MWG digital

Die digitale Max Weber-Gesamtausgabe.

II. Anmerkungen der Redaktion des „Archivs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik“ (1906–1908)
(in: MWG I/7, hg. von Gerhard Wagner in Zusammenarbeit mit Claudius Härpfer, Tom Kaden, Kai Müller und Angelika Zahn )
Bände

[669]Das „Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik“ ging aus dem „Archiv für soziale Gesetzgebung und Statistik“, dem sogenannten Braunschen Archiv, hervor. Dieses wurde von Edgar Jaffé gekauft und ab 1904 unter dem neuen Namen im Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) weitergeführt. Jaffé wählte Werner Sombart und Max Weber zu seinen Mitherausgebern. Sie formulierten ihre Herausgeberpolitik in einem „Geleitwort“, das sie als Gesamtheit verantworteten.1 [669] [Jaffé, Sombart, Weber,] Geleitwort, oben, S. 120–134.

Max Weber beteiligte sich zunächst intensiv an der Redaktion der Zeitschrift und nutzte sie vor allem zur Publikation eigener Artikel. Er klagte zwar immer wieder über die Arbeitslast, äußerte gelegentlich auch Überdruß und sogar Austrittsabsichten. Aber er blieb bis zu seinem Tod dabei.

Die Beiträge, die Weber im eigenen Namen in der Zeitschrift veröffentlichte, sind, einschließlich des „Geleitworts“, auf verschiedene Bände verteilt und in der Max Weber-Gesamtausgabe ediert. Doch wirkte er nicht nur am „Geleitwort“, sondern wohl auch an den „Anmerkungen der Redaktion“ zu einzelnen Beiträgen mit. Jedenfalls läßt sich dies nicht ausschließen. Deshalb werden diese „Anmerkungen der Redaktion“ in der Folge mitgeteilt, ohne daß freilich im Einzelnen festgestellt werden könnte, ob und wieweit Weber daran beteiligt war. Zum Abdruck gelangen nur solche „Anmerkungen der Redaktion“, die nicht rein technischer Natur sind.

Aufgenommen werden zudem die „Anmerkungen der Redaktion“ nur bis zum Jahre 1908, denn zu diesem Zeitpunkt änderte sich die Redaktionszuständigkeit. Jaffé wollte einerseits die Einheitlichkeit der Redaktion sichern, andererseits seinen Mitherausgebern Sombart und Weber eine größere Unabhängigkeit vom „Archiv“ gewähren. Deshalb schlug er eine Änderung des Vertrags von 1904 zwischen den Herausgebern untereinander und mit dem Verlag vor. Dieser sollte, wie es in einem Brief an Sombart vom 24. April 1907 heißt, vier Punkte berücksichtigen: „1) Weber und Sie werden von jeder Verpflichtung zur redaktionellen Mitarbeit entbunden, und stehen mir nur bei Festsetzung der grossen Richtlinien freundschaftlich zur Seite; 2) Die ganze formale Redaktionsarbeit wird von mir übernommen, was vielleicht auf dem Titelblatt dadurch zum Ausdruck zu bringen wäre, dass man sagen würde: ,in [670]Verbindung mit W.S. und Μ.W. herausgegeben von E.J.‘[;] 3. An die Stelle des jetzigen Anteils am Redaktions-Honorar würde für Weber und Sie eine feste Remuneration pro Jahr treten, die allerdings wohl niedriger zu bemessen sein würde, als der jetzige Anteil, einmal um die sehr starke Belastung des Archivs mit Honoraren zu verringern, und zweitens mir zu gestatten, einen ständigen Redaktionsassistenten anzustellen; 4. Weber und Sie würden nur die Verpflichtung übernehmen, Ihre für eine wissenschaftliche Zeitschrift passenden Aufsätze in erster Linie dem Archiv anzubieten, und das Archiv würde seinerseits die Verpflichtung übernehmen, diesen Aufsätzen den Vorrang vor den Beiträgen aller anderen Mitarbeiter, sowohl was die Annahmen wie den schnellen Abdruck anlangt, einzuräumen“.2 [670] Brief von Edgar Jaffé an Werner Sombart vom 24. April 1907, GStA PK, VI HA, Nl. Werner Sombart Nr. 17, Bl. 83r+v, 84. in diesem Sinne wurde dann auch tatsächlich verfahren. Der 28. Band des „Archivs“ aus dem Jahre 1909 führt nur noch Jaffé als Herausgeber – „in Verbindung mit Werner Sombart und Max Weber“ –, während Emil Lederer als ständiger Redaktionsassistent eingestellt wurde.