[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 12]
[[623]][A 12]Rickerts „Werth“
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 13r]
[A 13(1)]Wenn R[ickert] sagt: –
a
[623] In A folgt ein Anführungszeichen und eine Auslassungslücke.
so ist
b
〈Dem entgegenzuhalten,〉
vielmehr zu sagen, daß an die Stelle einer Reihe von freilich trivialen, aber durchaus verständlichen Termini ein höchst bedenklich schillernder, vieldeutiger und zu Misverständnissen gradezu [624]auffordernder Ausdruck gesetzt wird. Man setze doch der Probe halber einmal an allen Stellen, wo R[ickert] von „Werth“ spricht, die Ausdrücke „ “
c
[624] Auslassungslücke in A.
ein. Ein großer Teil seiner Ausführungen wird dann eine |:äußerlich wesentlich:| trivialere Färbung annehmen, aber wenn die Philos[ophie]
d
Logik > Philos.
die „W[issenschaft] v[om] Selbstverst[ändlichen]“ ist (Windelband), so hat sie die ausdrückl[iche] Constatierung des Selbstverst[ändlichen] als solchen auch in der Form nicht zu scheuen[.]
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 14]
[A 14(2)]So sehr man R[ickert]’s |:Begriff:| „Werth“ in der S.
e
In A folgt eine Auslassungslücke.
gegebenen Bedeutung schütteln mag, es fällt nichts Andres heraus als
f
In A folgt: der
|:die Bedeutung „wissenswerth“[,] u. also bedeutet die Notwendigkeit der Beziehung auf einen Werth nichts andres als der scheinbar recht triviale:| Satz: daß die Geschichte aus der empirischen Wirklichkeit das Wissenswerthe darstellen solle. Daraus allein ergiebt sich schon, daß R[ickert]’s |:mindestens in der Formulierung:| scharfe Grenzlinie
g
Scheidung> Grenzlinie
zwischen „historischen“ Individuen (den auf Werthe bezogenen
h
den 〈wert〉 Werthes > den auf Werthe bezogenen
) u. andren thatsächlich |:nicht nur historisch und individuell:| flüssiggedacht werden
i
sein > gedacht werden
muß, sondern daß vor Allem die
j
eine > die
unendliche Abstufung des Maßes
k
Gradesder >Maßes
, in dem die einzelnen Wirklichkeits-Bestandteile wissenswerth sind, nicht ignoriert werden darf.
l
〈Durch die Lust amFabulieren〈ist die Geschichte entstanden und)|:und in der Befriedigung der rein menschl. Neugier:| ist die Auslese des Historischenursprünglich bedingt worden〉
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 15]
[A 15(3)]Auf diesen, |:in ihrer
m
〈nur〉
Abstufung:| stets im Fluß befindlichen, Differenzen des Interesses, welches die Einzelnen, das jeweilige Publikum des Historikers[,]
n
wir > dieEinzelnen, das jeweiligePublikumdes Historikers
den einzelnen Bestandteilen
o
Fragen > Bestandteilen
der empirischen Wirklichkeit zuwenden, und nicht nur auf dem Grade der Allgemeinheit |:oder etwa gar der Normgemäßheit:| dieses Interesses
p
〈oder etwa auf dem Umstand, daß〉
ruht |:in der Wirklichkeit:| jene Auswahl, welche |:dabei:| |:angesichts der Schranken unsres Aufnahmevermögens:| nach dem „Princip der [Wirt]schaftlichkeit“[,]d. h. der Befriedigung zuerst des intensivsten Interesses[,]
q
verfahrend dasjeweilsInteressierende heraushebt > d. h. derBefriedigung zuerst desintensivstenInteresses
verfährt. Der Grund
r
Quell>Grund
des Interesses aber kann ein
s
der > ein
|:wenn nicht:| gradezu unendlich
t
〈vieles〉
, so doch praktisch [625]unerschöpflich
u
[625]〈viele〉
verschiedener sein, – auch auf dem Gebiet der Culturerscheinungen, von dem Interesse des Briefmarken- und Pantoffelsammlers bis zu dem Höchsten, was unser Herz bewegt.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 16]
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 17]
[A 16 (4)]Daß jeweils
v
〈|:bei Überschreitung:| an bestimmten Punkten〉
angesichts der
w
〈Endlichkeit u.〉
Schranken unsres Aufnahmevermögens und der Unendlichkeit der Mannigfaltigkeit der Weit nach Befriedigung der dringlichsten Fragen
x
Interessen > Fragen
das Interesse an den weiter möglichen sich – ziemlich rasch – dem Nullpunkt nähert und für die faktisch mögliche wissenschaftl[iche] Arbeit ihr praktisch |:durchaus:| gleichkommt, ändert daran nur in dem Sinn etwas, in welchem der
y
nichts, wenn man nicht den > nur 〈dann〉 in dem Sinn etwas, in welchem der
Satz vom „Umschlagen“ der Quantitäten in Qualitäten annehmbar
z
anwenden will richtig > annehmbar
ist. – [A 18 (4a)]Das
b
In A gehen vier bis fünf gestrichene Zeilen voran.
|:faktische:| Bestehen allgemeinen Interesses an manchen Teilen
c
gar immer einem Teil > manchen Teilen
der Wirklichkeit u. das Fehlen, auch das |:faktisch:| allgemeine Fehlen e[ines] solchen an dem überwiegenden anderen Teil derselben[,] ist |:als Thatsache:| psychologischrecht leicht
d
wohl > recht leicht
zu erklären, |:ebenso wenigstens in ihren allgemeinen Zügen,:| die |:jeweilige:| Gradabstufung. |:Der
e
A:Gradabstufung ist 〈schon wesentlich schwerer [??]〉 der
Versuch aber:| – Normen– insbesondere
f
aber, wenigstens > – insbesondere
für die letzterezu formulieren
g
zu finden dürfte > abzuleiten > zuformulieren
, führt m. E. nicht nur in die Metaphysik –
h
In A folgt: das ist
[.]
a
Text von Blatt 4a entsprechend des Hinweises von Max Weber hier eingefügt.
[[A 16 (4)]]Sobald man aber
i
neben über > aber
hinter den faktisch vorfindlichen jeweiligen Schranken des historischen Interesses in
j
und > in
ihrer faktisch vorfindlichen Abstufung noch etwas Anderes, Objektivessuchen will
k
sucht > suchen will
betritt man das Gebiet der Normen, d. h. man sucht dann nach einem
l
〈dauernd geltenden〉
Princip, aus welchem deduziert werden könnte, |:nicht etwa nur:| wofür |:überhaupt:| wir uns [A 17 (5)]|:ein für allemal:| interessieren sollten, |:sondern, in welchem Gradverhältnis unsere Interessenahme an den einzelnen Teilen der Wirklichkeit s[ich] abzustufen habe.:| Nur dies
m
daß, das > dies
kann ja |:schließlich:| der ins Triviale übersetzte Sinn jener
n
einer > jener
„Werthmetaphysik“ sein, in die R[ickert] ausmündet
o
wie sie R. für unentbehrlich hält > anstrebt > in die R. ausmündet
. An dieser Stelle muß es genügen, den Zweifel in die Möglichkeit einer inhaltlichen Erfassung [626]derartiger Normen auszusprechen u. nur hinzuzufügen, daß
p
[626]Dieser Zweifel kommt. Es ist > nur hinzuzufügen, daß
ein |:solcher:| Zweifel sehr wohl |:auch:| mit einer Auffassung vereinbar wäre
q
ist > wäre
, welche in der „absoluten Gültigkeit“ bestimmter „Werthe“
r
Interessen > „Werthe“
(wir würden sagen: „Interessen“) mehr als einen bloßen Grenzbegriff sieht: Die logische Möglichkeit
s
Das Beispiel der > DielogischeMöglichkeit
|:einer „formalen“:| Ethik zeigt |:jedenfalls:|, daß in dem Begriff von
t
Textverderbnis in A; [??] auch > in demBegriffvon
Normen
u
〈eine für unser Erkennen lediglichformale〉
|:für
v
derart > für
eine unendliche Mannigfaltigkeit des normierten Objektes
w
〈gelten könne, daß〉
:| nicht schon die Sicherheit [inhaltlicher]
x
Textverderbnis in A.
Formulierbarkeit liegt[.]
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 19]
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 19v]
[A 19]Welche Rolle spielt das „Interesse“ in den Naturwissenschaften?
Sollen etwa alle allgemeinen Wertbedeutungen, nur weil sie „allgemein“ sind, erfaßt werden?
(Offenbar: ja).
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 20v]
[A 20v]„Neue Wissenschaften“
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 20r]
[A 20r]G[e]g[en]stände treten in das Reich des Wissenswerthen ein dadurch, daß sie Probleme werden, neue Fragen entstehen
Dadurch[,] daß wir erkennen, daß wir etwas nicht wissen
Auf „Werth bezogen“ war das Ökonomische auch im Altertum.
Aber nicht als
a
kein > nicht als
Problem erfaßt.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 21]
[A 21]„Persönlichkeiten“
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 22r]
[A 22r]Persönlichkeit
Spezifisch schöpferisch geht sie in die Geschichte grade in dem uns Verständlichen ein: Gedanken.
Das „Irrationale“, Dumpfe, Triebhafte ist nicht irrationaler als irgend ein Naturvorgang. Darin, in dem „Rätsel“ ihre |:eigenartige:| Bedeutung suchen, ist versteckter Naturalismus, romantische Form des Naturalismus
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 22v]
[A 22v]Nicht daß sie Rätsel, sondern daß nur sie verständlich ist
[627]
macht Größe der Persönlichkeit aus
u. den Werth aller Geschichte
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 23r]
[A 23]Individuum
Der Knies’sche Persönlichkeitsbegriff verwechselt Einzigartigkeit u. deshalb Einheit des Individuums und Einheitlichkeit (im natur wis[senschaftlichen] Sinn, wie die Atome
– Atome oder Monaden?[)]
cf. über das Individuum Rickert S. 343
1
[627]Rickert, Grenzen, S. 343.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 24r]
[A 24r]
Streng zu scheiden
historische Bedeutung einer Persönlichkeit
kraft der Tragweite
a
[627] ihrerPosition> der Tragweite
dessen, was sie thut.
Beurteilung der Person, Messen an ethischen u. a. Maßstäben
(Gladstone, Miquel)
Die Geschichte ist kein Weltgericht
Bestreben die verschiedenen Imperative
mit einander zu verschmelzen
ist auch Rationalisierung.
Welt ist auch darin irrational,
daß der Kampf ewig ist,
auch im Menschen
auch zwischen Zweck u. Mittel
Hier: Autonomie des Einzelnen
„Ausleben“ = Ausleben des Werthvollen.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 24v]
[A 24v]Die „histor[ische] Bedeutung“ färbt natürlich stets auf unser mensch[liches] Urteil ab – es bleibt stets ein Rest jener naiven Auffassung zurück, welche in den Fürsten |:u. Großen der Erde:| qualitativ höher organisierte Wesen erblickt, während in Wahrheit die Anforderungen, die wir an ihre menschl[iche] Qualität stellen, um davon befriedigt zu sein, weit geringer sind als das[,] was wir vom Durchschnittsmenschen verlangen.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 25v]
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 25r] [628][A 25v]Geschlossene Persönlichkeiten [A 25r]Jene |:geschichtlichen:| Persönlichkeiten, die uns als „geschlossene“ Einheiten erscheinen, tragen diesen Stempel mindestens zum Teil
b
[628]zumeist >mindestenszum Teil
nicht als Mitgift ihrer Natur, |:sondern
c
〈als [??],〉
:| empfangen ihn vom Lebens
d
von den Schicksalen des Lebens > vom Lebens
Stocke als
e
Fehlt in A; als sinngemäß ergänzt.
religiöse |:oder politische:| Überzeugungen
f
Aufgaben> Überzeugungen
, die
g
〈sich ihrer bemäch〉
wie eine objektive Gewalt sich ihrer bemächtigen, |:oder:| eine weltgeschichtliche Aufgabe, der sie sich gegenübergestellt fühlen und die sie |:hinreißt und:| über sich selbst erhebt, geben ihrer Lebensführung jenen überall
h
stets > überall
mitschwingenden Oberton, den wir
i
der uns > den wir
als das geheimnisvolle Erzeugnis
j
Werk > Erzeugnis
ureigenster Kräfte der Persönlichkeit empfinden.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 26]
[A 26]Gesetze als das einzig Wissenswerthe
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 27]
[A 27]
Sybel. Über die Gesetze des histor[ischen] Wissens
Vortr[äge] u. Aufs[ätze]
a
〈I〉
S. 19
2
[628]Sybel Heinrich von, Vorträge und Aufsätze. – Berlin: A. Hofmann & Co. 1874.
|:(die Naturwiss[enschaft])
Sie weiß:|, daß, was
b
daß, Was > daß, was
nicht auf gesetzt[icher] Regel beruht u. nicht zur Erkenntnis gesetzt[icher] Regel führt, dem Wesen der Wissenschaft fremd ist.
(f[ür] Naturw[issenschaft] und Geschichte nach S[ybel])
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 53]
[A 53]Gottl
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 54]
[A 54]
Gottl muß erwarten, daß Gottl No 2 erwächst, der ihn vollständig versteht u. mit dem er wissenschaftl[iche] Zwiesprache pflegt.
––––––
G[ottl] müßte auf den Standpunkt aristotelischer Naturphilosophie zurückgelangen.
Wundt |:II:| S. 277/78
3
Wundt, Wilhelm, Logik. Eine Untersuchung der Principien der Erkenntniss und der Methoden wissenschaftlicher Forschung, Band II: Methodenlehre, 1. Abt.: Allgemeine [629]Methodenlehre. Logik der Mathematik und der Naturwissenschaften, 2., umgearbeitete Aufl. – Stuttgart: Ferdinand Enke 1894, S. 277 f.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 55]
[629][A 55]
Unrichtig, daß Staat etc.
= Conglomerat v[on] Handlungen
Das Sein
a
[629] Unsichere Lesung.
ist der gesetzte Zweck,
der Gedanke der Institution
(Sonst: cf. Max Dreyer’s Blasenspannungstheorie)
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 56]
[A 56]
Gottl’s „Erscheinungen“ u. „Erlebungen“ erinnern an die „Welt als Wille u. Vorstellung“
Nur ist hier das |:im G[e]g[en]satz zur Erscheinung, unmittelbare Selbst-:|Gegebensein |:des Subjekts:| als Wille zur Grundlage grade der Erfahrungs-Erkenntnis gemacht.
–––––––
„Erleben“ nichts Eindeutiges
Man muß „erleben“ lernen
z. B. Propaganda e[ines] Gedankens auf versch[iedene] Weise: |:direkt d[urch]:| logisch zwingende Macht oder d[urch] Auslese inf[olge] des Milieus.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 57]
[A 57]Auch bei Gottl immer: Einteilung der Wissenschaften nach dem Objekt
–––––––
G[e]g[en] Gottl’s Werten
das unter dem Einfluß der Knappheit der Sachgüterwelt wirkende „Werte[n]“ das ökonomische.
Hier faktisch die spezif[ische] Aufgabe.
Die Culturwirkungen dieses „Wertens“
nicht das in der Schranke unsrer Kräfte liegende.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 58]
[A 58]
Einf[aches] |:geschichtl[iches]:| „Erlebnis“ giebt es nicht in G[ottl]’s Sinn.
Stets schon Sinn u. Zweck darin enthalten
Von Kindesbeinen an sehen wir ordnende Principien darin, so
lernen wir „erleben“
Nur so geschichtl[iche] Erinnerungsbilder
Anders nur Bauern u. Unmündige, die noch nicht denken gelernt
haben
[630]
Überall sehen wir Gedanken u. suchen nach ihnen.
Unser „Erleben“ ist vom Sprechen u. dem Werten gar nicht mehr
zu trennen.
Erinnerungsbilder gliedern s[ich] gedanklich, Sprache nicht
gleichgültig
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 59v]
[A 59v]„Erleben“ (Gottl)
b
[630] In A folgen zwei gestrichene Zeilen über Kopf; nicht lesbar.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 59r]
[A 59r]Derjenige welcher
c
Der wer > Derjenige welcher
|:die Geschichte:| „erlebt“, so wie wir sie darstellen, wäre kein Einzelner, sondern ein Ideal-Collektiv-Bewußtsein.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 60]
[A 60]
Gottl
Nicht nur der „Alltag“ Gegenstand
auch die Haupt- u. Staatsaktionen
selbst die allerpersönlichsten
Nicht der ganze „Alltag“,
sondern ein kleiner Ausschnitt
G[ottl] mag einmal einen seiner Alltage analysieren
wieviel davon nat[ional-]ök[onomisch] erörtert wird
Aber auch den des Arbeiters.
Nur wenige bedeutungsvolle „Seiten“ oder Momente.
–––––––
Menschliches „Handeln“
„Handeln“ bereits ein Begriff
nach best[immten] Principien wird die „Handlung“ abge grenzt.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 61]
[A 61]
Gottl
Gottl ein Versuch, das Princip der Auslese aus dem Stoff selbst
abzulesen, um es so der |:sonst angebl[ichen] unvermeidl[ichen]
Willkür zu entziehen:| Dieser Versuch muß scheitern.
–––––––
G[ottl]’s Formel f[ür] das „Werthen“ ist e[ine] deformierende
d
Unsichere Lesung.
Formulierung des „Grenznutzgesetzes“
Sie ist irreal,
wenn sie behauptet, daß unser Handeln wirklich |:durchweg:|
bewußt
e
In A doppelt unterstrichen.
d[urch] sie bestimmt werde [631]
Sie bedeutet f[ür] die verschiedenen Teile des Handelns ganz ver
schiedenes
u. gilt daher in ganz verschiedenem Grade
F[ür] Befriedigung unserer religiösen Bedürfnisse gilt sie nicht.
F[ür] Verdauung, f[ür] Schlaf, Spazierengehen
All dies gehört zum „Alltag“
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 62r]
[A 62r (3)]
Gottl
Fortschritt bei G[ottl]
daß von gegebener |:konkret bestimmter:| Situation ausgegangen
wird – Endlichkeit des Könnens – statt von psycholog[ischen]
Abstraktionen
In der That dies die einzig mögliche Fortbildung Menger’s, nicht
Bonar – John
f
[631]〈Begriff desNützlichenverwendet?〉
S. 90 f.
4
[631]Die Seitenangaben (von hier bis S. 636) beziehen sich auf: Gottl, Herrschaft.
Das Erlebte |:(Handeln):| durchschauen wir unmittelbar
Schlecht,
Das Naturgeschehen nicht, darein bringen wir
cf. gut
(d[urch] Ursache u. Verallgemeinerung)
dagegen
Zusammenhang.
Rickert.
(wir erleben die Zusammenhänge nicht „unmittelbar")
Wegen der „Begreifbarkeit“ könnte das Handeln –
S. 94
auch das „arthafte“ Handeln – nicht in „ursächliche
Ketten eingefügt werden“.
Zustand – Entwicklung als Denkkategorie des „arthaften“ Geschehens
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 62v]
[A 62v]NB! „Arthaftes“ u. nicht „arthaftes“ Handeln sind doch nicht objektiv geschieden, sondern das aller-„arthafteste“ Handeln wird „historisch“, wenn es in Beziehung zu etwas uns Wichtigem tritt.
(z. B. daß Jemand heirathete u. Kinder zeugte oder daß er starb.
Das kann Jeder!)
g
Nachfolgende Textpassage in A auf dem Kopf geschrieben und entsprechend des Hinweises von Max Weber Zu S. 4 auf Blatt 4 (A 63r) verschoben.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 63r]
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 62v]
[632][A 63r(4)]Gottl
S. 94
Das Denken eines Zustandes wandelt den wirklichen
Fluß des Geschehens in etwas als verharrend Gedachtes
S. 95
Eine Wiederkehr im Handeln giebt es nur f[ür] unser Denken. (Doch auch im Naturgeschehen!).
Gute Bemerkungen über die complicierten Vorgänge,
S. 96/7
welche „Entwicklung“ genannt werden
(F[ür] Gottl sind „Handlungen“ die Moleküle des Geschehens. [[A 62v]]Daher identifiziert er eine „erkaltende“ Freundschaft mit den einzelnen Symptomen u. Äußerungen des Erkaltens. Die bewußte Empfindungsbeziehung ist aber doch identisch geblieben. – (sonst: Begriff der Identität?)
h
[632] Textpassage entsprechend des Hinweises von Max Weber S. Rückseite der vorigen Seite von Blatt 3 (A 62v) und des dortigen Hinweises Zu S. 4 hierhin verschoben.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 63r]
[A 63r (4)]
Insofern ist er Comtist. Das Äußere ist das Wirkliche.)
„Entwicklung“ ist stets ein denkend erfaßtes „Geschehen“
Wo Zustand, da auch Entwicklung
Beides nur Denkprozesse, Denkgebilde.
„Wiederkehr“ ebenfalls unter bestimmten Voraussetzungen Denkprodukt
S. 99
(z. B. Neckar)
in welchen Sinn ist er uns eins u. identisch?
(zeitlich-räumliche Continuität)
anschauliche Einheit, deshalb Einheit
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 63v]
[A 63v]
Die Abgrenzung dieser Denkgebilde aus dem Allzusammenhang wäre willkürlich, wenn nicht thatsäch
S. 104
i
In A geht voraus: 〈S. 102 an〉 〈S. 103 unten〉
lich ein engererZusammenhalt
j
〈zwischen ihnen〉
in ihrem Inneren bestünde
Die Zahl der Mittelglieder muß geringer sein
(Aber hier ist schon eine Vereinfachung vorgenommen.
Was heißt: Mittelglieder
– dies nur subjektiv!
[633]
Was heißt: Determinanten?)
Mindestens ein Kern zusammenhängender Handlungen
S. 106
Dieser Kern ist uns gesetzt, nicht von uns denkend geschaffen (? das ist eben die Frage)
k
[633]〈Das Geschehen nützt〉
Wo das Geschehen so gegliedert abläuft, daß seine Wiederkehr verbürgt ist, – wennschon fortwährend modifiziert, doch ohne daß der Faden abreißt,
da schafft unser Denken ein solches Gedankengebilde, wie Staat, Unternehmung etc.
Dies sind dann die Träger der Entwicklung, die Inbegriffe sind real
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 64r]
[A 64r(5)]
S. 108
„Zuständl[iches] Gebilde“ ist denkende Umformung
des Erlebten Dag[e]g[en] S. 117 Es sei „nichts als eitel Geschehen“
l
Textpassage von der Blattmitte entsprechend der Markierung Max Webers hier eingefügt.
S. 110
Das Handeln einer Person ist ihr Leben
S. 111
Geschichte u. Nat[ional-]Ök[onomie] sind Voraussetzungen der „Psychologie“ (im uneigentl[ichen] Sinn), nicht umgekehrt.
G[ottl] über „Gesetze“ S. 119
Nicht unbedingt zutreffend
cf. meine Bemerkung S. 119
S. 122 f.
Unmöglichkeit wirklicher All-Erkenntnis u. Notwendigkeit einer Auslese auch nach G[ottl]
(S. 121
Über die Art des |:wissenschaftl[ichen]:| Interesses in den Naturwissenschaften Bemerkungen, die nicht unbedenklich sind.)
S. 127
G[e]g[en] Rickert’s „Werth“ als Auslese–Merkmal (nur Tautologie)
S. 128
Sondern: doppelte Möglichkeit der Behandlung
1) Auslese – durch Handlungen, die an den Linien des dichtesten Zusammenhanges liegen
Berichtende Wissenschaft
2) Gedankliche Bewältigung
d[urch] Gedankengebilde: Zustand u. Entwicklung.
[634]
Schildernde Wissenschaft
(Ist damit etwas f[ür] die Auslese gewonnen?[)]
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 64v]
[A 64v]Nach G[ottl] (u. richtig)
S. 130
Das „überpersönliche“ Handeln (zuständliche Gebilde vertretend) dient als Wegweiser der Auslese. Dahinter liegen faktisch stets die „dichteren Zusammenhänge.“
(was sind diese? die auf Wichtiges, nach R[ickert] „Werthvolles“ bezüglichen, doch nicht die real „dichten“– G[ottl] ist hier Sklave seines Bildes!)
m
[634]A:〈)〉
S. 132
Ebenso: „wichtigstes Geschehen“ als Aufgabe der Geschichte.
Im Übrigen aber gut
n
〈formulier〉
veranschaulicht. Histor[isches] Ereignis ist stets gedankliche Umformung.
S. 135
Die Welt des Handelns hat keine „Seiten“ u. „Gebiete“, sie ist Eins. Es sind nur Unterschiede der Erkenntnis vorhanden
S. 136
Nur e[in] andrer Gesichtspunkt – so zwischen „Geschichte“ u. „Ungeschichte“ – u. zwar ein dem Stoff selbst entnommener
(also doch objektiver? – sehr schlecht formuliert!) Ethik nicht |:davon:| zu trennen. „Dem Allzusammenhang selber entsteigen Weisungen“. (Unsinn![)]
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 65]
[A 65 (6)]Gottl
S. 139
Nur die „berichtende“ u. „schildernde“ Wissenschaft seien echte Erfahrungswissenschaften
Die Rechtsgeschichte u. die Kunstgeschichte z. B. entnehmen ihr Ausleseprinzip fremden Gesichtspunkten (!)
––––––
S. 140
G[e]g[en] das „wirtschaftliche Princip“ als Grenzregulator – nicht alles gut
(in der That auch nur eine jener Abstraktionen, welche dem Quantifizierbarkeitsstreben der Geldwirtschaft entspringen)
[635]
Es sei Willkür, das spezifisch „Wirtschaftfiche“ einer Handlung herauszuklügeln
––––––
S. 146 ff.
Die schildernde Wissenschaft (Nat[ional-]Ök[onomie]) ist der Natur ihres Stoffes nach (Zustand u. Entwicklung) arthaft, verwendet Begriffe – daher Anschein, als sei sie eine systematische Wissenschaft.
S. 149
Aber nur Anschein. In Wahrheit sind die Allgemeinbegriffe nur Requisit, Mittel zum Zweck der Erkenntnis des Besonderen.
Dies S. 148 zu deduzieren versucht
(diese Deduktion nicht glücklich)
Daher gar kein Begriffs-System nach Art der Naturwiss[enschaft] möglich!
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 65v]
[A 65v]In der Weit des Handelns ist der Begriff stets vor den Begriffen da S. 149
Die Artbegriffe des „unzerfällenden“ Denkens sind nicht Artbegriffe nach Art der naturwissenschaftlichen |:Merkmalscomplexe:| Sie sind |:selbst schon:| denkende Umformung des Erlebten, dem Handeln entwachsen: Sie brauchen nicht gegen einander d[urch] „Merkmals“-Feststellung von außen her abgegrenzt zu werden. Sie können sogleich je einzeln von der Wurzel aus durchdacht werden. Also: schildernd auflösen (man kann doch nicht „Freund“ in ähnlicher Methode
o
A:[635] „Freund“ ähnlich > „Freund“ in ähnlicher Methode
definieren wollen wie „Elefant“)
(NB! das schlechthin Gegebene findet sich in allen Wissenschaften, nicht nur in der vom Handeln und – wie G[ottl] S. 154 zugiebt – in der Biologie)
––––––
Daß die schildernde Wissenschaft nur mit dem Menschheitsleben als G[e]g[en]stand denkbar sei – wie G[ottl] bis zum Überdruß behauptet – so S. 161 – beweist er nicht
––––––
S. 166
Nach G[ottl] die Scheidung des „Wirtschaftlichen“ „nur der Bequemlichkeit“ wegen, nicht e[ine] Auslese, zu der die [„]Forschung selber
p
selbst > selber
hingedrängt“ werde
[636]
(Gewiß: in dem Sinn, in dem man auch Eisenbahnen „zur Bequemlichkeit“ baut)
Vergl[eiche] meine Randbemerkungen S. 166 ff
q
[636][??] > 166 ff
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 66r]
[A 66r(7)]Gottl
Lücke der Alltagskenntnis:
die „strebigen“, „technischen“ Zusammenhänge im Handeln
An diesen hängt die Struktur derselben
S. 184
Diese ist denkende Umformung
Streben u. Erfolg dagegen schon Eingriffe unsres Denkens
Wir erleben sie nicht (?)
S. 199
Grundlegende Bedeutung der Wiederkehr vom Handeln f[ür] die Begreiflichkeit desselben
S. 203
Über Willensfreiheit
S. 205
wieder über das „Strebige“
(Morphologie)
Dies will G[ottl] absolut Ausscheiden, da es nicht „erlebt“ wird, sondern
r
auch bloßes > sondern
Gedankengebilde sei,
s
〈welches〉
nicht das individuelle Handeln unmittelbar determiniert (dies ist offenbar Sinn der sehr vielen Worte, die G[ottl] hier macht)
S. 206/7
Naturwüchsigkeit der Gliederung des Handelns, der Folge seiner Wiederkehr
Eine solche Gliederung, welche die Gewähr der Andauer der Wiederkehr verbürgt. |:Objektiv gegeben sind die entsprechenden Gebilde:|
Ausgleich von Dauerstreben, derart, daß Handeln so gegliedert abläuft, daß Gewähr f[ür] seine Andauer besteht
Man nennt dies sonst „Angepaßtheit“
t
Zusatz am linken Blattrand, durch geschweifte Klammer mit Text verbunden.
als Formel f[ür] „Haushalten“
Diese Formel, meint G[ottl], stehe f[ür] jegliches Gebilde in Kraft, also f[ür] alles „Handeln“
Bei Unterordnung unter den Erwerbszweck: „Unternehmen“
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 66v]
[637][A 66v]
Ziel der „Theorie“:
Emancipation des nationalökonomischen vom „urwüchsigen“ Denken
Herrschaft über den Stoff
Ausgehen von Problemen statt von Werten
G[ottl] ein Versuch, dasjenige Gattungsmäßige auf Formeln zu ziehen, welches in allem Handeln steckt u. mit dem wir stets wirtschaften
Natürlich mit der Formel f[ür] Haushalten nichts „erklärt“
Wir durchschauen nichts besser
Nur anderer Ausdruck f[ür] Angepaßtheit
Denn eben wie die Gewähr f[ür] die Andauer erzielt wird, ist das Problem
(Naturwiss[enschaftliche] Begriffsbildung!)
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 67]
[A 67]
Zu Knies, Analogie
Aufsuchung der Gleichheit
(Relig[ions-]Wissensch[aft])
u
[637] Unsichere Lesung.
geradezu Züge der Jugend der Disziplin
––––––
Deutung d[urch] Gefühl
1) provisor[ische] Mittel der Ordnung als [nichts] logisch Definitives
v
Textverderbnis: unsichere Lesung.
2) Darstellungsmittel Evidenz
w
Textverderbnis: unsichere Lesung.
Simmel. Individuelle Causalität S. 70 Anm.
x
Textpassage am rechten Blattrand in schwarzer Tinte.
5
[637]Simmel, Geschichtsphilosophie2, S. 70, Anm. 1; die Anmerkung geht bis S. 72.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 68]
[A 68]
„schöpferisch“
Regen auf das Kornfeld
Mensch fühlt hier sein Thun als |:bloße:| „Bedingung“
Gott als Ursache
Nil-Überschwemmung.
Kommt im religiösen sich-Verhalten zum Ausdruck
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 69]
[638][A 69]Historische Weltanschauung
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 70]
[A 70]ist das Merkmal „positiver“ Kritik an |:einem:| gegebenen Kosmos von Institutionen im Wesentlichen
a
[638] „positiv“ sein müsse, die Absolutheit zu dem rein formalen Princip, > ist das Merkmal „positiver“ Kritik an |:einem:| gegebenen Kosmos von Institutionen im Wesentlichen
, daß
b
〈[ein] Kosmos〉
|:die Kritik selbst |:auf:| einem:| Gedanken-Kosmos ruhe |:(vulgär: „nicht niederreißen ohne aufzubauen“):| – ein wie man sieht – in Wahrheit formales Princip. Was Rickert mit dem Satze:
c
In A folgt eine Auslassung.
sagen will, scheint mir
d
ist > scheint mir
vorerst |:von ihm:| noch nicht |:genügend:| aufgeklärt zu sein: so wie er da steht, könnte
e
macht > könnte
er den wie mir wohl bekannt ist, von R[ickert] nicht im Entferntesten beabsichtigten
f
ich völlig überzeugt bin, unberechtigten > mir wohl bekanntist, von R. nicht im Entferntesten beabsichtigten
Schein einer Conzession an die heute herrschende konservative Modephrase machen.
Die Historiker vollends sind, wie hinlänglich bekannt, |:ebenso:| weit davon entfernt, sich die Beseitigung aller |:von:| normativen Vorauss[etzungen] ausgehenden Urteile über histor[ische] Persönlichkeiten u. Vorgänge als ein wenn auch noch so schwer erfüllbares Ideal vorzustellen, wie vοn
g
〈einer〉
irgend einer noch so annäherungsweisen Einmütigkeit über die principiellen Grundlagen
i
Ausgangsquellen > Grundlagen
h
Einfügung vom linken Blattrand.
Der
j
In A geht voraus: 〈Während die Vertretung der „Voraussetzungslosigkeit“ im Sinne derBeseitigung aller [??]〉
Ausschluß aller Werthurteile aus dem Bereich der Aufgaben der Geschichtswissenschaft |:soll:| nach Ottokar Lorenz (Geschichtswiss[enschaft] in Hauptricht[ungen] u. Aufg[aben] I S. 56)
6
[638] Lorenz, Geschichtswissenschaft (wie oben, S. 215, Anm. 34).
„wissenschaftlich nicht beachtlich“ sein
k
〈soll〉
,
l
〈auch〉 〈[??]〉
Bernheim |:(Lehrb[uch] der hist[orischen] Methode)
m
〈2. Aufl.〉 〈weit davon entfernt ist, den Begriff der „Auffassung“ etwa auf die Auswahl des historischbedeutsamenzu beschränken(cf. |:[einerseits]:| seine Polemik 〈das zu〉 gegen die Postulate der Görres-Gesellschaft〉 〈verstehtes sich〉 〈versteht sich die Ablehnung des Schlosser’schen formalen Rationalismus〉
|:verweist:| zwar die Erörterung der „Werthmaßstäbe“ in die Geschichtsphilosophie (2. Aufl. S. 439), aber auch ohne seine gelegentlichen
worunter hier offenbar nicht nur [639]die ökonomische Geschichtsbetrachtung verstanden ist, würden die Erörterungen über die „Auffassung“ (S. 441/2) zeigen, daß er im Wesentlichen mit Lorenz einig ist. Dieser stellt
p
[639]ist, welcher > ist. Dieser stellt
S. 75 |:ff:| |:unter Berufung auf die Nationalökonomie:| das Postulat auf
q
aufstellt > auf
, daß die Geschichte „ihre Werthe“ |: – u. zwar
r
〈nicht〉
objektive, nach Art der sokratischen |:Tugend:| lehrbare Werthe methodisch:| „selber auf eigenem Grund u. Boden finden“ solle
s
〈u. zwar〉
u. |:verweist:| als Beispiel solcher „autonomer“ |:historischer:| Werthe auf diejenigen |:politischen Werth-:|Maßstäbe, welche Treitschke seinen temperamentvollen Urteilen zu Grunde legt.
t
legt, verweist. > legt.
Während |:allgemein betont wird, wie völlig:| das
u
die > das
|:„Schulmeistern“ der Geschichte an der Hand:|
v
〈rationale〉
formaler Ethik des Rationalismus nach Schlosser’s Art
w
〈und〉
durch Ranke
x
〈endgültig〉
überwunden sei
y
ist > sei
, stellt
z
zeigt > stellt
dennoch Sybel in seiner
a
bei > in seiner
Besprechung Niebuhrs (in den „Vorträgen u. Aufsätzen“) der Geschichte als ihre „eigentliche“ Aufgabe, durch
b
〈Erkenntnis des inneren Gehaltes〉
Erschließung des „geistigen Zusammenhangs“ der Thatsachen „zu ihrer sittlichen Würdigung[“] zu gelangen
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 71]
[A 71]Am congenialsten würde Roscher |:darnach:| wohl
c
〈die〉 〈jene |:in ihrer wissenschaftlichen Formulierung:! die aufFichtezurückgehende〉
die
d
Fehlt in A; die sinngemäß ergänzt.
eigentümliche Combination vοn Ethik und Geschichte
e
|:emanatistisch-:|ethischer und historisch-relativistischer Gesichtspunkte > von Ethik und Geschichte
gewesen sein, wie sie demjenigen ethischen Relativismus eignet,
f
In A folgen mehrere gestrichene Zeilen.
welcher einerseits die Ethik Kants
g
formal-rationalistische Begründung der ethischen Postulate in der Fassung des kategorischen Imperativs >Ethik Kants
wegen ihres (angeblich!) rein formalen Charakters ablehnt, dennoch aber auf ethische Principien von einer den Normen des Denkens gleichstehenden
h
normativer> einer denNormendes Denkens gleichstehenden
Dignität nicht verzichten will und deshalb zu
i
〈|:verhüllt oder unverhüllt:|emanatistischenmetaphysischen〉
emanatistischen Aufstellungen gedrängt wird
j
seine Zuflucht nimmt > gedrängt wird
. Der höchst entwickelte Typus dieser ist das
k
〈emanatistische〉
ethische Princip Fichtes[,] welches sich etwa in die Form des Imperatives kleiden ließe: „werde werthvoll als
l
unentbehrliches nützliches > werthvoll als
Glied eines
m
〈|:absolut:|〉
werthvollen Ganzen“[.]
[640]Während
n
[640]In unvollkommener > Während
die |:consequenten:| philosophischen Vertreter dieser emanatistischen Ethik unweigerlich zu
o
A: zur
|:bestimmten metaphysischen Aufstellungen,
p
〈insbesondre〉
mindestens zur:| Annahme der Absolutheit des Werthes jener Totalität, in welche der Einzelne eingegliedert werden soll, gedrängt werden – so |:jetzt:| Rickert –, pflegen Andre, darunter die meisten
q
die > Andre, darunter 〈zum〉 die meisten
Historiker, diese metaphysische Consequenz zu ignorieren. Bei Class(Untersuch[ungen]
r
Phäno > Untersuch.
z[ur] Phänom[enologie] u. Ontol[ogie] des menschl[ichen] Geistes)
s
〈verblaßt die Absolutheit bei seiner Forderung, daß die Kritik historischer Gebilde〉
|
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 72]
[A 72]S[iehe] die Ausführungen Simmels a. a. O.
8
[640] Simmel, Geschichlsphilosophie1.
S. 75. 76 über das Verhältnis von Werthsetzung und Zwecksetzung in der Geschichte. Sie sollten nur Selbstverständliches enthalten – allein wie weit sind sie thatsächlich davon entfernt!
Die Bemerkungen Simmels a.a. O. S. 76 unten waren hier bereits weniger misverständlich als Rickerts „Werthe“ es sein konnten.
Über den teleologischen Charakter des Begriffes der „historischen Notwendigkeit[“] s[iehe] Simmel a. a. O. S. 77
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 73]
[A 73]
g[e]g[en] Lask
Ethische |:formale:| Normen so wenig inhaltsleer wie |:logische:|
Denkgesetze.
Nicht Analogie mit abstrakten Begriffen.
Kateg[orischer] Imperativ ist nicht abstrakt!
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 74]
[A 74]
Gefahr der Herausdrängung des Weltanschauungsmäßigen aus
dem erdrückenden Kosmos der Wissenschaft, Sich-selbst-Präsentation
t
A:Sich–Selbst-Präsention
des Impresario:
Vordringlichkeit der subjectiven wissenschaft[lich] |:gleichgültigen:| Werthe des Schriftstellers
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 75]
[A 75]
Neigung der histor[ischen] Methode zu e[iner] histor[ischen] Weltanschauung derselben
Fehler wie die „naturwiss[enschaftliche] W[elt-]A[nschauung]“
Man darf s[ich] nicht zum Sklaven seiner Methode u. seiner Begriffe machen
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 76]
[641][A 76]Knies über Ρrakt[ische] Probleme
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 77r]
[A 77r]Knies ΙΙ
Knies bzgl. prakt[ischer] Probleme
1)
Es giebt die Frage „was soll sein“
l.
a
[641]Die Ziffern beziehen sich auf die nachfolgenden Exzerpte; sie sind hier und im Folgenden vom Editor durch Fettdruck hervorgehoben.
(Rez[ension] v[on] Roscher – Widerspruch mit folgendem Satz!)
2)
Es giebt e[ine] Theorie des Sollens in der N[ational-]Ö[konomie] u. diese ist nicht eine nicht wirtschaftliche
2. (II S. 521)
9
[641]Webers Angabe „II“ bezieht sich hier und im Folgenden auf Knies, Oekonomie2.
cf. Ν° 8
3)
Sein-sollen und Entwicklungsziel identifiziert
3. (Roscher Rezens[ion] u. II S. 42/3)
4)
„Sozialer Gebrauchswerth“ (notwendig ein sein-sollendes) mit wirtschaft[lichem] Werth vermengt
4. („Geld“ u. II S. 517)
Ebenso 8: „soziale Wirtschaftlichkeit“
5)
Grundsätze der Pflichtencollision anwendbar auf ökonom[ische] Fragen. Daher Wichtigkeit f[ür] christl[iche] Moral, dies höchste Gebot klarzustellen
I
b
In A doppelt unterstrichen.
S. 303
10
Webers Angabe „I“ bezieht sich hier und im Folgenden auf Knies, Oekonomie1.
(also hiernoch:
c
〈alles〉
alle Gebote sittl[iche] Gebote)
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 77v]
[A 77v]
6)
Compromiß zw[ischen] Gesammt-Interessen u. Einzelinteressen – oder vielmehr Kenntnis v[on] beidem ist nur Mittel f[ür] das Andre
6.II
d
Ziffer mit geschweifter Klammer nach unten und mit ? versehen.
S. 299
7)
Normative Entscheidung des Staates zw[ischen] Freihandel u. Schutzzoll
Principiell ersterer f[ür] letzteren Beweislast
7.I
e
In A doppelt unterstrichen.
S. 316
8)
Trotz der Bemerkung S. 30 (I) ist bei Knies „Theorie“ immer auch = Prinzipienlehre der V[olks-]W[irt]sch[afts-]Politik
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 78v]
[642][A 78v]Stellung prakt[ischer] Fragen.
f
[642]Quer zur Schreibrichtung am rechten Blattrand: II; am linken Blattrand: 1
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 78r]
[A 78r]1
g
Ziffer von der Hand Max Webers.
Ich bin der Meinung, dass die Frage: was soll sein? keineswegs als eine für die Nationalökonomie nach geschichtlicher Methode ungehörige betrachtet werden kann. (S. 42.)
11
[642]Knies, Qekonomie2, S. 42.
h
Exzerpt von dritter Hand.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 79v]
[A 79v]„Sollen“ u. Volksw[irtschafts]-Lehre.
i
Quer zur Schreibrichtung am rechten Blattrand: II; am linken Blattrand: 1
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 79r]
[A 79r]2)
j
Ziffer von der Hand Max Webers.
Wenn wir also auf eine seinsollende Beachtung des wirthschaftlichen Wohles Anderer in den Einzelnen hinweisen, so verlassen wir damit keineswegs das Gebiet der „allgemeinen“ oder „theoretischen“ Volkswirthschaftslehre und ebensowenig bauen wir dieselbe auf ein Princip nicht wirthschaftlichen Verfahrens. (S. 521.)
12
Ebd., S. 521.
k
Exzerpt von dritter Hand; in A geht am oberen Blattrand von der Hand Max Webers voraus: 1.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 80v]
Quer zur Schreibrichtung am rechten Blattrand: II; am linken Blattrand: 1
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 80r]
[A 80r]3)
m
Ziffer von der Hand Max Webers.
Knies glaubt (in der cit[ierten] Rezension Roschers)
p
im Gegensatz > (in der cit. Rezension Roschers)
[,] daß die historisch-relativistisch orientierten Nationalökonomen im Gegensatz zu den Vertretern „absoluter Lösungen“
o
Während wir > (von der Hand Max Webers:) Knies glaubt […] Lösungen“
„auf
q
Anführungszeichen von Max Weber eingefügt.
die Frage: Was soll sein? von und auf den Grundlagen des positiv Gegebenen und mit den Mitteln, deren reelles Vorhandensein die Erfahrung bekräftigt, auf Ziele hinweisen können
r
Von Max Weber eigenhändig unterstrichen.
, die wir, wie die bereits gewonnenen Formen der Gegenwart, als Punkte in einer stetig sich bewegenden Entwicklung ansehen“. „Und jedenfalls
s
An- und Ausführungszeichen von Max Weber eingefügt.
fügt er (Pol[itische] Ök[onomie] 2.
u
[??](2. > Pol. Ök. 2. Korrektur mit Bleistift.
Aufl. S. 42/43) hinzu –
t
Einfügung Max Webers.
„muss
v
Anführungszeichen von Max Weber eingefügt.
[643]man sich doch auch bei der Untersuchung, wie etwas geworden ist“, das vorher Gewesene als das zu seiner Zeit Seiende und sich Verändernde vorhalten. Da ist es doch nur echt „geschichtlich“, dass man auch das jetzt Seiende bezüglich der an ihm erkennbaren Entwicklung auf eine Veränderung hin möglichst genau in Betracht nimmt. (S. 42/43.)
13
[643]Ebd., S. 42 f.
n
[643] Exzerpt von dritter Hand mit Ergänzungen und Korrekturen von der Hand Max Webers in schwarzer Tinte.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 81v]
[A 81v]„Sozialer“ u. „individueller“ Gebrauchswerth.
Nur letzterer Sache der Volksw[irtschaft]
Aber nur über ersteren festzustellen
Collectiv-Norm
w
Über Kopf geschrieben: quer zur Schreibrichtung am rechten Blattrand: II; am linken Blattrand: 1
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 81r]
[A 81r]4)
x
Ziffer von der Hand Max Webers.
Wenn es also auch beispielsweise – wie ich in meinem Buche über das Geld gegen Marx darzulegen suchte – der soziale Gebrauchtswert der wirthschaftlichen Güter ist, dem die Volkswirthschaftslehre ihre specifischen Erörterungen anschliesst, so ist doch das Wesen dieses sozialen Gebrauchtswertes nur durch eine Ausgangserörterung über den individuellen Gebrauchtswert zu kennzeichnen. (S. 517.)
14
Ebd., S. 517.
y
Exzerpt von dritter Hand.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 82v]
[A 82v]Pflichtencollision
z
Quer zur Schreibrichtung am rechten Blattrand: I
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 82r]
[A 82r]5)
a
Ziffer von der Hand Max Webers.
Der gewissenhafte Mensch wird sich darin so entscheiden, dass er der höheren, wichtigeren, sittlichen Pflicht Raum giebt; dadurch bleibt sein Handeln sittlich, obwohl er zugleich dabei gegen ein anderes sittliches Gebot verstossen muss. So kann jede moralische Pflicht von dem sittlichen Menschen hintangesetzt werden müssen, nur das überhaupt höchste sittliche Gebot wird in jeder Pflichtencollision gewahrt bleiben; daraus ergiebt sich das [644]grosse Interesse auch der christlichen Moral, das höchste sittliche Gebot der Religion klarzustellen. (S. 303.)
15
[644]Knies, Qekonomie1, S. 303.
b
[644] Exzerpt von dritter Hand.
|
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 83v]
[A 83v]Prakt[ische] Problem[e]
c
Quer zur Schreibrichtung am linken Blattrand.
Compromiß zwischen Einzelinteressen u. Gesammtinteressen
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 83r]
[A 83r]6)
d
Ziffer von der Hand Max Webers. e- Textpassage von dritter Hand geschrieben.
Und so ist es denn eben auch für die neue Periode der politischen Oekonomie bezeichnend, dass nicht die wirthschaftlichen Einzelhaushaltungen nur als Mittel für den „Reichtum des Landes“[,] für die Zwecke des „Staats-Ganzen“ und für Aufgaben der allgemeinen Staatsgewalt in Betracht kommen – aber ebensowenig die letzteren nur in dem Schutz und zur Förderung der Einzelnhaushaltungen ihre Bestimmung finden. (S. 299.)
16
Knies, Qekonomie2, S. 299.
e
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 84v]
[A 84v]Allg[emeine] Theorie über Freihandel
f
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 84r]
[A 84r]7)
g
Ziffer von der Hand Max Webers.
Dass der Streit über die beiden erwähnten Systeme der Handelspolitik, welcher weder hinsichtlich des Ganzen, noch hinsichtlich einzelner Kreise, der ökonomisch producirenden Thätigkeiten, weder in Beziehung auf alle Entwicklungsstufen der Volksinwirthschaft, noch in Beziehung auf alle Länder und Situationen durch allgemein giltige Sätze zu entscheiden ist, unter den für die gegenwärtige Stufe der ökonomischen Entwicklung bei den modernen Culturvölkern massgebenden Bedingungen im Allgemeinen dahin zu lösen sein wird, dass das freie Schaffen und Walten der Privatthätigkeiten in dem Verkehr mit dem Auslande als das Gesunde und als die Regel anzusehen, die Begründung der Ausnahme und Ausnahmen aber auch von der Theorie als dem Sachverhältniss nach berechtigt anzuerkennen wäre. (S. 316.)
17
Knies, Qekonomie1, S. 316.
h
Exzerpt von dritter Hand.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 85v]
[645][A 85v]„Individuelle“ u. „soziale“ Wirtschaftlichkeit
i
[645] Quer zur Schreibrichtung von der Hand Max Webers am rechten Blattrand: II; am linken Blattrand: 1
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 85r]
[A 85r]8)
j
Ziffer von der Hand Max Webers.
Es ist auch zwischen individueller und sozialer Wirtschaftlichkeit zu unterscheiden. Diese Unterscheidung muss für sehr allgemeine Fragen gehandhabt werden. So ergiebt sich z. B. dass die Forderungen des Comte’schen „Altruismus“ und die communistische Organisation der Volkswirtschaft gegen die soziale Wirtschaftlichkeit in der Production der Güter verstossen. (S. 520.)
18
[645]Knies, Oekonomie2, S. 520.
k
Exzerpt von dritter Hand.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 86]
[A 86]Zu Knies I Knies über mathemat[ische] Abstraktionen
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 87]
[A 87r (1)]Die Unmöglichkeit, psychische „Faktoren“ wie den „Eigennutz“ zu isolieren, die (vermeintliche) Nicht-Zerlegbarkeit des Individuums also, ist bei Knies der entscheidende Grund gegen die Möglichkeit exakter |:wirtschaftlicher:| „Gesetze“
a
Formeln > „Gesetze“
. Kn[ies] hat dies in der 2ten Auflage des Näheren[,] namentlich in einer Erörterung der „mathematischen“ Methode[,] darzulegen gesucht. Der Sinn seiner Ausführungen läßt sich etwa dahin resümieren:
Das Handeln des Individuums ist stets nur als ein einheitlich motiviertes verständlich. Versucht man nun, aus diesem qualitativ einheitlichen psychischen Vorgang einzelne „Seiten“ der Motivation zu isolieren u. baut darauf eine Rechnung auf, so hat man dabei qualitativ, |:u. das heißt in diesem Fall: unberechenbar,:| wirkende Momente außer Betracht gelassen, die man nachher nicht, um von der Abstraktion zur Wirklichkeit zurückzukehren, in die Rechnung wieder einfügen kann, da sie sich nicht in Quantitäten umsetzen lassen
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 88]
[A 88 (2)]Die
b
In A geht voraus: 〈Νo4Kn[ies]〉
Anwendbarkeit von Gleichungen findet |:aber überhaupt:| ihre Schranke am Qualitativen (|:2. A[uflage]:| S. 506/7).
19
Ebd., S. 506 f.
c
〈hier kann daher d[urch] Verwendung der mathematischen Faktoren〉
[646]Qualitativ Neue Ergebnisse
d
[646]Qualitäten> Ergebnisse
können nie d[urch] |:einfache:| Rechnung gewonnen werden |:u. eine Weglassung qualitativ wirkender Faktoren ist kein einfaches rechnerisches Vereinfachungsverfahren:|
Ein Tausch ist ein Vorgang zwischen „wollenden u. überlegenden Menschen“, deren Interessen dabei qualitativ bestimmt sind, diese Interessen lassen s[ich] nie, |:wie Walras versucht:| nach Art von Wärmeerscheinungen in einfache Zahlenverhältnisse auflösen
e
〈(gg. Walras)〉
, es ist die Gleichsetzung beider keine Abstraktion, sondern ein sachlicher Irrtum (|:2. A[uflage]:| S. 504)
20
[646] Ebd., S. 504.
Eine Unvollständigkeit der |:Faktoren der:| Rechnung
f
〈inqualitativerHinsicht〉
kann nie aus ihr selbst erkannt werden. Die |:abstrakte:| Rechnung kann stimmen u. dennoch keinerlei Brücke |:von ihr:| zur Wirklichkeit |:des Lebens:|
g
〈zu bestehen〉
zu finden sein (|:2. A[uflage]:| S. 503. 507/8)
21
Ebd., S. 503, 507 f.
Kn[ies] weist dies näher nach im Anschluß an die Selbstkritik, welche v. Thünen in der
h
〈Vorrede zu〉
zweiten Auflage seines „Isolierten Staats“ an seiner eignen Methode geübt hatte.
–––––––
Zu Knies I
i
〈(No3Kn.)〉
Die auf den Egoismus aufgebauten „Gesetze“ sind |:daher:| auch nicht etwa „Versuchen im luftleeren Raum“
j
„den im „luftleeren Raumvorgestellten“ Versuchen > „Versuchen imluftleeren Raum“
zu vergleichen (|:2. A[uflage]:| S. 504/5)
22
Ebd., S. 504 f.
denn
k
– Grund (sagen wir): > denn
es wird nicht nur von zufälligen Wid[er]ständen
l
Unsichere Lesung.
abstrahiert, sondern etwas qualitativ ganz Andres u. Eigenartiges untergeschoben.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 89]
[A 89 (3)] Diese nicht eben sehr durchsichtigen Ausführungen wollen im Wesentlichen wohl nur besagen, daß es von durch isolierende Abstraktion
m
〈keinen〉
gewonnenen Begriffen und Gesetzen keinen Weg zur Wirklichkeit zurück giebt, diese niemals aus Begriffen deduziert werden könne.
Indessen, so gefaßt, würde der Satz auf alle Abstraktion ohne Ausnahme, auch auf dem Gebiet der Naturwissenschaften, zutreffen. Das Verhältnis zwischen „Gesetz“ und Wirklichkeit und das [647]Problem der Irrationalität sind hier, – wie sich weiterhin noch zeigen wird, nicht ganz klar erfaßt.
Für Knies ergab sich der
n
[647]Knies seinerseits 〈hält〉 schließt aus seinen Ausführungen, daß stets > Für Kniesergab sich der
an die Spitze der 2ten Auflage seines Buches |:(S. 7):|
23
[647] Ebd., S. 7.
|:gestellte:| Satz: daß die „exakte“ naturwissenschaftliche Methode nur auf die |:Erkenntnis der:| Körperwelt anwendbar sei, – was |:freilich nur:| bei Beschränkung des Begriffes „exakt“ auf die Aufstellung von Causalgleichungen unzweifelhaft zutrifft.
o
A: zutrifft, 〈bei jeder anderen Formulierung des selben aber |:freilich:|〉 〈un〉zutreffend sein würde.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 90]
[A 90]
[Κn]ies S. 321f
24
Knies, Oekonomie1, S. 321 f.
Das Denken verarbeitet nur, ersetzt aber nicht die Thatsachen
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 91]
[A 91]
Knies
Ricardo’s Wahrheiten gleichen
p
sind > gleichen
künstlerischen Wahrheiten im Vergleich z[ur] Wirklichkeit
S. 340 (I)
25
Ebd., S. 340.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 92]
[A 92]
Comte glaubt an allgemeine Quantifizierbarkeit
Knies dagegen S. 518 II
26
Knies, Oekonomie2, S. 518.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 93]
[A 93]
Abschluß v[on] Knies I über Theorie
q
Zusatz am oberen rechten Blattrand.
Knies über die mathemat[ische] Methode
U[nd] doch hat selbst Knies die principielle Tragweite der Irrationalität der Wirklichkeit doch nicht zutreffend erfaßt. Es ist bei ihm stets Folgendes
r
[??] > Folgendes
, worin diese Irr[ationalität] |:– f[ür] die Wirtschaftswiss[enschaft] –:| besteht:
dies
s
In A geht voraus: 〈1)〉
Hineinspielen nicht ökonomischer Momente, diese haben ökonomische Relevanz, – und die
t
In A geht voraus: 〈2)〉
Unmöglichkeit |:von diesen andren Momenten:| zu abstrahieren, ohne unwirklich zu werden.
[648]Ferner: die Unterschiede in den Naturbedingungen der menschl[ichen] Wirtschaft, welche sich |:faktisch:| nie ganz beseitigen lassen u. eine allgemeine Theorie nie als ein Abbild der Wirklichkeit erscheinen lassen.
Grade an diese Punkte, deren Richtigkeit ausdrücklich zugestanden wird
u
[648]Hier > Grade an diese Punkte, deren Richtigkeit ausdrücklich zugestandenwird
[,] knüpft nun Menger an, um die Möglichkeit u.
v
〈sogar〉
Notwendigkeit e[iner]
w
der > e.
abstrakten Theorie
x
〈gerade〉
trotz ihrer, sogar grade wegen ihrer, abzuleiten
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 94]
[A 94]Zu Knies II.
Knies
Knies über
methodischer
Entwicklungsgesetze
Gesammtstandpunct
Analogiegesetze
cf. II
Gattungsmäßigkeit
S. 24
27
[648]Ebd., S. 24.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 95]
[A 95]
Knies
G[e]g[en] Roscher: Naturgesetze so fassen, daß jede künftige Thatsache hineinpaßt.
S. 331
28
Knies, Oekonomie1, S. 331.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 96]
[A 96]
Knies S. 348 (I)
29
Ebd., S. 348.
Prinzip der Analogie: Gleichheiten und Verschiedenheiten fest stellen
Dann: Ausnahme in Regel verwandeln |:so Fortschritt der Erkenntnis:|
--------
Gesetz g[e]g[en] die „große Zahl“:
auf das Verh[alten] des Einzelnen zu einander kommt es an.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 97]
[A 97]
Knies II S. 203
30
Knies, Oekonomie2, S. 203.
rein jurist[ische] Eigentums-Definition
[649]
S. 210 213:
31
[649]Ebd., S. 210, 213.
Identität der jurist[ischen] u. ökonomischen Begriffe
faktisch stets
cf. die confusen Bem[erkungen] über „Besitz“ S. 212 oben
32
Ebd., S. 212.
Als Beispiel f[ür] gattungsmäß[ige] Begriffsbildung bezeichnet Kn[ies] seinen Creditbegriff (II 499)
33
Unklar, ob Knies, Oekonomie2, S. 499.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 98]
[A 98]„Offenbar beruht der eigentümliche Charakter der einzelnen
a
[649]〈Völker〉
geschichtlichen Perioden hauptsächlich eben darauf, daß sich bestimmte Ideen u. geistige Strömungen Bahn brechen, die Herrschaft über die Gemüther zu erringen u. zu behaupten vermögen“ (1. Aufl. S. 106)
34
Knies, Oekonomie1, S. 106.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 99]
[A 99]
Knies über Gesetze (1. Auflage)
35
Es handelt sich hier um eine Übersicht zu den Exzerpten aus Knies, Oekonomie1, unten, S. 650–654.
1) Begriff der Analogie1, 1
b
Alternative Lesung: 1, 2 ; Hervorhebung der Ziffern in Fettdruck hier und im Folgenden durch den Editor.
S. 346
G[e]g[en]satz g[e]g[en] Causalgleichungen
1, 1 S. 346
Das Gleiche dabei das Wesentliche
1, 3 das.
2) Notwendigkeit des Aufsuchens v[on] Parallelismen
2, 1 S. 347
Faktisch große Bedeutung des „Gattungsmäßigen“ im Völkerleben
3. S.116
3) Jede „Ausnahme“ allmälig als Anwendungsfall eines neuen „Gesetzes“ zu erkennen.
So ein Netz von Begriffen u. Gesetzen über die Wirklichkeit ausbreiten
4. S. 347/8
Neue Thatsachen formen die Theorie um
[650]
Stets nur provisorisch
5. S. 327
4) Gesetze können nur Entwicklungsgesetze sein
6. S. 345
5) Arbeitsteilung als rother Faden
7. S. 265
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 100]
[A 100]
Sinn der Entwicklung b[ei] Knies
6) keine Theodizee
8. S. 209
7) Fortschritt in ethischer Hinsicht
9. S. 294
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 101]
[A 101]
Ziemlich lahme Bemerkungen über Darwinismus, welcher die Macht des Guten, des Gewissens pp. nicht auf dem Wege der Anpassungstheorie finden könne.
(2. Aufl. S. 351/2)
36
[650]Knies, Oekonomie2, S. 351 f. – kein direkter Bezug auf Darwin.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 102]
[A 102]
Κn[ies] S. 499 II
37
Ebd., S. 499.
Νo 2
Abstraktion |:u. Begriffsbildung:| sei unentbehrlich
c
[650]〈([??] Aufl.?)〉
Nur müssen „Gesetze“, deren Formulierung auf
d
die auf abstrakten > deren Formulierung auf
Abstr[aktion] beruht, an der Erfahrung nachgeprüft werden, ehe sie als „geltend“ behandelt werden.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 104v]
[A 104v]
Gesetze der Analogie Gattungsgesetze.
e
Quer zur Schreibrichtung auf unterer Blatthälfte: I
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 104r]
[A 104r]
1)
f
Ziffer von der Hand Max Webers.
Wenn
g
g-g(S.651) Exzerpte von dritter Hand; mit Unterstreichungen von Max Weber.
es sich somit um Erscheinungen und um Gesetze der Erscheinung handelt, bei welchem eine Gleichheit und eine Verschiedenheit zugleich in Betracht kommt,
1)
h
Ziffer von der Hand Max Webers.
so können wir nur eine Analogie, nicht eine Identität der ökonomischen Erscheinungen erwarten; es können
[651]
nur Gesetze der Analogie gewonnen werden, nicht Gesetze absolut gleicher Causalwirkungen. (S. 346.)
38
[651]Hier und im Folgenden (bis S. 654) Exzerpte aus Knies, Oekonomie1, entsprechend der Übersicht von S. 649 f.
Unter analogen Erscheinungen wird man also solche zu verstehen haben, welche bis auf einen gewissen Punkt
2)
i
[651] Ziffer von der Hand Max Webers.
hin eine Gleichheit und Uebereinstimmung erkennen lassen, über denselben hinaus dagegen Abweichungen von einander zeigen. (S. 346.) Das, worin sie sich gleich sind, macht ihren Gattungsbegriff
j
Unterstreichung von Max Weber.
aus und ist ebendeshalb
k
Unterstreichung von Max Weber.
dann in allen analogen Erscheinungen als das Wesentliche
l
Unterstreichung von Max Weber.
zu erfassen. (S. 346.)
g
g(S. 650)-g Exzerpte von dritter Hand; mit Unterstreichungen von Max Weber.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 103v]
[A 103v]Parallelismen, um das Gesetzmäßige zu erkennen.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 103r]
[A 103r]
2)
m
Ziffer von der Hand Max Webers.
Es
n
n-n(S. 652) Exzerpte von dritter Hand.
tritt deshalb zu der Forderung, die Thatsachen desgeschichtlichen Lebens genau festzustellen, um sie als Grundlage der Erkenntniss und des Raisonnements zu verwenden, die andere hinzu, für jedes einzelne Problem
1)
o
Ziffer von der Hand Max Webers.
möglichst viele von derselben Gattung zusammenzustellen, um den Vergleich auf möglichst umfassender Basis möglich zu machen, eine Forderung, welche ohne das geschichtliche Studium des Lebens der Völker in alter und neuer Zeit kein Genüge geleistet werden kann. (S. 347.) Es ist entschieden Verzicht darauf zu leisten, nach Art der Erforschung naturgesetzlicher Wirkungen in der realen Weit, aus einer einzigen Thatsache das Gesetz der Erscheinungen kennen lernen, blosslegen zu können. Das Prinzip der Analogie, die Methode zur Gewin
2)
p
Ziffer von der Hand Max Webers.
nung der Gesetze der Analogie ist von dem grössten Werthe, selbst für die reine und die angewandte Mathematik, weil für sie dadurch die Beziehungen festgestellt
[652]
werden, welche zwischen speciellen Sätzen und den mit ihnen correspondierenden allgemeinen stattfinden. In der Nationalökonomie lehrt die Erforschung der Analogie nicht nur das Gesetzmässige in den Erscheinungen zuerst erkennen, sondern es ist dieser auch der Weg, auf welchem unrichtige Formulierungen bereits erkannter u. festgestellter Gesetze verbessert werden. (S. 347.)
n
n(S. 651)-n Exzerpte von dritter Hand.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 105v]
[A 105v]Gleichheiten Constanz der Menschen-Natur
q
Quer zur Schreibrichtung auf unterer Blatthälfte: I
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 105]
[A 105r]
3)
r
Ziffer von der Hand Max Webers.
Wie stark diese |:…..:|
t
Auslassungszeichen von der Hand Max Webers eingefügt; in A folgt die von Max Weber gestrichene Passage: 〈auf dem erwähnten Fundamente beruhende〉
Analogie in der völkergeschichtlichen Entwicklung ist, läßt sich schon daraus ersehen, daß Manche |:…..:|
u
Auslassungszeichen von der Hand Max Webers eingefügt; in A folgt die von Max Weber gestrichene Passage: 〈hauptsächlich wegen des in der Geschichte Sichgleichbleibens der menschlichen Natur〉
in allen späteren Zeiten nichts als eine ewige Wiederholung des bereits Dagewesenen zu erblicken vermögen. (S. 116)
s
Exzerpt von der Hand Marianne Webers; mit Korrekturen und Streichungen von der Hand Max Webers.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 106v]
[A 106v]Allmäl[ige] Vermehrung der „Gesetze“
v
Quer zur Schreibrichtung auf unterer Blatthälfte: I
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 106r]
[A 106r]
4)
w
Ziffer von der Hand Max Webers.
Sondern es kann auch eine Vergrösserung der Basis, eine Vermehrung der in Vergleich kommenden Thatsachen und Erscheinungen von derselben Gattung zur Erkenntniss eines neuen Gleichartigen in der erst durch die neu hinzugewonnenen Thatsachen überwiegenden Menge von Erscheinungen hinleiten, indem sich teils die Gegensätze des Verschiedenen und des Gleichartigen verändert gruppieren, teils auch in dem, was früher, nach Beobachtung einer geringeren Anzahl von Erscheinungen gleichsam als frei und regellos als Ausnahme und specielle Eigenthümfichkeit in den einzelnen That[653]sachen erschien, später ein allgemeines Gesetz der Erscheinung erkannt und, sobald man in den Stand gesetzt ist, grössere Combinationen anzustellen. (S. 347/348.)
x
[653] Exzerpt von dritter Hand.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 107v]
[A 107v]Provisor[ischer]
y
In A geht voraus, quer zur Schreibrichtung: I
Charakter der Theorie aber doch Theorie.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 107r]
[A 107r]
5)
z
Ziffer von der Hand Max Webers.
„Wer nicht darauf gefasst ist“ – sagt irgendwo Humboldt – „Thatsachen anzuerkennen, die aller Theorie widersprechen, ist kein Sprachforscher“ – das gilt in dem Sinne auch für die Nationalökonomie, dass einesteils die Thatsachen des Lebens das Fundament der Theorie bilden, andererseits durch neue Thatsachen des Lebens die vorhandene Theorie einer Verbesserung zugeführt werden kann, oder sagen wir lieber, einer solchen Gestalt, dass auch die Aufnahme der neu gewonnenen Erfahrungen Platz finden kann. (S. 327/328.)
a
Exzerpt von dritter Hand.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 108v]
[A 108v]Entwicklungsgesetze statt Zustandsgesetze
b
Quer zur Schreibrichtung am linken Blattrand: I
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 108r]
[A 108r]
6)
c
Ziffer von der Hand Max Webers.
Und wenn eine Gesetzmässigkeit der in unserem Sinne wirthschaftlichen Thatsachen festgestellt werden soll, so können nur solche Gesetze in Frage kommen, welche Gesetze der Entwicklung und Bewegung sind, nicht Gesetze, welche stationäre Zustände zu ihrer notwendigen Voraussetzung haben. (S. 345.)
d
Exzerpt von dritter Hand.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 109v]
[A 109v]Arbeitsteilung Grundlage.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 109r]
[A 109r]
7)
e
Ziffer von der Hand Max Webers.
Behält man gleichzeitig die Bedingungen im Auge, von denen die Entfaltung der Arbeitsteilung getragen wird, so kann man sie als den rothen Faden bezeichnen, welcher sich immer bezeichnend durch alle Stufen der Entwicklung hindurchzieht. (S. 265.)
f
Exzerpt von dritter Hand.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 110v]
[654][A 110v]keine Theodizee
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 110r]
[A 110r]
8
g
[654] Ziffer von der Hand Max Webers.
Die nach Zeit und Ort ungleichen Belohnungen gleicher Anstrengungen lassen keine Beweisführung durch die Analogie aufkommen, und machen schon den ersten Ansatz zu einer Theodicee auf diesem Grunde haltlos. (S.
i
S. von der Hand Max Webers nachkorrigiert.
209.)
h
Exzerpt von dritter Hand.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 111v]
[A 111v]Ethischer Fortschritt bei Knies
j
In A folgt quer zur Schreibrichtung: I
Fortschritt zur Ethik
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 111r]
[A 111r]Denn nur auf den untersten Stufen der politisch-moralischen Entwicklung, und so lange der ökonomische Egoismus die einzige oder die vorwiegende Triebfeder in den Gliedern des Gemeinwesens ist, kann jener Gegensatz zum Zustande des friedlichen Krieges der Einen gegen die Anderen führen; bei vorschreitender öffentlicher Sittlichkeit wird er zum kittenden Bande zwischen Allen, indem er zur Einsicht von der Nothwendigkeit einer allseitigen Rücksichtnahme und eines Compromisses zwischen den ökonomischen Einzelinteressen führt, und die Unterwerfung des materiellen Eigennutzes der Einzelnen unter die Forderungen des Gesammtinteresses der sittlichen und politischen Pflicht nahe legt. (S. 294.)
k
Exzerpt von dritter Hand.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 112]
[A 112]Knies I Normen u. Ethik
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 113]
[A 113]KniesZu Knies I (Normen)
Prakt[ische] Aufgaben keine Therapeutik.
Denn: Arzt hat identische Exemplare
Nat[ional-]Ök[onomie]: verschiedene.
Aber: nicht nur das. Es steht das Ziel nicht fest.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 126]
[A 126]
Wirtschaftl[iches] Verh[alten] wirkte auslesend auf menschl[iches] Zweckstreben. –
Histor[ische] Personen bedürfen materieller Mittel. –
Schildern nicht nur was sie wollen
[658]sondern wiefern sie es erreichen können
Einwirkung der äußeren Bedingungen auf das histor[ische] Streben: Form der Auslese.
Nicht bloß (Below): Schaffung von Möglichkeiten – sondern positiv auslesend.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 127]
[A 127]Bedeutung der Wirtschaft wechselnd. |:Was heißt das?:|
1)
Etwa Kirchl[iche] Interessen ohne materielle Mittel?
Nein – sondern: materielle Mittel nicht als Zweck, sondern als Mittel z[um] Zweck erscheinend.
2)
bei stabilenw[irtschaftlichen]
a
[658]Unsichere Lesung; alternativ: m[ateriellen]
Zuständen Wirtschaft minder bedeutendes Glied in der Kette des Zus[ammen]hangs
logische Formel:
nicht Ursache, sondern |:nur:| Bedingung best[immter] histor[ischer] Eigenart e[ines] Zeitalters
Bedenklich Below’s Formulierung:
„immer“ nur Bedingungen
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 128]
[A 128]
Irrtum bei der psychol[ogischen] Fundierung:
Wieimmer der Mensch psychol[ogisch] sein mag, er muß s[ich] anpassen an wirtschaftl[iche] Notwendigkeiten.
Diese das prius.
Von ihnen ausgehen
Zwingende Verhältnisse.
(nicht absolut determinierend)
g[e]g[en] Menger
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 129]
[A 129]Geistiges Verstehen in der Geschichte
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 130]
[A 130]
Grade das Wichtigste,
Motive
nur d[urch] geistiges Verständnis möglich, nicht durch „reine“ Empirie
a
Zusatz am linken Blattrand.
Das Eigenheit des histor[ischen] Faches.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 131]
[659][A 131]
Unmittelbares Erleben der Schwerkraft bietet keine Schwierigkeit – als Bedingung unserer ganzen Existenz uns selbstverständlich.
Aber jedes s[ich] Entsinnen daran d[urch] wissensch[aftliche] Analyse beseitigt das „Verständliche“
|:Aber: Davon[,] daß wir die Erde „anziehen“[,] spüren wir psychisch nichts. –
„Anziehungskraft“ = Anthropomorphismus:|
Begriff „psychisch“ nicht eindeutig. „Psych[isch] bedingt“ massenhafte körperl[iche] Vorgänge. Gebiet des Bewußtseins das Entscheidende.
b
[659]b- Textpassage auf der unteren linken Blatthälfte.
B[elow] menschl[iche] Handlungen umgekehrt.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 132]
[A 132]
Es giebt nichts Verständlicheres als das Wirken des Vaterlands- Gefühls.
Erst seit man aus gesundem Menschenverstand e[ine] „Psychologie“ gemacht hat – auch Schmoller – problematisch.
Gewiß: Wissen[schaft] macht alles Selbstverständ[liehe] z[um] Problem
aber sie darf nicht Sklavin ihrer Fragestellung sein auf Gebieten, wo keine Probleme sind
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 133]
[A 133]
Verständlichkeit u. „Erlebbarkeit“ der Wirklichkeit im wiss[enschaftlichen] Sinn nur d[urch] Gedanken, die wir hineintragen u. daran erproben (g[e]g[en] Gottl)
Dies – anders formuliert – Leistung
c
Werth> Leistung
Rickerts, nachgewiesen zu haben.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 134v]
[A 134v]Verständlichkeit der Geschichte
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 134r]
[A 134r]Ganz unvorgreiflich
d
unbeschadet > unvorgreiflich
der Antwort auf die Frage, ob die „psychischen“ Vorgänge uns „unmittelbar gegeben“ sind als die „physischen“ – wie Dilthey will – oder ob beide in ganz dem gleichen Sinn „Bewußtseinsinhalt“ sind – wie Rickert ausführt – wird es doch dabei wohl bleiben, daß
e
〈diejenigen Vorgänge und Zusammenhänge, welchewir bewußt in uns selbstnachzubildenvermögen, uns〉
jedenfalls |:der Ablauf:| menschlicher Gedanken
f
〈-Vorgänge〉
uns in einem qualitativ andern Sinn „verständlich“ [660]gemacht werden kann
g
[660]sind >gemachtwerden kann
als irgend ein
h
〈Vorgang〉
Gebilde, welches nicht unter diese Kategorie fällt, gleichviel ob es als „physisch“ oder „psychisch“ anzusprechen wäre. Gewiß ist es – wie Simmel ausführt – wahr, daß wir fremde
i
die > fremde
Gedanken
j
〈uns〉
stets erst durch Interpretation unter den Motiven eines Geschehens aufdecken können, – aber eben daß |:überhaupt:| die Möglichkeit einer nicht bloß formelmäßigen, sondern verständlichen Interpretation |:des unmittelbar Gegebenen:| |:besteht,:| ist das, was menschlichen Motiv zusammenhängen
k
Alternative Lesung: Motivenzusammenhängen
ihre |:auch von der Logik nicht zu ignorierende:| Eigenart verleiht. Bei jenen Controversen ist „Anschaulichkeit“ u. „Verständlichkeit“ identifiziert.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 135]
[A 135]
Simmel als der Versuch,
Gesetzesbegriff aufzugeben
Individuelle Gedanken durchzuführen
Eine Institution als Träger in ihrer Tragweite analysieren.
Aber allerdings: Gattungsmäßigkeit u.
Analogie beider.
Feststellen:
logisches Wesen der Analogie
Bei Simmel die Psychologische Seite
als die irrationale,
nicht systematisierbare behandelt.
Die Institution zu Grunde gelegt.
Nur „Verständlichkeit“ nicht „Gesetzlichkeit“ der psycholog[ischen] Vorgänge.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 136]
[A 136]„Kosmos“
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 137]
[A 137]
Die Verständlichkeit – nicht = Anschaulichkeit
a
a- Passage mit geschweifter Klammer nach oben markiert und mit einem ? versehen.
– darf den histor[ischen] Begriffen nicht verloren gehen – sie dürfen nicht Formeln werden
Wo die Grenze ist, flüssig.
[661]
Nur sicher da, wo hinter der Wirklichkeit etwas Atom-artiges suggeriert wird („Triebe“, etc. = psych[ische] Atome)
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 138v]
[A 138v]„(Werthganze“
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 138r]
[A 138r]
Ein „|:Werth-:|Ganzes“ in Lask’s Sinn ist der nationale Staat wie der internat[ionale] Petroleumtrust, die Familie wie ein Bordell, die Maffia wie der Jesuitenorden.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 139]
[A 139]
Nat[ur-]Wissenschaft v[om] Generellen
Nat[ur-]Wissenschaft v[on] Collektiven?
– Beide würden weit auseinanderstreben
So nach Menger.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 140]
daher nicht emanatistisch zu formulieren, als ob die „Cultur“ das Einzelhandeln
b
[661]Einzel[??] > Einzelhandeln
aus sich gebären könne
(cf. Ranke: es sei dunkel, wie die Ideen in die Menschen kommen)
Ranke ein durch das Gewissen des Forschers in rudimentären Grenzen gehaltener Emanatist.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 141]
[A 141]„Entwicklung“
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 142]
[A 142]
Kosmos u. Charakter der menschl[ichen] Institutionen
Auslese der Zweckstreben der Individuen in der Richtung objektiver Zweckmäßigk[eit] die Grundlage.
Jeder Kosmos ist begriff[liche] Analyse
nach naturwiss[enschaftlicher] Art zugänglich
[662]
Nur darf kein Begriffs-Realismus – Mystik – daraus werden.
Auch |:nie der Begriff das wissensch[aftlich] Endgültige.:|
Aber hier haben die Archetypen ihren Platz in der Welt des Seienden. Das im Typen-Sinn Sein-Sollende wird ausgelesen.
Wir wollen u. können
b
〈sein〉
das Werden u. Wirken des Kosmos innerlich durchschauen (Gottl)
a
[662] Zusatz quer zur Schreibrichtung
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 143v]
[A 143v]Entwicklung
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 143r]
[A 143r]
Dasjenige, an welchem |:wir:| die „Entwicklung“ sich vollziehen |:lassen:|, ist ein Gedankengebilde.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 144v]
[A 144v]Entwicklung – subjektiv
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 144r]
[A 144r] Es ist aber nötig, sich immer gegenwärtig zu halten, daß „Entwicklung“ in dem obigen Sinn, auf
c
〈geschichtliche〉
soziale Institutionen angewendet, ein Begriff
d
ein Gedanke > ein Begriff
ist, den wir an den Stoff heranbringen[,]vorziehen
e
〈und als Form 〈der〉 seiner Gliederung, |;und:|〉
als Princip der Auslese des „Wesentlichen“
f
〈sowohl unter den darzustellenden Objekten wie unter den〉
aus dem Chor der ursächlichen Zusammenhänge
g
〈benutzen〉
und als Form der
h
〈Darstellung〉
Gliederung und Darstellung derselben |:da:| zu benutzen, |:wo dies nach Lage der Verhältnisse zweckmäßig und unschädlich
i
〈methodisch zulässig〉
erscheint.:| – nicht aber ein hinter dem hist[orischen] Geschehen
j
[??] > hinter dem hist. Geschehen
verborgenes Agens desselben, welches nun überall und ausnahmslos aufzuspüren und aus dem Stoff herauszudestillieren unsre eigentlichste Aufgabe wäre. Ob wir den Begriff anwenden sollen, ist methodisch nur von Fall zu Fall |:und in jedem Fall nur nach Lage unsres Materials:| zu beantworten, und zwar kann ein Fortschritt der Erkenntnis uns in jedem Fall ebensowohl dazu führen, empirisch beobachtete Thatsachen in einer Entwicklungsreihe gegliedert vorzuführen, wie umgekehrt dazu, eine Entwicklungsconstruktion als überholt zu Gunsten einer klassifikatorischen Stoffgliederung aufzugeben.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 145v]
[A 145v]Entwicklung
Below/ E[duard] Meyer
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 145r]
[A 145r (1)]|:Uns ist es – aus Gründen, die hier zu weit abführen würden – nicht sicher[,] ob es angezeigt ist, hier den Entw[icklungs-]Begriff [663]zu verwenden.:| Was |:aber:| v. Below hier |:gegen Ed[uard] Meyer:| einwirft, schließt |:m. E.:| die Anwendung des Begriffs der „Entwicklung“, falls die sonstigen Bedingungen dafür vorliegen, nicht aus. Auch die „Entwicklung“ des keimenden Lebens
k
[663]〈kann durch〉
– hier dürfte auch v. B[elow] die Anwendbarkeit des Begriffes nicht bezweifeln, – kann ihr Ziel infolge „zufälliger“ Störungen verfehlen, die „Entwicklung“
l
〈eines〉
jedes Organismus überhaupt vor der „Reife“ geknickt werden. Es handelt sich |:auch:| hier – was v. B[elow] verkennt – nicht um den Gegensatz von „zufällig“ und „notwendig“, sondern |:um den logisch wesentlich abweichenden:| von „zufällig“ und ,,adaequat“[.]Was E[duard] M[eyer] meint, ist: wir
m
A: Wir > was E.M. meint, ist: wir
betrachten |:nun einmal:| die Entstehung eines deutschen Staatswesens in irgend einer Form heute als adäquate Folge der einmal gegebenen |:geschichtlichen Gesammt-:|Situation, wie wir
n
〈das Gleiche bezüglich〉
das Vollausreifen eines Fötus als das „Normale“ ansehen
o
thun > als das „Normale“ ansehen
, und wir behandeln eine Störung dieses „natürlichen“ Hergangs als „Zufälligkeit“. Daß diese Behandlungsweise
p
dieser Gesichtspu > diese Behandlungsweise
eine von uns |:aus „subjektiven“ Bedürfnissen heraus:| vorgenommene Synthese ist, trifft völlig zu, allein v. B[elow] selbst hat |:– wie unzählige Andre vor und nach ihm –:| sehr richtig hervorgehoben, daß
q
〈eine〉
derartige Synthesen für das historische Erkennen schlechthin unentbehrlich sind.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 146]
[A 146 (2)]Wir „erkennen“ die intensive Unendlichkeit der gesch[ichtlichen] Zusammenhänge
r
Geschichte > intensive Unendlichkeit der gesch. Zusammenhänge
, indem wir |:– darin besteht die „Subjektivität“ der Geschichte –:| |:wieder und immer wieder:| „Gedanken“ in sie hineintragen und
s
〈an ihr erproben〉
– darin besteht ihre
t
die > ihre
„Objektivität“
u
〈dieses Erkennens – an dem gegebenen Stoff daraufhinerproben, ob sie uns eine andre〉
– an der Hand des Stoffes |:wieder u. immer wieder:| gewissenhaft prüfen, ob diese Gedanken ein „adäquates“ Bild resp. welche Gedankenform |:und Gedankencombination von mehreren
v
〈möglichen〉
denkbaren:| das adäquatest-mögliche Bild des Vorgangs darstellen. Es ist ganz richtig, daß die Geschichte auf diese Art |:gewissermaßen:| aus einer Kette von „vaticinationes post eventum“ besteht.
w
In A folgt eine Markierung Max Webers zur Einfügung von Blatt 2a (A 147).
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 147r]
[664][A 147r (2a)]Allein es ist doch
y
Übrigens ist es > Allein es ist doch
nicht an dem, daß der Gedanke der adäquaten Entwicklung sich lediglich als Garnitur des irgendwie eingetretenen |:faktischen:| Erfolgs einstellte. Im Gegenteil: Wenn |:z. B.:| Ed[uard] Meyer in geistvoller Weise
z
(auf〉
die Tendenzen zur Theokratisierung des Hellenentums aufdeckt, welche der Perserherrschaft vorarbeitete und – wie das Beispiel der Juden zeigt – deren politischen Maximen
a
〈adäquat war〉
entsprach, so haben wir es hier mit einer „Entwicklung“ zu thun, bei welcher es |:thatsächlich:| „anders gekommen“ ist. Sie ist |:„entwicklungsgeschichtlich“ gesprochen,:| durch die welthistorische „Zufälligkeit“ der Schlacht bei Marathon geknickt und
b
〈einer〉
andren Entwicklungskeimen die Bahn frei gehalten worden.
c
〈sollen wir deshalb darauf verzichten, 〈die〉 jene Ansätze unter dem oben erwähnten〉
Die |:sei es ausdrückliche, sei es stillschweigende,:| Verwendung des Begriffes der „Entwicklungstendenz“
d
Ist deshalb die Verwendung des Entwicklungsbegriffs > Die |:…:| Verwendung desBegriffes der „Entwicklungstendenz“
scheint mir hier |:gradezu:| das einzige Mittel, die grandiose
e
großartige > grandiose
Bedeutung jener unscheinbaren Prügelei ins Licht zu stellen. Daß wir jene Bedeutung als so gewaltig ansehen, geschieht
f
ist > geschieht
subjektiv |:vom Standpunkt unsrer Culturschätzung aus:| und insoweit |:ist es:| natürlich auch
g
〈die〉
jene ganze „Auffassung“
h
〈, die aus diesem〉
. Aber dies
x
[664] Text entsprechend der Markierung Max Webers hier eingefügt.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 146]
[A [146 (2)]]ist
i
In A geht voraus: Dies
so lange unschädlich, als wir uns bewußt bleiben, was an der Darstellung der Geschichte unser Eigentum ist, –
j
〈erst〉
wenn wir |:freilich, häufig genug,:| [–] die Sklaven unsrer eignen Begriffe und Gedanken werden |:und diese als Realitäten zu canonisieren beginnen:|, dann bedarf es |:– aber nicht nur in der Geschichte –:| eines advocatus diaboli, wie ihn
k
es für > ihn
die Jurisprudenz z. B. in E[rnst] I[mmanuel] Bekker besitzt und wie er
l
l-erstanden ist, während > besitzt und wie er
für die Historie |:in:| v. Below
m
〈diese Funktion in〉
erstanden ist. (cf. seine Bemerkungen Hist[orische] Z[eit]schr[ift]
n
In A folgt eine Lücke.
)
45
[664] Below, Methode.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 147v]
[A 147v]
[??]gen
o
In A Wort überklebt und daher unleserlich.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 148]
[A 148]
Der Unterschied der Dinge, an dem s[ich] das Geschehen vollzieht, von den naturwiss[enschaftlichen] „Atomen“[,] ist das für das |:Wesen der:| Geschichte entscheidende
[665]
Der Charakter dieser Dinge (Individuen) ist es, der auf die Fragen Pauls Antwort giebt: wie ist Entwicklung trotz Gesetzen möglich.
Individuen „entwickeln“ sich Atome nicht.
Aus diesem Grund auch dauernd kein Begriffssystem mit letztem Begriff, aus dem deduziert werden könnte.
(g[e]g[en] Schmoller)
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 149r]
[A 149r]Entwicklung
Hergenommen der Begriff e[ines] Organismus
e[inem] best[immten] Ziel zustrebend
Erklärung aus diesem Ziel u. Gesammtzweck.
Also: logische = method[ische] Frage im
Einzelnen, ob anwendbar
ob e[in] Complex v[on] Vorgängen so am besten u. zugleich richtigsten zu veranschaulichen |:(adäquate Form des Wirklichkeits- Bildes):|
daß e[in] best[immter] Zustand oder Ziel, dem e[ine] Masse causaler Bedingungen
p
[665]e. causale Reihe > e. Masse causaler Bedingungen
zustrebt, zu Grunde zu legen ist.
Princip der Ordnung
q
〈der〉
u. Auslese der unendlichen Reihe v[on] Ursachen
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 149v]
[A 149v]Maximum
Erklärung der Erreichung des Ziels d[urch] |:lauter:| adäquate Ursachen
„Es konnte auch anders kommen“
kein Einwand (Below)
Auch bei natürl[icher] Entwicklung Fehlgeburt möglich.
(Z. B. Primat des Pabstes – kann klerikal metaphysisch misbraucht werden
(Gregor))
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 150]
[A 150]Entwicklung
stets teleolog[ische] Begriffe –
Ursache – Auslese.
wo diejenigen Ursachen, die wir unter allgemeine Begriffe bringen, wesentlich sind.
Deshalb kann die Entwicklung selbst – d. h. das Princip, nach welchem der betreffende als Entw[icklungs]-|:Ziel:| aufzufas[666]sende Zustand, oder das Objekt, an dem die E[ntwicklung] s[ich] vollzieht, doch individuell sein.
Individuelles Objekt, indiv[idueller] Zustand desselben, beruhend auf Zusammenwirken „typischer“ Ursachen
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 151]
[A 151]„Typus“ u. „typisch“
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 152]
[A 152]
Gegen Jellinek:
Gegensatz von Typen u. klassifikatorischen Begriffen
Erstere nicht „Durchschnitt“
cf. typische Zahl, Kries
Übertragbar bis zu einem gewissen Grade auf Begriffe, die nicht kalkulierbar
Selbst e[ine] wirkende Ursache muß nachweisbar sein
Hellas: militär[ischer] Charakter
+ Stadtstaat
+ Sclaverei
cf. Jellinek selbst S. 264
46
[666]Jellinek, Staatslehre (wie oben, S. 91, Anm. 26), S. 264.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 153]
[A 153]Typus.
N[ational-]Ö[konomie] wirtschaftet mit e[inem] Typen-Begriff
der weder e[in] Vorbild noch e[in] Durchschnitt ist
Anklang an Wahrscheinl[ichkeits]-Rechnung trotz principieller Differenzen
Wenn man einmal den stets irrationalen Ursachen-Complex zu gliedern u. Ursachen auszulesen strebt, deren Begriffe:
Möglichkeit – Bedingung – Ursache
Dem Begriff der „Möglichkeit“ (Below) entspricht nichts in der Wirklichkeit.
Da, wo wir die gegebenen wirtsch[aftlichen] Bedingungen als Ursache des Handelns begreifen, sind sie f[ür] uns „Ursache“
Stets e[ine] Rationalisierung des menschl[ichen] Handelns
Die heut[ige] W[irtschafts]-Ordnung als ein Kosmos mit adäquaten Verursachungen, verknüpften Einzelerscheinungen, der sich durchsetzt oder durchzusetzen strebt u. im Kampf mit andren Principien liegt
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 154]
[667][A 154]Wesen der Irrationalität Gesetz u. Wirklichkeit
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 155]
[A 155]
Die Irrationalität des Geschehens erfährt auch in der Unendlichkeit keine Aufhebung oder Abschwächung.
Es findet keine Annäherung (auch keine „asymptotische“) an rein gesetzliche Symmetrien statt
Jedes Conkrete, welches aus weiteren Ursachen auftaucht, ist genau so conkret wie jedes vorhergehende.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 156]
S[iehe] Continentalsperre, Abhängigkeit davon, daß Vorfahren Napoleons im 10ten Glied s[ich] in Corsika lieben lernten
––––––
Erziehung zum „Erleben“-Können Zweck der Geschichtslogik
In wiefern können die wirtschaftl[ichen] Gesetze als Form des Geschehens, welches s[ich] von conkreten Inhalten |:als das Material des Geschehens:| findet, aufgefaßt werden? (cf. Astronomie im Verh[ältnis] zu mathemat[isch]-physikal[ischen] Gesetzen)
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 157]
[A 157]
Vorstellung, daß s[ich] das Individuelle |:restlos:| überwinden lasse d[urch] Subsumtion |:des conkreten Falles:| unter stets steigende Vielheit der „Gesetze“ |:deren „Ausdruck“ sie sei:|. –
b
〈Bedeutng nur〉
Lösung nur in der Unendlichkeit.
Unendlich viele Gesetze aber sind = unendlich viele Einzelheiten
Vorstellung nicht vollziehbar.
Also |:diese:| Lösung |:– der intensivenIrrationalität
c
Überwindung > Irrationalität
– im G[e]g[en]satz zur zeitlich extensiven:| principiell unmöglich.
Dies erkennbar, sobald Ernst gemacht mit dem Gedanken der „causalen Verknüpfung von Allem mit Allem“.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 158]
[668][A 158]
Alle Menschen müssen sterben
– Hier e[ine] „Kraft“ oder „Anlage“ allgem[einer] Art v[on] Weismann angenommen
Wir nehmen „müssen“ an, trotzdem keine rationale Formulierung möglich.
––––––
B[ei] astronom[ischem] Gesetz oft die Illusion, das Irrationale verblasse in der Richtung nach der Unendlichkeit hin, es ließe s[ich] auf weniger conkrete Gestaltungen zurückführen
Davon keine Rede
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 159]
[A 159]
Gäbe es „Gesetze der Geschichte“, so wäre dennoch die Fest stellung des Irrationalen, Individuellen, an dem sie sich vollziehen, e[ine] selbst[ändige] Aufgabe, |:ohne deren Lösung die Wirklichkeit nicht erkannt wird.:|
Denn das Gesetz produziert den Einzelfall nicht, es gilt für ihn, vollzieht s[ich] an
d
[668]〈den〉
individuellen Fällen. Der Allgemein-Begriff ist aber ärmer als die Wirklichkeit
So schon in der Astronomie.
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 160r]
[Faksimile: GStA PK, Nl. Max Weber, Nr. 31, Band 6, Bl. 160v]
[A 160r]
„In rationaler Welt kann Niemand handeln“
Auch in vollkommen irrationaler Welt könnte niemand handeln –
e
〈1)〉
|:Zukunftsberechnung notwendig obwohl unmöglich:|
Beides falsch.
Richtig nur, wenn beides auch vom Individuum erkannt u. stets gegenwärtig gehalten
Rickert’s
f
In A geht voraus: 〈2)〉
Satz nur deshalb richtig, weil dann der Einzelne auch sich selbst als determiniert
g
In A doppelt unterstrichen.
empfinden u. berechnen müßte. Ob er s[ich] rational oder irrational determiniert empfindet, ist egal, das Gefühl des Determiniertseins wäre das Entscheidende
Man kann handeln, weil man s[ich] nicht determiniert fühlt, weder d[urch] Gesetze, |:d[urch]:| die man einer rationalen[A 160v]noch d[urch] e[ine] |:nicht gesetzliche:| Causalität, d[urch] die man einer irrationalen, unbekannten Zukunft entgegengetrieben würde