[138][Rezension von: Christian von Ehrenfels, SexualethikNTitelangabe in MWG digital ergänzt.]
 Titelangabe in MWG digital ergänzt.
[[A 613]]Ehrenfels, Chr[istian] v., (Prag). Sexualethik. (Grenzfragen des Nerven- und Seelenlebens, Heft 56). Wiesbaden, 1907, J. F. Bergmann. 99 S. M. 2.80. 
 Das Buch lehnt sich an die zwei Bände des „Systems der Werttheorie“,
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 die „Grundbegriffe der Ethik“[138] Ehrenfels, System der Werttheorie, war 1897/98 in zwei Bänden erschienen: I. Band: Allgemeine Werttheorie, Psychologie des Begehrens, und II. Band: Grundzüge einer Ethik 1898. Von Ehrenfels verweist selbst in seiner Einleitung auf dieses Buch, das er als umfangreiches wissenschaftliches Werk bezeichnet, mit dem der Leser sich die philosophischen Grundlagen der hier zu behandelnden Fragen erarbeiten könne, vgl. Ehrenfels, Sexualethik, S. 7. 
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 und verschiedene Aufsätze des Verfassers an, Gemeint ist: Ehrenfels, Grundbegriffe. Von Ehrenfels nennt diese Schrift, die 1907 erschienen ist, das „Vermittlungsglied“ zwischen seinem Buch „System der Werttheorie“ (vgl. oben, Anm. 1) und der von Max Weber rezensierten Schrift, vgl. Ehrenfels, Sexualethik, S. 7. 
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 die es popularisiert. Der Verfasser ist auf sexuellem Gebiet strikter Moralist, nach seiner Terminologie Vertreter der „differenzierten Moral“, Weber kommt später, vgl. unten, S. 143 mit Anm. 16, auf andere Veröffentlichungen von Christian von Ehrenfels zu sprechen. Zu den hier gemeinten Aufsätzen dürfte gehören: Ehrenfels, Christian von, Die konstitutive Verderblichkeit der Monogamie und die Unentbehrlichkeit einer Sexualreform, in: Archiv für Rassen- und Gesellschafts-Biologie, 4. Band, Heft 5, 1907, S. 615–651, und Heft 6, 1907, S. 803–830 (hinfort: Ehrenfels, Sexualreform). Max Weber hatte diese Zeitschrift, insbesondere die programmatischen Äußerungen des Herausgebers Alfred Ploetz, vom ersten Band 1904 an im Blick, vgl. auch Weber, Die Begriffe Rasse und Gesellschaft, unten, S. 243–260. 
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 im Gegensatz zur „doppelten Moral“. (Die Einleitung über den Begriff des „moralischen Konflikts“ ist allerdings, wie der Vergleich der beiden, nur scheinbar verschieden liegenden, Beispiele zeigt, verfehlt.) In seiner Schrift „Grundbegriffe der Ethik“ führt von Ehrenfels dazu aus: „Das für das Wohl einer sozialen Einheit wünschenswerte Verhalten ihrer Mitglieder ist in vieler Beziehung ein verschiedenes, je nach Geschlecht, Altersstufe und selbst auch Stand oder sozialer Klase der Handelnden; – verschieden sind daher auch […] die für das Wohl der Gesamtheit wünschenswerten Willensdispositionen der Betreffenden […]. Das heisst also: – Die Moral ist bis zu gewissem Grade für Männer und Frauen, für Personen im jugendlichen, im reifen, im Greisenalter, für Angehörige der verschiedenen Stände differenziert.“ Ehrenfels, Grundbegriffe, S. 9. 
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 Seiner Begründung der Polygynie im Interesse der Erhaltung (nicht der [139]Art, sondern) des „Stammes“ und dessen „Hinaufzeugung“ hat, in der theoretischen Fundamentierung, diejenige der Wiedertäufer in Münster Von Ehrenfels unterscheidet Konflikte, bei denen etablierte Moralvorstellungen, anerkannte soziale Regeln und klare Handlungsziele im Spiel sind, von sexualmoralischen Gewissenskonflikten, bei denen es solche gesellschaftlich vorgegebene Entscheidungshilfen nicht gibt, vgl. Ehrenfels, Sexualethik, S. 1–7. 
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 wohl am nächsten gestanden, deren Prädikanten die Polygynie als das Mittel vertraten, die „virile Potenz“ der Männer des auserwählten Volkes Gottes voll auszunützen, und so dem Gebot der Genesis (1,28)[139] Radikale Gruppierung innerhalb des Täufertums, die 1534 in Münster zur Macht kam, das „Neue Jerusalem“ ausrief und für mehr als ein Jahr eine Gewaltherrschaft zur Durchsetzung ihrer politischen und sozialmoralischen Vorstellungen errichtete. 
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 in der Art gerecht zu werden, wie dies den Erzvätern gelungen sei (darin konsequenter als der Verfasser, vertraten sie demgemäß jedoch auch den Ehezwang gegen die Frauen, der nur wegen praktischer Unzuträglichkeiten nach kurzem Bestehen wieder beseitigt wurde). Gen. 1,28 (1. Buch Mose): „Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch, und füllet die Erde, und macht sie euch unterthan, und herrschet über Fische im Meer und über Vögel unter dem Himmel und über alles Tier, das auf Erden kreucht.“ 
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 Der Verfasser seinerseits deduziert, den anderen Zeitverhältnissen entsprechend, die gleiche Ethik rein „biologisch“. Er unterscheidet „natürliche“ und „kulturelle“ Sexualmoral.[139]A: wurde.)
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 – Maßstab der natürlichen Sexualmoral ist: daß unter ihr ein Menschenstamm sich andauernd bei Gesundheit und Lebenstüchtigkeit zu erhalten vermag, – Erfordernis: kontinuierliche Auslese, – Werkzeug derselben: der „virile Faktor“, d. h. der [A 614]Überschuß der männlichen Zeugungspotenz gegenüber der weiblichen Gebärfähigkeit und Beischlafbereitschaft, und der daraus folgende männliche Rivalitätskampf. Optimum des Ausleseresultates besteht bei Polygynie, welche das qualitative Optimum der Rivalen zur quantitativ maximalen Fortpflanzung gelangen läßt, den unterliegenden Rest der Männer aber auf hetäristische Befriedigung verweist. Eine diesem biologisch erwünschten Optimum entsprechende Veranlagung zur Polygynie ist normalerweise beim Mann vorhanden, Sein und Sollen sind bei ihm im Prinzip also im Einklang, masturbatorische, homosexuelle und „flatterhafte“ Veranlagungen („Laster“) ausgenommen. Beim Weibe wäre dagegen umgekehrt sinnliche Bedürftigkeit, soweit sie über das zur sexuellen Anziehung der Männer unbedingt erforderliche Maß hinausgeht, Untugend, weil in jedem Fall Quelle einer polygynie[140]feindlichen, also die Ausnützung der vollen virilen Potenz schädigenden Eifersucht der Ehefrauen, ungünstigenfalls aber der fortpflanzungs- und auslesefeindlichen (simultanen oder successiven) Polyandrie, welche virile Potenz direkt vergeudet. Neben der normalen, zur Fortpflanzung bestimmten Frau, deren sexuelle Tugenden demgemäß Keuschheit, Schamhaftigkeit, maßvoller Sexualtrieb, Fehlen der Eifersucht sind, ist die Hetäre im Interesse der Ruhe der Gesellschaft für die im Kampf um das Weib unterliegenden Männer erforderlich. – Die kulturelle Sexualmoral nun, in ihrer Entstehung letztlich darauf ruhend, daß die Zeugungsorgane zugleich der Entleerung der Exkremente dienen, daher, mit ästhetischer Verfeinerung, verhüllt werden müssen, um Kultur zu ermöglichen, bedeutete bei uns letzten Endes den – wenigstens offiziellen – Sieg der femininen biologischen Sexualtugenden: Scham und Keuschheit. Diese produzieren „Kultur“, indem sie den generativ nicht verwerteten Überschuß des männlichen Sexualtriebs in die Bahn religiöser, künstlerischer, abstrahierender und kombinierender Leistungen drängen. Also lebt die „Kultur“ auf Kosten der „Konstitution“. Daß dies aber an sich nichts Unabwendbares ist, zeigen dem Verfasser sowohl die Kulturleistungen der Barbaren (Sprachschöpfung, Erfindung der ersten Werkzeuge) als, noch heute, diejenigen der Ostasiaten, deren biologische Überlegenheit auf ihrer abweichenden Sexualmoral ruht. Vgl. Ehrenfels, Sexualethik, S. 7–19. 
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 – Die im folgenden von ihm kritisierte abendländische Sexualmoral schwankt in der Theorie zwischen dem romanisch-katholischen Mönchsideal und dem germanisch-protestantischen Pastorenideal der zu vollkommener Seelengemeinschaft sublimierten Einehe. Sie schafft in der Praxis für die Frau eine einfache (monogame), für den Mann – als Folge des Feminismus der Moral – eine „doppelte“ (offiziell monogame, inoffiziell begrenzt polygyne) Sexualmoral, ein Zustand, welcher nach dem Prinzip des kleinsten Kraftmaßes aus dem nun einmal von der offiziellen Sexualordnung erstrebten Ziele folgt (S. 27). Diese offizielle Monogamie nun schafft ein gewisses Optimum von Idealisierungsmöglichkeit (deren Voraussetzung eben die feminine Schamhaftigkeit ist), von Schutz gegen Geschlechtskrankheiten, von Stillestellung des gesellschaftsfeindlichen männlichen Rivalitätskampfes, von Schutz der Frauenwürde, von Weihe des Eigen[141]tumsgedankens, von Sublimierung der Sexualaffekte in Kulturleistung, endlich auch von Chance des Auftauchens des (stets auf extremster Transformation von Physischem in Psychisches, also: Erhaltung des Abnormen, ruhenden) Genies; – sie ist andrerseits, auf kulturellem Gebiet, verantwortlich für die Herrschaft der Heuchelei, auf konstitutivem aber für die Ausschaltung des die Auslese der Tüchtigsten tragenden „virilen Faktors“ (s. o.)[140] Vgl. Ehrenfels, Sexualethik, S. 19. 
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 und für die Wendung der Auslese [A 615]zu gunsten der normalerweise früher zur Ehe gelangenden, weil sich leichter bindenden, „gesunden Mittelmäßigkeit“. Diese Tendenz wird verstärkt durch die ökonomischen Motive unserer Erbordnung: die (nach des Verfassers Annahme „statistisch – durch Schädelmessung – erwiesene“) Überlegenheit des durchschnittlichen Menschentypus der sozial „höheren Klassen“ bringt aus diesen Gründen dessen stetes Zurückweichen vor den minderwertigen Typen mit sich.[141] Oben, S. 139. 
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 – Der biologisch orientierte Moralismus des Verfassers will vor allem das heute „korrumpierte“ männliche Triebleben wieder in den Dienst rationaler Gattungszwecke stellen: – im Prinzip dasselbe, was der ältere Puritanismus, der rationalistische Pietismus und die rationalistische Aufklärung durch Beschränkung der sittlichen Erlaubtheit des Geschlechtsverkehrs auf den allein gottgewollten Zweck der Kinderzeugung wollten. In den Mitteln bestehen freilich erhebliche Differenzen: für das Mittel des (alten) Puritanismus (Monogamie) spricht sein notorischer populationistischer Erfolg, für das Mittel des Verfassers (Polygynie), nach dessen Ansicht, die angeblichen populationistischen Erfolge der Chinesen.  Vgl. Ehrenfels, Sexualethik, S. 37. 
Jene „Korruption des Fortpflanzungstriebes“
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 findet, nach dem Verfasser, insbesondere (S. 45) dadurch statt, daß vollwertige Männer mit zweckbewußtem Streben nach Fortpflanzung: Männer also, welche (S. 47, vgl. S. 51 unten), „überall dort, aber auch nur dort“, wo die „höheren“ Sinne und die durch sie vermittelten psychischen Inhalte erotische Erregung vermitteln Der Titel des 5. Kapitels, Teil II, von Ehrenfels, Sexualethik, lautet: „Korruption der Fortpflanzungstriebe“, ebd., S. 44. 
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,[141]A: vermitteln“
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 nach deren Befriedigung, die in diesem Fall im Interesse der „Art“ liegt, streben, sich an der [142]Erreichung ihres idealen Zieles durch die geltende Sexualmoral gehindert, und folglich zu biologisch minderwertigen Formen des  Abreagierens Vgl. ebd., S. 47. 
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 ihres Triebes, insbesondere zur Loslösung seiner Befriedigung von den höchsten erotischen Gefühlen, genötigt finden. Ein Mann, der, aus Prinzip, seine Werbung in die Erklärung kleiden würde: er wolle von dem Mädchen seiner Wahl ein Kind haben, würde im Kreise der „guten Familien“ keine Gegenliebe finden und zwischen Abstinenz und Prostitution „auf die Folter gespannt“ (S. 51). Durch die von jener Sexualmoral herbeigeführte Begünstigung der Fortpflanzung korrupter Triebe einerseits, und durch die von ihr erzwungene Unterbindung gesunder Instinkte andrerseits ist überdies (S. 50/1) auch die prinzipielle Richtigkeit (?) des Satzes: daß „starke Leidenschaft Ausdruck des Naturwillens zur Zeugung kräftiger Nachkommen“ ist, in Frage gestellt. Gegen die seit Erfindung der antikonzeptionellen Mittel drohende Entvölkerung nimmt uns die monogamische Familienmoral vollends jede Schutzwehr (S. 53), gibt aber (S. 54) eben dadurch künftig vielleicht den Impuls zur Reform. Diese Reform darf natürlich keinesfalls libertinistisch sein, da sie sonst nicht dem sittlich zweckbewußt handelnden Mann, sondern dem Streben des verführerischen Don Juan, sich auszuleben, entgegenkäme. (Bei August dem Starken würde der Verfasser also wohl den generativen Erfolg als einen sittlich wertlosen Nebenerfolg bewerten.)[142]A: Abrogierens
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 Würde man nach dem entscheidenden Kriterium der Qualifikation zur Fortpflanzung: des generativen Werts fragen, so könnte letztlich natürlich nur der Wille, sich fortzupflanzen, für den Verfasser in Betracht kommen, – physische „Gesundheit“ vorausgesetzt, – also (S. 88) „Zeugungs- und Züchtungsidealismus von rücksichts- und bedingungsloser Zielstrebigkeit“. Nach einer auf diesen Grundgedanken ruhenden, teils positiven, teils negativen Auseinandersetzung mit den modernen sexuellen Reformbestrebungen (S. 54–75) gelangt der Verfasser (Ab[A 616]schnitt IV, S. 75 ff.) zu den „Postulaten des Lebens“,Klammer fehlt in A. 
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 welche an Stelle der „Postulate der Liebe“ zu treten haben. Ethische Grundforderung ist: Rationalisierung des Sexualtriebs zum Fortpflanzungsstreben[142] So die Überschrift des Kapitels IV. 
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 [143]als solchem und Propagierung dieses Ideals durch Verbreitung der sittlichen Hochschätzung seiner praktischen Vertreter, also: derjenigen Männer, bei denen sich bereits die „Sexualität zum Fortpflanzungsstreben entwickelt hat“, und nur dieser. Gelingt eine Reform der öffentlichen Meinung auf dieser Basis, dann ist die heute als Schranke gegen das allgemeine Versinken im Hetärismus unentbehrliche Ächtung des Hetärentums entbehrlich. Die monogame Ehe aber gibt jenem durch Erziehung und Wertschätzung zu züchtenden Mannestypus der Zukunft heute „nur einen Teil statt des Ganzen, das sie verlangen“, während sie den Ehefrauen mehr gibt, als ihnen stammesbiologisch gebührt: das Recht auf ausschließlichen Besitz des Mannes und also die Ausschaltung des „virilen Faktors“. Für die demgemäß zu erstrebende Entziehung dieser heutigen, biologisch verwerflichen, Ehefrauenrechte soll (S. 82) die Frau durch Konzessionen auf dem Gebiet ihrer Stellung als Mutter und auf ökonomischem Vgl. Ehrenfels, Sexualethik, Kap. IV. „I. Die Verehrbarlichung des Fortpflanzungsstrebens“, S. 75–83. 
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 Gebiet entschädigt werden. Vorbedingung der Realisierung alles dessen aber wäre: 1) daß Männer auf den Plan treten, die das biologisch als richtig erkannte Frauenideal: die „mütterliche Frau“ (nicht nur theoretisch, sondern) auch mit sinnlicher Leidenschaft ersehnen (S. 81) und dadurch propagieren (was theoretische Erwägungen nicht vermögen); – 2) ein soziales Reformprogramm, wie es der Verfasser seinerzeit in der „Polit[isch]-anthrop[ologischen] Revue“ entworfen hat (Assoziation der Frauen zur Sicherung ihrer Existenz und arbeitsteilige Ersparung von Arbeit in Haus und Familie).[143]A: ökonomischen
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 Denn: (S. 64) unbeschadet der Pflicht des Weibes zur Schamhaftigkeit sind biologisch wertvoll nur Frauen und [144]Mädchen, welche „bereit sind, sich fast (?) jedem normalen Manne von gesund kräftiger Veranlagung in Liebe hinzugeben, dessen Sinnesart und Werbungsweise (s. o.[143] Bei der Darstellung seines Programms zur Reform der Sexualmoral verweist von Ehrenfels selbst zusammenfassend auf „eine Reihe von Aufsätzen“, die in der Zeitschrift Politisch-Anthropologische Revue, im 1., 2., 4. und 5. Jahrgang erschienen sind, vgl. Ehrenfels, Sexualethik, S. 83. In den Bänden der genannten Jahrgänge sind 15 Aufsätze erschienen, im 7. Jahrgang 1907/08 folgte noch eine weitere Veröffentlichung, vgl. Quellenverzeichnis von Oppitz, Ehrenfels (wie oben, S. 134, Anm. 2), S. 249. Die für von Ehrenfels hinsichtlich seines Reformprogramms wichtigsten Schriften sind sicherlich: Ehrenfels, Christian von, Die Ehe nach Mutterrecht, in: Politisch-Anthropologischen Revue, 4. Jg., 1905/06, S. 633–647, und ders., Das Mütterheim, ebd., 5. Jg., 1906/07, S. 221–239; diese beiden Aufsätze erwähnt Ehrenfels, Sexualreform (wie oben, S. 138, Anm. 3), S. 820. Ob Weber diese Aufsätze in der Politisch-Anthropologischen Revue zur Kenntnis genommen hat, wissen wir nicht. 
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 und speziell S. 51 unten) ihr und ihren Kindern ein sicheres und erfreuliches Heim zu bieten verbürgt“. Damit wird die Ausschaltung der offenbar auslesefeindlichen heutigen Bedeutung der Vermögensqualifikation hierzu zu einem (in dieser Schrift nicht weiter erörterten) Problem. – 3) Endlich der Entschluß generativ wertvoller Männer, die „Emanzipation des Mannes“ (von der femininen Moral) zu vollziehen und ihre Ideale auch im Widerspruch mit der Sitte durch Propaganda[144] Weber verweist hier innerhalb des Zitats auf seine eigenen Ausführungen, oben, S. 142. 
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 der Tat zu vertreten. – Es folgt (S. 85) der von dem Verfasser schon an anderen Stellen und in höchst pathetischer Form vorgetragene Hinweis, daß nur eine biologisch orientierte Sexualmoral das Abendland vor dem Unterliegen gegenüber dem Mongolentum bewahren könnte, schließlich aber (S. 90) die Zweifelsfrage: ob nicht vielleicht doch die Mission des Abendlandes, weil die Zeit zur „biologischen“ Orientierung unserer Ethik schon versäumt sei, vielmehr nach der grade entgegengesetzten Richtung: der immer weitergehenden Sublimierung unserer Kultur, selbst mit der Aussicht auf den dann zweifellosen generativen Untergang liegen könne? Diese Schwierigkeit versucht der Verfasser damit zu beseitigen, daß er, in plötzlicher Preisgabe seiner Unterscheidung, die Schaffung einer richtigen Sexualordnung selbst für ein Kulturprodukt von so hohem Wert ansieht, daß auch eine sterbende Rasse es ihrer siegreichen Konkurrentin hinterlassen sollte. Ein „sexualmoralischer Führer“ am Schluß erleichtert es dem Lernenden, die „biologische“ Begründung der einzelnen Moralvorschriften (z. B. sexuelle Askese der Jünglinge, „Wert der Jungfernschaft – wegen der Bedeutung einer [A 617]kräftigen sexuellen Aufnahmskapazität“, – biologisch zulässige begrenzte Toleranz unnatürlicher sexueller Befriedigungen, Unzulässigkeit häufigen Ehewechsels usw.)[144]A: Propagande
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nachzuschlagen. Weber paraphrasiert einige Stichpunkte des Anhangs „Sexualmoralischer Führer“, Ehrenfels, Sexualethik, S. 98 f., der Begriff „kräftige sexuale Aufnahmskapazität“ findet sich auf S. 65 der Schrift. 
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 In A folgt: (W.)
