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MWG digital

Die digitale Max Weber-Gesamtausgabe.

[900]Editorischer Bericht

Zur Entstehung
Vom 4. bis 8. Oktober 1897 fand in Karlsruhe ein sozialwissenschaftlicher Kursus statt, der von der Evangelisch-sozialen Vereinigung für Baden und der Evangelisch-sozialen Konferenz für Württemberg nach dem Vorbild vorausgegangener Kurse des Evangelisch-sozialen Kongresses in Berlin durchgeführt wurde. Beide Vereinigungen standen dem Evangelisch-sozialen Kongreß nahe und waren auf Initiative von Mitgliedern des Kongresses gegründet worden:
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[900] Herz, Johannes (Hg.), Evangelisches Ringen um soziale Gemeinschaft. Fünfzig Jahre Evangelisch-Sozialer Kongreß, 1890–1940. – Leipzig: Hinrichs und Klotz 1940, S. 53–57.
die Evangelisch-soziale Vereinigung für Baden am 7. Juni 1894
2
„Eine evangelisch-soziale Vereinigung in Baden“, in: Mitteilungen des Evangelisch-sozialen Kongresses, Nr. 3 von März 1895, S. 5.
und die Evangelisch-soziale Konferenz für Württemberg im Winter 1894/95.
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Herz, Evangelisches Ringen, S. 56; Chronik der Christlichen Welt, Nr. 21 vom 30. Mai 1895, S. 191.
Max Weber war Mitglied der Evangelisch-sozialen Vereinigung für Baden; der Zeitpunkt seines Beitritts in die Vereinigung ist nicht bekannt. Er half bei der Organisation des Kursus in Karlsruhe, indem er unter seinen Fachkollegen nach Referenten Ausschau hielt und namentlich Carl Johannes Fuchs, seinen Freiburger Nachfolger, zu gewinnen suchte.
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Briefe an Carl Johannes Fuchs vom 19. Juni 1897 und vom 24. Juni 1897, UB Tübingen, Nl. Carl Johannes Fuchs, Md 875:391.
Im September 1897 traten die Evangelisch-soziale Konferenz für Württemberg und die Evangelisch-soziale Vereinigung für Baden mit einem gemeinsamen Aufruf zur Teilnahme an dem sozialwissenschaftlichen Kursus an die Öffentlichkeit. Max Weber war in seiner Eigenschaft als Mitglied des Ausschusses der Vereinigung für Baden als Unterzeichner beteiligt.
In dem Aufruf wurde als erstes eine sechsstündige Vortragsreihe von Max Weber über „Agrarpolitik“ angekündigt;
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Die Berichte über die Vorträge Webers sind oben abgedruckt, S. 830–841. Siehe auch den dazugehörigen Editorischen Bericht.
weiterhin waren als Referenten [901]Heinrich Herkner (Unternehmer- und Arbeiterverbände), Hermann Losch (Bevölkerungsproblem), Walter Troeltsch (Handwerkerfrage) und Gerhart von Schulze-Gaevernitz (Handelspolitik) genannt. Ferner wurde eine Vortragsreihe über „Kommunalpolitik“ angekündigt, ohne einen Referenten zu benennen.
Der dem Aufruf beigegebene Stundenplan wurde später im wesentlichen eingehalten.
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[901] Dies ergibt sich aus den Berichten der Badischen Landeszeitung über den Kursus: Nr. 232 vom 5. Okt. 1897, 2. Blatt; Nr. 233 vom 6. Okt. 1897, 1. und 2. Blatt; Nr. 234 vom 7. Okt. 1897, 1. und 2. Blatt; Nr. 235 vom 8. Okt. 1897, 1. und 2. Blatt; Nr. 236 vom 9. Okt. 1897, 1. und 2. Blatt; Nr. 237 vom 10. Okt. 1897, 3. Blatt.
Am ersten Tag fand anstelle der ersten der geplanten Vorlesungen über „Kommunalpolitik“ eine Begrüßungsansprache statt. Es folgten dann jeweils einstündige Vorträge von Herkner, Losch und Troeltsch. Die Nachmittagsveranstaltungen des gleichen Tages verschoben sich um jeweils eine Stunde, so daß Weber nicht von vier bis sechs Uhr, sondern von fünf bis sieben Uhr referierte. Der für Freitag, den 8. Oktober, vorgesehene Vortrag Herkners und die Schlußdiskussion mit Schulze-Gaevernitz über „Handelspolitik“ kamen nicht zustande. Als Referent über „Kommunalpolitik“, dessen Benennung in dem Aufruf offen geblieben war, sprach der Frankfurter Stadtrat Karl Flesch.

Zur Überlieferung und Edition

Ein Manuskript ist nicht überliefert. Der Abdruck folgt dem Text, der unter der Überschrift „Aufruf zum Besuch eines sozialwissenschaftlichen Kursus in Karlsruhe vom 4. bis 8. Oktober“, in: Mitteilungen des Evangelisch-sozialen Kongresses, hg. vom Aktionskomitee des Evangelisch-sozialen Kongresses, Berlin, Nr. 7 von September 1897, S. 1, erschienen ist (A).