[473]Editorischer Bericht
Zur Entstehung
Der nachfolgend edierte Text beginnt mit einer Charakterisierung des „reinen“ Typus der charismatischen Herrschaft. Max Weber beschreibt ihn als eine „von innen“ heraus revolutionierende Macht, als historischen Träger des Kommunismus und als eine soziale Strukturform des Außeralltäglichen. In einem zweiten Schritt verfolgt Weber Motive, Ursachen und Folgewirkungen der Veralltäglichung des Charisma. Auf die zentrale Frage, was nach dem Erlöschen der Macht bzw. nach dem Tod des Charisma-Trägers aus der genuinen, persönlich begründeten charismatischen Strukturform der Herrschaft wird, bietet Weber eine Vielzahl von Entwicklungsoptionen an. Das Spektrum umfaßt 1. die amorphe Vergemeinschaftung ohne neues charismatisches Haupt, 2. die Kreierung eines persönlichen Nachfolgers und 3. die Umwandlung des Akklamationsverfahrens durch die Beherrschten in das moderne Wahlverfahren, aber auch 4. die Institutionalisierung des charismatischen Führers in Form des Königtums sowie 5. die strukturelle Bewahrung des Charismas in Form des Amts-, Gentil- bzw. Erbcharisma oder durch charismatische Erziehung.
Die Werke der von Max Weber explizit genannten Autoren – Abraham Kuyper, Eduard Meyer, Friedrich Nietzsche und Heinrich Schurtz
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– sind alle älteren Datums und bieten daher keinen Anhaltspunkt zur Eingrenzung der Textentstehung. Diese läßt sich aber durch die Erwähnung einer Reihe von politischen Ereignissen konkreter bestimmen, wie die folgenden Beispiele zur US-amerikanischen Politik zeigen: Max Weber beschreibt die alte Machtposition der Senatoren, die durch eine Verfassungsänderung am 31. Mai 1913 beschnitten wurde. Nachdem der Antrag ein gutes Jahr zuvor, am 15. Mai 1912, in den Kongreß eingebracht worden war, wurde die Stellung der Senatoren öffentlich diskutiert, so daß [474]Max Webers Äußerung in dem Zeitraum zwischen Vorlage und Verabschiedung anzusiedeln ist.[473] Zu Abraham Kuyper vgl. unten, S. 528 mit Anm. 19, das betreffende Werk erschien 1904; zu Eduard Meyers 1901 fixierter These vgl. unten, S. 500 mit Anm. 42; Nietzsches „Genealogie der Moral“ (vgl. unten, S. 515 mit Anm. 77) war bereits vor der Jahrhundertwende erschienen und das von Heinrich Schurtz „so liebevoll“ beschriebene Männerhaus bereits 1902 (vgl. dazu unten, S. 532 f. mit Anm. 27).
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Noch eindeutiger ist die dreifache Anspielung auf die Roosevelt-Kampagne im „letzten Jahr“.[474] Vgl. unten, S. 503 mit Anm. 48.
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Nachdem Expräsident Theodore Roosevelt im Sommer 1912 von den Republikanern nicht als Präsidentschaftskandidat nominiert worden war, gründete er im August 1912 eine eigene Partei zur Durchsetzung seiner Kandidatur. Diese Spaltung der Republikaner führte schließlich im November desselben Jahres zum Sieg des Demokraten Woodrow Wilson. Die gesamte Passage Vgl. unten, S. 506 f. mit Anm. 57, S. 510 mit Anm. 69 und S. 512 mit Anm. 72, dort mit dem expliziten Hinweis auf das „letzte Jahr“ sowie der dazugehörige Hinweis der Erstherausgeber auf das Jahr 1912 (ebd., textkritische Anm. x).
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über das moderne Wahlverfahren und den Kampf zwischen persönlichem Charisma und Parteibürokratie, einschließlich des Petitdrucks, dürfte folglich im Jahr 1913 niedergeschrieben worden sein. Vgl. unten, S. 502–512.
Max Weber knüpft an zwei Stellen seiner Darlegung an die Terminologie des Kategorienaufsatzes an.
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Am Textanfang findet sich sogar ein direkter Rückverweis, der sich im älteren Teil des Kategorienaufsatzes auflösen läßt. Vgl. die Erwähnung von „Gelegenheitsvergemeinschaftung“ – als Pendant zur „Gelegenheitsvergesellschaftung“ des Kategorienaufsatzes (unten, S. 492) sowie „Gemeinschaftshandeln“ (unten, S. 504). Zum Kategorienaufsatz und seiner Datierung vgl. die Einleitung, oben, S. 63–68.
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Da Weber im Juli 1913 mit Heinrich Rickert über die gesonderte Publikation des Manuskripts zur Kategorienlehre korrespondierte Vgl. unten, S. 482 mit Anm. 3. Als eine weitere mögliche Referenzstelle wäre zwar ein Passus im 2. Abschnitt von Weber, Die Wirtschaft und die Ordnungen, S. 4 f. (WuG1, S. 374–376) zu nennen, wobei aber die Ausführungen im Kategorienaufsatz wesentlich zutreffender sind.
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und damit entschied, die theoretischen Ausführungen aus dem Werkzusammenhang von „Wirtschaft und Gesellschaft“ herauszunehmen, muß der oben genannte Verweis zu einem früheren Zeitpunkt niedergeschrieben worden sein. Damit wäre der Juli 1913 als letztmöglicher Bearbeitungszeitpunkt für die Anfangspassage des Textes „Umbildung des Charisma“ festzuhalten. Auf den gleichen Abfassungszeitraum lassen auch die spezifizierten Angaben zum außereuropäischen Mönchtum schließen, Vgl. den Brief Max Webers an Heinrich Rickert vom 3. Juli 1913, MWG II/8, S. 260.
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das Max Weber im überlieferten Manuskripteinschub zum Text „Staat und Hierokratie“ eingehender behandelt hat. Vgl. unten, S. 486–491, sowie die Ausführungen in der Einleitung, oben, S. 60 f.
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Vgl. dazu die Wiedergabe des Originalmanuskripts, unten, S. 592–602.
[475]Im Vergleich zu dem abgebrochenen Text „Charismatismus“ zeichnet sich der Text „Umbildung des Charisma“ durch eine Fokussierung auf das Rationalisierungstheorem
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und eine elaboriertere Terminologie zur Analyse der charismatischen Herrschaft aus. Begriffe wie „außeralltäglich“,[475] Vgl. unten, S. 481 f., 484, 489–491 und 534.
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„Veralltäglichung des Charisma“, Vgl. unten, S. 486, als vermutlich erste Nennung im Kontext der älteren Fassung der „Herrschaftssoziologie“ und dann nur noch an zwei weiteren Stellen im Text „Staat und Hierokratie“, unten, S. 595 f. Darüber hinausgehend findet sich die Verwendung des Begriffs im älteren Bestand zu „Wirtschaft und Gesellschaft“ nur noch im Bereich der „Religiösen Gemeinschaften“ (vgl. die Registereinträge in MWG I/22-2, S. 519).
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die Klassifikation in „Amts-“, „Gentil-“ oder „Erbcharisma“ Vgl. unten, S. 494 und 517; weitere Verwendungen in den Texten zur älteren „Herrschaftssoziologie“ finden sich im Text „Feudalismus“, oben, S. 371 (Verweis auf die Behandlung der charismatischen Herrschaft), in „Staat und Hierokratie“, unten, S. 594, 597 und 625; im älteren Bestand zu „Wirtschaft und Gesellschaft“ dann nur noch im Bereich der „Religiösen Gemeinschaften“ (vgl. die Registereinträge in MWG I/22-2, S. 562).
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werden hier gehäuft verwendet. Es ist daher wahrscheinlich, daß der hier edierte Text erst nach dem Text „Charismatismus“ entstanden ist, der keine über das Jahr 1912 hinausweisenden Anhaltspunkte zur Datierung enthält. Zu beantworten bleibt die Frage, ob es sich bei dem unvollendeten Text „Charismatismus“ unter Umständen um eine Vorfassung zum hier vorliegenden Text oder doch um ein eigenständiges Werkfragment handelt. Die textinterne Verweisstruktur gibt auf diese Frage nur begrenzt Antwort, da es zwar einen Vorausverweis im Text „Charismatismus“ auf die Ausführungen zur „‚Versachlichung‘ des Charisma“ gibt, Vgl. unten, S. 520–530; „Amtscharisma“ findet sich im Bereich der älteren „Herrschaftssoziologie“ nur noch im Text „Staat und Hierokratie“ und „Gentilcharisma“ in den Texten „Feudalismus“ (oben, S. 397, bei einem Vorausverweis auf den hier vorliegenden Text) und „Staat und Hierokratie“ (unten, S. 650). – Der Begriff „Amtscharisma“ war in der Kontroverse um die Thesen von Rudolph Sohm erst im Jahr 1911 in einer Stellungnahme des katholischen Kirchenhistorikers Paul August Leder verwendet worden. Vgl. dazu die Einleitung, oben, S. 39.
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aber umgekehrt ein Rückverweis im Text „Umbildung des Charisma“ zum Begriff der „charismatischen Autorität“ nicht zwingendermaßen im Text „Charismatismus“ aufgelöst werden muß. Vgl. den Text „Charismatismus“, oben, S. 469 mit Anm. 25.
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Es gibt in dieser Hinsicht keinen eindeutigen Beleg für eine Einbindung des offenbar älteren Manuskripts in die Bearbeitungsstufe des Textes „Umbildung des Charisma“. Anders zu beantworten ist die Frage unter inhaltlichen Aspekten. Im Vergleich zum Text „Umbildung des Charisma“, der doch etwas unvermittelt beginnt, führt der Text „Charismatismus“ systematisch in das Thema und den Begriff des „Charisma“ ein. Er bestimmt ihn zusätzlich durch sein [476]Verhältnis zu den Alltagsordnungen (Verwaltung, Wirtschaft und Recht). Eine solche grundsätzliche Definition und die Berücksichtigung der Rechtsordnung fehlen im Text „Umbildung“, der vor allem die revolutionierende Wirkung des Charisma behandelt und es damit viel stärker als eine auch in der Gegenwart wirksame Form der Herrschaft akzentuiert. Trotz einiger Wiederholungen zu den Themen Kriegs- und Friedenshäuptlinge, Vgl. unten, S. 485 mit Anm. 9.
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frühes Königtum[476] Vgl. den Text „Charismatismus“, oben, S. 470 f., sowie die Stellen, unten, S. 483 f. und 514 f.
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und Wirtschaftsordnung Vgl. den Text „Charismatismus“, oben, S. 471 f., sowie unten, S. 515–517, auch das im Text „Charismatismus“ genannte Beispiel der assyrischen Königsinschriften (oben, S. 470) wiederholt sich unten, S. 484.
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sind die grundlegenden Ausführungen im Text „Charismatismus“ durch den hier edierten Text nicht redundant. Vgl. den Text „Charismatismus“, oben, S. 463–466, sowie unten, S. 484–489.
Auch innerhalb des Textes „Umbildung des Charisma“ gibt es Wiederholungen von Einzelbeispielen und Gedankengängen, wie z. B. die Erwähnung von Adoption und Erblichkeit
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oder die These vom Verlust der charakteristischen inneren Struktur des Charisma bei seiner Überführung in Dauergebilde. Vgl. unten, S. 496 und 521–525.
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Da diese Stellen nicht über Verweise miteinander verbunden sind, es sich also offensichtlich nicht um beabsichtigte Wiederholungen handelt, muß man von unterschiedlichen Bearbeitungsphasen und Formulierungsanläufen ausgehen, die abschließend nicht mehr abgeglichen worden sind. Dies gilt insgesamt für die drei in der Erstausgabe überlieferten Texte zur charismatischen Herrschaft und deren Umwandlung. Für den unabgeschlossenen Zustand sprechen auch unvermittelt hintereinander gestellte Aussagen und Abschnitte, die teilweise einen fragmentarischen Charakter vermitteln. Vgl. unten, S. 489–491 und 517.
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Vgl. z. B. die Textanordnung, unten, S. 491 f., wo drei Absätze unvermittelt hintereinander gestellt sind. Geht es zunächst um das Bedürfnis der Gefolgsleute, ihren Besitz dauerhaft zu legitimieren, also noch um den beginnenden Prozeß der Veralltäglichung des Charisma, springt der nächste Absatz zu anderen Herrschaftsformen über, wo das Charisma unter ganz anderen Bedingungen legitimierende Funktionen übernehmen kann. Danach folgt ein neuer kurzer Absatz mit dem einleitenden Satz: „Und auf der anderen Seite ist offenbar das grundlegende erste Problem, vor dem die charismatische Herrschaft steht, wenn sie zu einer perennierenden Institution sich umgestalten will […].“ Die Überleitung „auf der anderen Seite“ hat eigentlich keine Entsprechung, während inhaltlich an den vorletzten Absatz angeknüpft wird und damit das Problem der einsetzenden Veralltäglichung wieder aufgegriffen wird. Man kann vermuten, daß der mittlere Absatz nachträglich eingefügt worden ist. Fragmentarisch wirken die Zusammenstellungen zu charismatischen und anderen Erziehungsformen (vgl. unten, S. 533–535).
[477]Daß der hier vorgelegte Text „Umbildung des Charisma“ zum festen Bestand der älteren Fassung von „Wirtschaft und Gesellschaft“ und der „Herrschaftssoziologie“ gehört, beweist die Verweisstruktur, die in diesem Fall auch Hinweise auf Bearbeitungszusammenhänge liefert. Einer gleichen Bearbeitungsstufe gehören aufgrund der wechselseitigen Verweise die Texte „Bürokratismus“,
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„Feudalismus“[477] Diese beziehen sich auf die revolutionierende Wirkung der bürokratischen Struktur, vgl. den Verweis am Ende des Textes „Bürokratismus“, oben, S. 234 mit Anm. 58, und den entsprechenden Rückverweis, unten, S. 481 mit Anm. 1. Ebenso eindeutig bezieht sich ein Rückverweis, unten, S. 531 mit Anm. 22, zum Begriff der „Kultivierung“ auf den Text „Bürokratismus“. Weniger spezifisch ist hingegen der Verweis im Text „Bürokratismus“, oben, S. 234 mit Anm. 59, zur Behandlung der nicht-bürokratischen Herrschaftsformen.
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und „Umbildung des Charisma“ an, während eine verweisbedingte Verknüpfung mit dem Text „Patrimonialismus“ ausschließlich durch Verweise von dort aus zum hier vorliegenden Text hergestellt wird. Ein wechselseitiger Bezug besteht durch die Verweisformulierungen im Text „Feudalismus“, oben, S. 397 mit Anm. 53, und derjenigen, unten, S. 520 mit Anm. 91. Eindeutig läßt sich der Rückverweis, unten, S. 531 mit Anm. 23, im Text „Feudalismus“ auflösen, während ein Verweis in „Feudalismus“, oben, S. 380 mit Anm. 1, zu den charismatischen Wurzeln der feudalen Treuebeziehung nicht ganz eingelöst wird, und ein weiterer Verweis, oben, S. 418 mit Anm. 99, auch eine andere Auflösung zuläßt.
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Auffällig ist auch, daß in einer Rückschau im Text „Umbildung des Charisma“ bei den bisher behandelten Herrschaftsformen die patrimoniale fehlt, die Strukturmerkmale der bürokratischen, patriarchalen und feudalen Herrschaft hingegen als bekannt vorausgesetzt werden. Vgl. den Text „Patrimonialismus“, oben, S. 252 mit Anm. 14, S. 262 mit Anm. 35 und S. 366 mit Anm. 34.
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Dies könnte insgesamt dafür sprechen, daß die entscheidenden Ausführungen zum Patrimonialismus noch nicht vorlagen, als der Text „Umbildung des Charisma“ verfaßt worden ist. Auch die explizite Verwendung des Begriffs „Patrimonialismus“ fehlt. Vgl. unten, S. 491 mit Anm. 17.
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Die Termini „Patrimonialbeamte“, „Patrimonialbeamtentum“ und „-staat“ kommen hingegen vor, vgl. unten, S. 498, 534 und S. 520 f.
Durch die Textverweise sind die – auch inhaltlich zusammenhängenden – Texte „Charismatismus“, „Umbildung des Charisma“, „Erhaltung des Charisma“ und „Staat und Hierokratie“ eng miteinander verbunden. So läßt sich ein Vorausverweis im Text „Charismatismus“ zur „,Versachlichung‘ des Charisma“ auf den hier edierten und den nachfolgenden Text „Erhaltung des Charisma“ beziehen.
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Zwei Rückverweise aus dem Text „Erhaltung des Charisma“ haben Referenzstellen im Text „Umbildung des [478]Charisma“. Vgl. den Text „Charismatismus“, oben, S. 469 mit Anm. 25.
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Außerdem knüpfen die inhaltlichen Ausführungen zur legitimierenden Funktion des Charisma, seiner „schöpferischen Macht“ und zum Problem der Wahlen in modernen Massengebilden im Text „Erhaltung des Charisma“ direkt an die Darlegungen des Textes „Umbildung des Charisma“ an.[478] Vgl. den Text „Erhaltung des Charisma“, unten, S. 551 mit Anm. 26 und S. 559 mit Anm. 49, sowie ein Anderenortsverweis (unten, S. 552 mit Anm. 33), der sich im hier edierten Text auflösen läßt.
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Das Thema des „eingekapselten“ und göttlich verehrten Monarchen verbindet die beiden Texte zusätzlich mit dem sich anschließenden Text „Staat und Hierokratie“. Vgl. den Text „Erhaltung des Charisma“, unten, S. 558 f., und die entsprechenden Ausführungen, unten, S. 482 und 497–505.
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Es ist beachtenswert, wie bereits in beiden Texten „Umbildung des Charisma“ und „Erhaltung des Charisma“ auf das Thema der hierokratischen Herrschaft hingeführt wird. Vgl. dazu unten, S. 521 mit Anm. 1, sowie den entsprechenden Rückverweis in „Staat und Hierokratie“, unten, S. 648 mit Anm. 73. Zusätzlich gibt es einen Vorausverweis, unten, S. 532 mit Anm. 25, der sich eindeutig im Text „Staat und Hierokratie“ auflösen läßt.
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Vgl. unten, S. 516 f. und 529, sowie den Text „Erhaltung des Charisma“, unten, S. 559.
Die verweisbedingten Verbindungen zum Gesamtbestand der älteren Fassung von „Wirtschaft und Gesellschaft“ konzentrieren sich auf den Text „Politische Gemeinschaften“ und den Bereich der „Religiösen Gemeinschaften“, während sich ein Rückverweis aus der „Stadt“-Studie zum „Männerhaus“ an vielen Stellen auflösen läßt und somit keine eindeutige Verbindung zum Text „Umbildung des Charisma“ herstellt.
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Aus den „Politischen Gemeinschaften“ wird auf die Studien zur charismatischen Herrschaft verwiesen, Vgl. Weber, Die Stadt, MWG I/22-5, S. 180 mit Anm. 130, dort werden neben der Referenzstelle im hier vorliegenden Text zum Männerhaus (unten, S. 532) fünf weitere im Textbestand der älteren Fassung von „Wirtschaft und Gesellschaft“ genannt.
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so daß sich ein Bezug auch zum hier edierten Text herstellen läßt. Insgesamt drei Vorausverweise aus verschiedenen Abschnitten des Bereichs „Religiöse Gemeinschaften“ lassen sich auf den Text „Umbildung des Charisma“ beziehen, die inhaltliche Klammer bieten die Jünger-Propheten-Beziehung Vgl. Weber, Politische Gemeinschaften, MWG I/22-1, S. 210 mit Anm. 7, sowie den Editorischen Bericht zum Text „Charismatismus“, oben, S. 457 f.
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sowie die Ausführungen zur priesterlichen und Erweckungserziehung. Vgl. Weber, Religiöse Gemeinschaften, MWG I/22-2, S. 194 mit Anm. 53.
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Offensichtlich lagen die Textpassagen zu den genannten Themen bereits bei der Niederschrift der „Religionssoziologie“ vor, während es umgekehrt keinen Rückverweis aus dem hier [479]vorliegenden Text „Umbildung des Charisma“ auf die „Religiösen Gemeinschaften“ gibt. Dies spricht für zwei unterschiedliche Abfassungs- bzw. Bearbeitungszeiträume, in denen der Text „Umbildung des Charisma“ als der frühere einzustufen ist. Ebd., S. 159 mit Anm. 76 und S. 208 mit Anm. 81.
Zur Überlieferung und Edition
Ein Manuskript ist nicht überliefert. Der Edition liegt der Text zugrunde, der erstmals in der postumen Ausgabe von Marianne Weber und Melchior Palyi als Kapitel X. des Dritten Teils unter dem Titel „Umbildung des Charisma“, in: Weber, Max, Wirtschaft und Gesellschaft (Grundriß der Sozialökonomik, Abt. III, 4. Lieferung). – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1922, S. 758–778, erschienen ist (A).
Als Überschrift wird der Titel „Umbildung des Charisma“ der Erstausgabe übernommen. Ob der Titel von Max Weber selber stammt, konnte nicht zweifelsfrei ermittelt werden, da er im Text selbst keinen Niederschlag gefunden hat und in der Korrespondenz zwischen Marianne Weber und dem Verlag erst anläßlich der Übersendung der nachgelassenen Manuskripte zu „Wirtschaft und Gesellschaft“ am 25. März 1921 erwähnt wird.
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Der Titel wird daher in eckige Klammern gesetzt. [479] Vgl. Weber, Marianne, Auflistung des Manuskriptbestands vom 25. März 1921, VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446; dort wird der Titel „Umbildung des Charisma“ an Stelle 15 bzw. 16 aufgeführt mit dem Zusatz „fehlt Schluß“, der sich jedoch auf den Text „Charismatismus“ beziehen dürfte.
Emendiert und in den textkritischen Apparat gestellt wurden die offensichtlichen Zusätze der Erstherausgeber, wie die eingefügte Inhalts- und Seitenübersicht
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sowie eine Anmerkung. Vgl. unten, S. 481, textkritische Anm. a.
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Auffällig war die Verschreibung „unbekannt“ im überlieferten Text, die zu „uns bekannt“ verbessert wurde. Vgl. unten, S. 512, textkritische Anm. x, zur Datierung der bereits oben erwähnten Roosevelt-Kampagne.
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Die Verschreibung spricht für einen Hörfehler beim Diktat und deutet darauf hin, daß die entsprechende Textstelle entweder von Max Weber selbst diktiert worden ist, also bereits schreibmaschinenschriftlich vorlag, Vgl. unten, S. 531, textkritische Anm. u.
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oder aber erst nach seinem Tod wegen der schwierigen Manuskriptlage von Marianne Weber abdiktiert worden ist. Vgl. dazu die Bemerkungen in Zur Edition dieses Bandes, oben, S. 111 f.
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Auf Diktat- bzw. [480]Hörfehler dürften auch die Verschreibung der „unbewährten“ statt der „unbewehrten“ Gewaltunterworfenen Vgl. dazu die Aussage von Melchior Palyi in dessen Brief an Oskar Siebeck vom 29. März 1921 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446), ausführlich zitiert in Zur Edition dieses Bandes, oben, S. 96, Anm. 20.
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und die falschen Groß- und Kleinschreibungen zurückzuführen sein, z. B. bei den „Hindurchgegangenen“[480] Vgl. unten, S. 516 mit textkritischer Anm. d.
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– übrigens direkt im Anschluß an das offensichtlich falsch gehörte „uns bekannte“ – und den „feudalen oder amtlichen Honoratioren“. Vgl. unten, S. 531 mit textkritischer Anm. v.
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Demgegenüber dürften die Verschreibungen der liparischen Inseln („ligurische“ im überlieferten Text) Vgl. unten, S. 505 mit textkritischer Anm. o.
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oder von Josia (statt „Josua“) Vgl. unten, S. 487, textkritische Anm. g.
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auf Lesefehlern einer handschriftlichen Vorlage beruhen, da hier oft nur ein oder zwei Buchstaben anders entziffert worden sind, das Schriftbild aber sehr ähnlich gewesen sein dürfte. Vgl. unten, S. 522, textkritische Anm. m.