893 vom Evangelisch-sozialen Kongreß veranstalteten Evangelisch-sozialen Kursus zu Berlin
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wurde an der Berliner Universität nach Göttinger Vorbild die „Sozialwissenschaftliche Studentenvereinigung“ unter dem Vorsitz von Karl von Mangoldt gegründet. Sie verfolgte das Ziel, interessierten Hörern aller Fakultäten grundlegende sozialwissenschaftliche und nationalökonomische Kenntnisse zu vermitteln und sie mit sozialpolitischen Fragen vertraut zu machen.[912] Siehe zu diesem Kursus den Editorischen Bericht zu Webers Beitrag „Landwirtschaft und Agrarpolitik“, oben, S. 254–258.
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Regelmäßig referierte ein Vereinsmitglied, darüber hinaus wurden während des Semesters Professoren oder andere namhafte Männer des öffentlichen Lebens zu Vorträgen eingeladen. In diesem Zusammenhang referierte auch Max Weber über „Die landwirthschaftliche Arbeiterfrage“.Vgl. vor allem Köhnke, Klaus Christian, Wissenschaft und Politik in den Sozialwissenschaftlichen Studentenvereinigungen der 1890er Jahre, in: Simmel und die frühen Soziologen, hg. von Otthein Rammstedt. – Frankfurt am Main: Suhrkamp 1988, S. 308–341. Siehe auch den Artikel des ehemaligen Vorsitzenden der Vereinigung, Ernst Schultze: Die sozialwissenschaftliche Vereinigung, in: Die Zukunft, Band 11, 8. Juni 1895, S. 466f., sowie den Artikel „Ein Vorstoß gegen die akademische Freiheit“, in: FZ, Nr. 346 vom 14. Dez. 1894, 1. Mo.BI.
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Der Zeitpunkt des Vortrags kann nur annähernd bestimmt werden. Weber hat ihn frühestens in der zweiten Hälfte Juni 1894Schultze, Vereinigung, S. 466. Der Titel wird ebenfalls im Bericht des Universitätsrichters an das Kultusministerium vom 13. Dezember 1894 genannt. ZStA Merseburg, Rep. 76 Va, Sekt. 2, Tit. XII, Nr. 17, Band 1, BI. 148. Auch die FZ, ebd., erwähnt Weber als Referenten, allerdings ohne das Thema anzugeben.
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und spätestens am 15. August 1894 (Ende des Sommersemesters) vor seiner Übersiedlung nach Freiburg im September gehalten. In einer Karte Webers vom 6. Mai 1894 an Ernst Schultze heißt es: „ich kann an den beiden vorgeschlagenen Montagen nicht. Auch habe ich für die Zeit bis Mitte Juni schon andere ältere Ersuchen ähnlichen Inhalts ausgeschlagen und es wäre nun nicht wohl möglich, daß ich auf den Ihrigen einginge. In der 2ten Hälfte Juni bin ich gern bereit.“ UB Basel, Nl. Arthur Spiethoff.
Neben Max Weber hatten in der Vereinigung u. a. auch der Nationalökonom Max Sering über die „Arbeiterbewegung in England und Deutschland“ und der Sozialphilosoph Georg Simmel über „Psychologie des Sozialis[913]mus“ referiert.
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Die „Sozialwissenschaftliche Studentenvereinigung“ wurde Ende 1894/Anfang 1895 das Ziel scharfer Angriffe von seiten antisemitischer Studenten des „Vereins Deutscher Studenten“ sowie des Schwerindustriellen Carl Ferdinand Freiherr von Stumm.[913] Schultze, Vereinigung, S. 466.
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Siehe die Rede von Stumms anläßlich der ersten Lesung der Umsturzvorlage am 9. Januar 1895, Sten. Ber. Band 138, S. 210, sowie den Editorischen Bericht zu Webers Artikel „Die Kampfesweise des Freiherrn v. Stumm“, oben, S. 512–516.
Ein Manuskript oder Presseberichte über Webers Vortrag sind nicht überliefert.