[322][Die rassentheoretische Geschichtsphilosophie. Über Nation und Vaterlandsliebe]
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[[A 188]]Die eigentliche Frage im Rassenproblem wäre doch wohl: Sind bestimmte historisch, politisch, kulturell, entwicklungsgeschichtlich relevante Differenzen nachweislich ererbt und vererbbar, und welches sind diese Unterschiede? Diese Frage ist heute auf den meisten Gebieten noch nicht einmal exakt zu stellen, geschweige daß schon an ihre Lösung zu denken wäre. Ich selbst habe mich an ihrer Untersuchung auf einem Felde mitbeteiligt, das der exakten Forschung verhältnismäßig leicht zugänglich erscheint: wir hatten den Versuch machen wollen, Unterschiede der Verwendbarkeit und Rentabilität von Arbeitern verschiedener ethnischer Herkunft an modernen Maschinen unter anderem auch daraufhin zu untersuchen, inwieweit ihnen etwa Unterschiede ererbter und vererblicher Qualitäten zugrunde liegen könnten.
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 Aber obwohl hier die Differenzen der Leistung meßbar sind, direkt durch geeignete Vorrichtungen an den Maschinen (Stuhluhren z. B.), indirekt durch die Lohnverdienste, und obwohl ferner das Akkordlohnsystem ein ungefähr gleiches Maß von Anspannung der Leistungsfähigkeit zu garantieren wenigstens scheinen könnte, mußten wir uns doch überzeugen: es existieren noch nicht einmal die Mittel, die zu einer derartigen Feststellung selbst auf diesem relativ einfachen Beob[323]achtungsfelde dienen könnten. Und da will man schon mit Rassetheorien Geschichtskonstruktion treiben. – Wohin das selbst bei geistvollen Schriftstellern führt, ist leicht zu illustrieren. Der Untergang des römischen Reiches ist Gegenstand vieler rassetheoretischer[322] Weber bezieht sich auf seine Studie „Zur Psychophysik der industriellen Arbeit“ von 1908/09, für die er sich mit experimentalpsychologischen Untersuchungen zu körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit beschäftigte, um feststellen zu können, inwieweit Methoden und Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschung auf sozialwissenschaftliche Fragestellungen übertrag- und anwendbar sind. Wie in den Experimenten zur Arbeitskurve des Psychiaters Emil Kraepelin ließ sich zwar die unter den Arbeitsbedingungen der Fabrik geleistete Arbeit aufzeichnen, jedoch waren individuelle Leistungsunterschiede zwischen den Arbeitern mit dieser Methode nicht erklärbar, vgl. Weber, Zur Psychophysik der industriellen Arbeit, MWG I/11, S. 162–380, besonders Kap. 6 „Methodische Fragen“, ebd., S. 218–250. Diese Studie verfaßte Weber im Zusammenhang mit der 1908 im Verein für Sozialpolitik beschlossenen Enquete „Erhebungen über Auslese und Anpassung (Berufswahl und Berufsschicksal) der Arbeiterschaft der geschlossenen Großindustrie“, für die er als Mitglied des vorbereitenden Unterausschusses auch eine sog. Denkschrift über deren Ziele, Fragestellung und methodische Vorgehensweise geschrieben hatte, vgl. ebd., S. 78–149. 
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 Deutungsversuche geworden,[323]A: rassetheoretischen
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 für welche es charakteristisch ist, daß die gerade entgegengesetzten Konstruktionen alle gleich plausibel sind. Man hat ihn durch die Vernichtung der Herrenrasse in den angeblich besonders blutigen Kriegen des späten Römerreiches erklärt; aber in der Kaiserzeit war gerade Italien nahezu völlig vom persönlichen Kriegsdienst befreit. Man hat daher – eine gerade umgekehrte Erklärung! – argumentiert: durch eben diese Ausschaltung des Römertums sei der Geist der Armee und Verwaltung geändert worden. Septimius Severus hat in der Tat den Römeradel im Offizierkorps der Armee und in der Verwaltung aus politischen Gründen durch barbarische Emporkömmlinge verdrängt. Aber wenn dadurch unassimilierte, kulturlose Barbaren in die höheren Heeresschichten steigen, so tritt offenbar nicht ihrer Rassenangehörigkeit, sondern: ihrer Barbarei wegen eine Änderung der Nachfrage nach „Kultur“, eine Veränderung des Kunstgeschmacks ein. Einige der spezifischsten Römerkaiser waren ebenfalls Barbaren der ethnischen Herkunft nach, – nur eben durch Aufnahme in die Kulturtradition der Antike assimilierte Barbaren. Man sieht, es läßt sich mit Rassentheorien beweisen und widerlegen, was man mag. Es ist ein wissenschaftliches Verbrechen, heute, mit ganz ungeklär[324]ten [A 189]Begriffen, auf dem Gebiete der Antike durch kritiklosen Gebrauch von Rassenhypothesen die freilich weit schwierigere soziologische Analyse umgehen zu wollen, die keineswegs aussichtslos ist, während wir doch wohl die Hellenen und Römer heute nicht mehr daraufhin untersuchen können, inwieweit etwa ihre Qualitäten auf ererbten Anlagen beruhen oder nicht. Das gelingt selbst den sorgsamsten und mühseligsten Untersuchungen am heute lebenden Objekt, auch wenn wir es ins Laboratorium nehmen und exakt experimentieren, noch nicht. Wie steht es denn aber eigentlich mit der Rassenreinheit der Herrenschichten der Vergangenheit, von deren Rassenqualitäten die Rassentheoretiker fortgesetzt sprechen? Die legitime Ehe ist eine verhältnismäßig junge Institution zum Schutz der legitimen Frau,[323] Bereits in seiner Vorlesung „Allgemeine (‚theoretische‘) Nationalökonomie“, die Weber in den Jahren 1894–1898 mehrmals gehalten hatte, gab er eine Einführung in die biologischen und anthropologischen Grundlagen der Gesellschaft und verwies auf die zeitgenössische vererbungstheoretische Literatur und deren Schlußfolgerungen zur Bedeutung von Rassenmerkmalen in gesellschaftlichem Zusammenhang. In dem Abschnitt „Angebl[iche] Einzelergebnisse der anthropolog[ischen] Theorie“ behandelte er deren Verfahren, historische Tatsachen auf Rassendegeneration zurückzuführen, hier nannte er das Buch von Otto Seeck, Geschichte des Untergangs der antiken Welt. – Berlin: Siemenroth & Worms 1895, vgl. Weber, Allgemeine („theoretische“) Nationalökonomie, MWG III/1, S. 351–358, bes. S. 356. Zur rassentheoretischen Geschichtsschreibung äußerte sich Weber auch in seinem Diskussionsbeitrag zu Alfred Ploetz’ Vortrag beim Ersten Deutschen Soziologentag 1910, vgl. Weber, Die Begriffe Rasse und Gesellschaft, oben, S. 243–260, bes. S. 245, Anm. 6 und S. 255 mit Anm. 16. Das von Ploetz in der Diskussion erwähnte Buch von Seeck bezeichnete Weber in einem kurzen, Ploetz unterbrechenden, Einwand als „bedenklich“, vgl. ebd. 
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 und d. h. in Wirklichkeit: im Interesse von Monopolen der ökonomischen oder politischen Genossen des Mannes. Die Sippe der Frau will Schutz dagegen, daß durch die ursprünglich überall anerkannte patriarchale Willkür des Mannes das Kind irgend einer Sklavin oder eines Nebenweibes in die Rechte des Erben mit eingesetzt wird. Sie verlangt als Gegenleistung für die Mitgift, welche sie der Frau gibt, daß nun ihrem, dem legitimen Sohne, die Erbfolge garantiert wird. Die Bürgerschaft oder die Markgenossenschaft oder die religiöse Gemeinschaft will nicht, daß „der Sohn der Magd in Israel erbe“.[324] In seinem Text „Hausgemeinschaften“ aus „Wirtschaft und Gesellschaft“ untersucht Weber die ökonomische Versorgung des Haushaltes wie auch die Stellung von Mann und Frau und ihr jeweiliges (Herrschafts-)Verhältnis zu den Kindern, vgl. Weber, Hausgemeinschaften, MWG I/22-1, S. 114–161. In diesem Text verwandte er für das entstehende Recht der Frau den Begriff der „legitimen Ehe“ (vgl. ebd., S. 142). Wie Max Weber an den Verleger schrieb, gehen die „Grundgedanken“ zur „Entstehung der ,legitimen‘ Ehe“ auf die Arbeit von Marianne Weber zurück, vgl. Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 11. September 1906, MWG II/5, S. 156–159, hier S. 158; sowie Weber, Marianne, Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung. Eine Einführung. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1907. Das gemeinsame Interesse von Max und Marianne Weber an der Entstehung des Ehe- und Erbrechtes beschreibt Lichtblau, Klaus, Die Bedeutung von „Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung“ für das Werk Max Webers, in: Marianne Weber. Beiträge zu Werk und Person, hg. von Bärbel Meurer. – Tübingen: Mohr Siebeck 2004, S. 199–212. 
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 Damit erst beginnt in den Herrenschichten die Inzucht und Blutsreinheit. Solange aber der polygame Mann der Herrenschicht sich Weiber kauft, wo und wieviele er will[,] und der Held sein Weib gern durch Raub in der Fremde gewinnt, kann von Rassereinheit [325]gerade bei der Herrenschicht am allerwenigsten die Rede sein. Denn daß die rein erotisch determinierte Auswahl keineswegs nach dieser Richtung wirkt, steht unzweifelhaft fest. Man hat zwar behauptet, die blonde Frau sei von den arischen Helden ursprünglich ebenso bevorzugt worden wie der blonde Held von den Dichtern. Aber die Skalden In Anlehnung an Galater 4,3: „Aber was sagt die Schrift? Wirf die Magd hinaus und ihren Sohn, denn der Sohn der Magd soll nicht erben mit dem Sohne der Freien“. 
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 rühmen gerade umgekehrt die brünette Frau, wohl weil sie im Norden ebenso die größere Seltenheit war wie der blonde Held im Süden. Der Übergang vom blonden Frauenideal zur Verklärung des schwarzhaarigen leidenschaftlichen Weibes in der französischen Belletristik im 17. Jahrhundert fällt allerdings mit einer gewissen Verbürgerlichung des Romans zusammen. Aber ob dies deshalb mit Rassenverschiebungen etwas zu tun hat, ist doch recht fraglich, jedenfalls ist dieses Material höchst unsicher für wirklich wissenschaftliche Hypothesen. Ob und welche Beziehungen zwischen Kunst und Rassen bestehen, hat Herr Dr. Oppenheimer, wie schon Herr Professor Driesmans[325] Altnordische Dichter und Sänger. 
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 hervorhob[,][325]A: Driesmanns
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 unerörtert gelassen. Die weitgehende Gleichheit primitiver Ornamentik spricht in der Tat noch nicht unbedingt gegen die Bedeutung von Rassenunterschieden. Denn da sprechen die typischen, von der Ethnographie jetzt allmählich aufgedeckten Quellen ornamentaler Motive wohl überwältigend mit. Aber was eigentlich künstlerische Leistungen anlangt, so ist z. B. für Europa die Annahme eines paläolithischen und ziemlich nördlich gelegenen Kunstzentrums immerhin eine Tatsache, die wenigstens denkbarerweise auf spezifische Rassenbegabungen der Nordländer hinweisen könnte. Könnte! – Denn in mir ist trotz mancher ähnlicher wesentlich plausiblerer Beobachtungen schließlich doch immer wieder der Glaube an einen besonders intimen Zusammenhang von Rasse und Kunst durch sehr gewichtige Umstände erschüttert worden. Z. B. auf einem scheinbar so aus dem intimsten Fühlen  quellenden Weber verweist auf einen vorausgegangenen Diskussionsbeitrag von Heinrich Driesmans in der Debatte zu Oppenheimers Vortrag, vgl. Verhandlungen DGS 1912, S. 186 f. 
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 Kunst[A 190]gebiet wie der Musik ist die hellenische Kunst prinzipiell verwandt mit der arabischen, indischen, javanischen, japanischen, ja selbst der chinesischen. Alle die verschiedenen sehr [326]auffälligen Unterschiede scheinen sich teils rational, teils technisch, teils soziologisch erklären zu lassen. Die Tonbildung der spezifischen Instrumente der Hirtenvölker, namentlich des Dudelsacks, spielt dabei z. B. ihre Rolle und viele ähnliche Umstände.A: quellende
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 Nur im modernen Europa gibt es seit dem Mittelalter ein harmonisches Musiksystem, zu dem sich Vorstufen eigentlich nur in Afrika und der Südsee, nicht aber bei den antiken Völkern finden. In ihren Prinzipien steht die chinesische Musik der hellenischen näher als die deutsche. – Zweierlei wäre erforderlich, ehe die Rassentheorien überhaupt diskutabel werden: die Feststellung unverkennbarer und nie fehlender exakt psychophysisch zu definierender und zu messender und dabei nachweislich vererblicher Unterschiede in der Art des „Reagierens“ auf „Reize“ (um es technisch auszudrücken): – denn nicht Kulturinhalte unseres Bewußtseins, sondern der psychophysische Apparat ist Objekt der Vererbung. Und dann das zweite: der einwandfreie Nachweis: daß und inwieweit diese für spezifische Eigentümlichkeiten und Unterschiede der Kulturentwicklung kausale Bedeutung hatten. Nicht eine einzige Tatsache dieser Art liegt bis jetzt vor. – Ich komme nun zu den Vorträgen von Dr. Hartmann und Professor Michels. Hartmann erklärte, daß die Nationalität weder im Altertum noch im Mittelalter staatsbildend aufgetreten sei.[326] Der altarabische, von Nomaden, Viehzüchtern und Beduinen benutzte Dudelsack ist ein Beispiel für das Erzeugen von Ton- und Klangbildungen, die sich nicht mit der pythagoräischen Einteilung von Tonleitern mit festlegbaren Intervallen erfassen lassen, wie Weber selbst in seinem nachgelassenen und postum veröffentlichten Text zur Musiksoziologie geschrieben hatte, vgl. Weber, Max, Zur Musiksoziologie. Nachlaß 1921, MWG I/14, S. 145–280, bes. S. 172, 242. 
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 Das ist wahr, und der Grund liegt in der Eigenart der Staatsstruktur jener Zeiten. Dennoch aber ist im Mittelalter das sprachlich oder ethnisch bedingte Kontrastgefühl nicht gleichgültig gewesen. In den Kreuzzügen trat der Gegensatz zwischen französischer und deutscher Ritterschaft ganz schroff zutage. Und die Schlacht von Bouvines, in der das deutsche Reichsbanner erobert wurde, daneben wohl auch der ungerächte Untergang Konradins, gebaren den Nationalstolz des Franzosen dem Deutschen gegenüber. Vgl. Hartmann, Ludo Moritz, Die Nation als politischer Faktor, in: Verhandlungen DGS 1912, S. 80–97, hier S. 80 f. 
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 Der englische Nationalstolz wird im 15. Jahrhundert [327]bereits mit fast all den markanten Eigentümlichkeiten geschildert, die er noch heute hat. Um die gleiche Zeit erwacht er auch in Italien und Deutschland. Aber schon längst vorher hatten die Sprache und die Abstammung ihre gemeinschaftsbildende Rolle gespielt: der Deutsche Orden nahm nur Deutsche, der deutsche König mußte ein Deutscher sein, der böhmische König war Kurfürst nur, wenn er Deutscher war usw. Weil aber die Staatsformen andere waren, mußten diese Gegensätze damals im ganzen andere Wirkungen und Wirkungen auf anderen Gebieten zeigen als heute. – Hartmann hat ferner von der Naturgrenze zwischen den verschiedenen Nationalitäten gesprochen, die im wesentlichen unverrückbar festliege. Weber bezieht sich hier auf den Vortrag von Robert Michels, Die historische Entwicklung des Vaterlandsgedankens, ebd., S. 140–184, hier S. 142. In der Schlacht von Bouvines 1214 unterlagen die englisch-welfischen Verbündeten, der englische König [327]Johann Ohneland und der Welfenkönig Otto IV., dem König von Frankreich Philipp II. August, der seine Macht ausweiten und englische Gebietsansprüche in Frankreich zurückdrängen konnte. Otto IV. geriet in der Schlacht in französische Gewalt, bei seinem Rückzug wurde sein goldener Troßwagen zerstört und die Standarte mit dem Reichsbanner von den Franzosen erobert. Der Staufer Konradin hatte noch versucht, das an Karl von Anjou gegangene deutsche Königreich Sizilien zurückzuerobern, wurde von diesem festgesetzt und wahrscheinlich ohne Prozeß in Neapel öffentlich hingerichtet. 
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 Das mag für Böhmen zutreffen. Für den Deutschen Osten trifft es ganz und gar nicht zu. Das Wunder des Zusammenfallens von ethnischer und botanischer Grenze in Böhmen erklärt sich übrigens wohl einfach durch die Überlegenheit der deutschen Siedlungstechnik über die slavische, welche den schwierigen Aufgaben der Rodung der Bergabhänge nicht gewachsen war. Wenn im deutschen Osten eine natürliche, geographische, überhaupt eine geschlossene Grenzlinie zwischen den Nationalitäten läge, wenn nicht die unzähligen polnischen und deutschen Enklaven da wären, würde sich die Situation der Nationalitäten zueinander dort auf eine weniger komplizierte Formel bringen lassen, als es der Fall ist. – Zu den nebenher noch berührten [A 191]nordamerikanischen Verhältnissen will ich nur eine Bemerkung machen. Die ungeheure Assimilationsgewalt der Yankees, die übrigens gegenüber der ungeheuren Einwanderung bei dem Rückgang der eigenen Geburtenziffern jetzt wohl ihre Grenze erreicht hat, beruhte nicht auf Rassenqualitäten, sondern auf ihrem Kindererziehungssystem, das, wie das ganze Leben des genuinen Amerikaners, schon für die jüngsten Schulbuben weitgehend vom Prinzip der Selbstverwaltung und exklusiver, nur durch Ballotage ergänzter Gemeinschaften und [328]Klubs beherrscht wird; das prägt, mit seinem eigentümlichen Zwang zur Selbstbehauptung, den spezifisch amerikanischen Charakter und lehrt die Jungen auch im Leben sich selbst zu behaupten.  Vgl. Hartmann, Die Nation als politischer Faktor, ebd., S. 85 f. 
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Heinrich Driesmans (Berlin) kam direkt anschließend auf eine Äußerung Max Webers zum Untergang der römischen Kultur zurück: 
 Glaubt Professor Max Weber, daß die Barbaren, welche angeblich nur ihrer niedern Kulturstufe, nicht ihrer Rasse wegen den Verfall der antiken Kunst herbeiführten, diese Kunst hervorgebracht hätten, wenn sie wie die Römer von Anfang an an der Tiber gewohnt hätten? Es hat immer Barbaren gegeben, aber nur ein Hellas, nur ein Rom. Also hat es an den Hellenen und den Römern gelegen, wenn eine Kultur entstand. Seit Griechenland von Slaven bewohnt wird, einer minderwertigen Rasse, hat es keine zweite Blüte erlebt. 
 Max Weber antwortet darauf: 
 [[A 191]] Griechenland fiel in der Zeit der Renaissance unter die Türkenherrschaft. Und was die Römer anlangt, – wissen Sie nicht, daß, wie ich wiederholen möchte, gerade die tüchtigsten Kaiserfamilien mit Barbarenblut durchsetzt waren? und daß dasjenige Kaiserhaus, welches in völliger Impotenz verkam, das julisch-claudische, vielleicht das einzig reinrassige römische war? 
 