[1. Stichwortmanuskript zu „Politik als Beruf“]N1Überschrift fehlt in MWG-Druckfassung; in MWG digital ergänzt.
Überschrift fehlt in MWG-Druckfassung; in MWG digital ergänzt.
[138][AI 1][Faksimile: © Heribert Tenschert, Katalog LIX (2008)]
[139][AI 1]
|:Dividenden- u[nd] Abschreibungs-Politik:| „Politik“ (Diskontpolitik u.s.w.) Leitung oder Beeinflussung der Leitung e[ines] polit[ischen] Verbandes (Staates) | |
cf. Trotzkij A[rbeiter]- u[nd] S[oldaten-]Räte | Charakteristisch f[ür] Staat nicht Ziel, sondern Mittel Gewaltsamkeit (physische!) (nicht einziges, aber: spezifisches[)] Monopol legitimer Gewaltsamkeit. (dies fehlte ihm früher) |
„Politik treiben“ Anteil haben oder erstreben an spezifischen Machtmitteln Verwendung Beeinflussung ihrer Verwendung | |
Zweck kann sein: ideales Ziel Macht als solche materielles Ziel | |
Das ist „politisch“ an einer Frage, einem Betrieb, einem Gesetz, e[iner] Leitung, einer Bestrebung a , einem BeamtenUnsichere Lesung. was die Art der Macht- verteilung betrifft. | |
|:Gelegenheits-Pol[itiker] (Abstimmung b Unsichere Lesung. gelegentl[iche] Dienste c )Unsichere Lesung. Gewohnheits-Pol[itiker]:| | |
2 Arten von |:〈Dauer-〉Gewohnheits- u[nd] Dauer-:|„Politikern“. a) für die Pol[itik] leben b) von der Pol[itik] leben im Nebenberuf: Honoratioren Abkömmlichkeit Erfordernis Grundherr – Rentner d Unsichere Lesung. nicht: Unternehmer – Arbeiter | |
Redakteur – Beamter |:(Gewerkschaft):| – Advokat e – nicht: Arzt.Zweifach unterstrichen. Welcher Typus?:| | |
Art der Machtmittel: 1) Einstellung von Menschen zum Gehorsam (Apparat) | |
|:Der Apparat durch Interessen u[nd] Ehre am f Gehorsam〈??〉 > am interessiert: a) Lehen – Pfründen – Ämter b) 〈Amt〉 Standesehre:| | |
Vasallen pp. α) Diener – β) Beamte | 2) Sachliche Verwaltungsmittel u[nd] Kriegsmittel 2 Systeme: a) Selbstequipierung der Verwalter g besitzt die Pr[oduktions-]M[ittel]Arbeiter > Verwalter h Unsichere Lesung. b) Trennung v[on] Prod[uktions-]Mitteln |
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2 Arten fürstl[icher] Herrschaft: a) ständisch – vornehm besitzende Schicht (Sippen i , Adel)Alternative Lesung: Sippe | |
|:Aristokratie lebt für die Politik:| | |
b) patrimonial-bürokratisch Sklaven, Hörige Plebejer als Beamte | |
|:Demokratisierung notwendige k Alternative Lesung: notwendig Folge: leben von der Politik.:| | |
Streben des Fürsten nach Enteignung der Stände. Eigenbesitz der sachl[ichen] Verwaltungsmittel Prozeß der Entstehung des modernen Staates. Dies die „innere Politik“. | |
|:Notwendigkeit geschulten Fachbeamtentums zufolge l Art derUnsichere Lesung. Verwaltungs- aufgaben:| | |
cf Indien | Berufspolitiker: 1. Cleriker – in der ganzen Welt! Buddhisten Brahmanen christl[icher] Clerus meist vornehm |
dies occidental | 2. Juristen[-]Stand – dies occidental, nur dort. Podestat in Italien Noblesse de Robe in Frankreich |
cf. China | 3. Humanisten in D[eutschland] u[nd] Italien, Frankreich |
4. Hofadel | |
5. Patriziat: [„]Gentry“ in England | |
occidental. | Änderung durch Entstehung der Wahl zur m MachtUnsichere Lesung. Parteien Partei e[in] unter Führern zusammengeschlossener Verband zur Erringung der Macht in e[inem] Verband Mittel: freie 〈W〉 Werbung. Dies das Moderne Interessenten- n Zweifach unterstrichen. betrieb. |
〈England〉 | |
|:Anfang: als Gefolgschaft parte Guelfa Engl[ische] Parteien Änderung: Revolution Advokaten.:| |
[o.P.][AI [2v]][Faksimile: © Heribert Tenschert, Katalog LIX (2008)]
[o.P.][AI [2v]]
Pol[itik] als Beruf N2 Die hier wiedergegebene Textpassage befindet sich auf der Rückseite von Blatt 2. Sie ist mit Bleistift geschrieben. Weil das Originalmanuskript seit Mitte der 1970er Jahre verschollen war, lag es der Edition in Band MWG I/17 nicht zugrunde. Im Sommer 2008 wurde das Manuskript im Schweizer Antiquariat Bibermühle von Heribert Tenschert angeboten. Die Textwiedergabe erfolgt hier nach dem Antiquariatskatalog: Leidenschaft und Augenmaß. Max Webers Stichwortmanuskript zu „Politik als Beruf“. Einführung von Dirk Kaesler (Illuminationen. Studien und Monographien von Heribert Tenschert 13; Katalog LIX). - Ramsen/Schweiz: Antiquariat Bibermühle 2008, o.P. Die hier vorgelegte Transkription weicht von der des Katalogs ab. = nicht kraft vererbter x StellungUnsichere Lesung. [kraft] Amtes |
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Auf S. 1 unten! | Moderner Berufspolitiker ist Parteimann, der für und – eventuell o – von dermeist > eventuell Politik lebt. ideell: macht sein Leben daraus materiell: " " Existenz " Diese „Berufspol[itiker]“ (Beruf ideell materiell) |
|:Art der Auslese der Pol[itiker], insbes[ondere] der Führer 1. Parlamentarier 〈Frank〉 2. Partei- Betriebs p -LeiterUnsichere Lesung. im Lande (Wahl- Apparat):| | |
Entwicklung in 〈Frankreich:〉 England: bis 1868: Honoratioren = Gefolgschaft im Lande u[nd] deren Gefolge q Unsichere Lesung. Parlamentar[ische] leader whip. (patronage secr[etary]) Vergiebt Ämter (Einfluß der Deputierten) Chef des Apparats Maschine: Lokal-Agent unbezahlt Wahl-Agent Avancement bezahlter Unternehmer (fancy prior) r Unsichere Lesung. Finanz: Kandidat zahlt Bestimmung s der MitgliederUnsichere Lesung. Alles v[on] t oben organisiert.Unsichere Lesung. d[urch] N3 Parlamentarier MWG-Druckfassung: durch | |
|:Örtl[iche] Honoratioren Tories: Pfarrer Schulmeister leading men Whigs Pfarrer (Dissenter u )A: Dissent Posthalter Schreiner Seiler Schneider.:| | |
1868/77: Caucus. Schnadhorst – Chamberlain zuerst: Birmingham lokal Quartierwahl der Komitee's [??] Zutritt, Cooptation Massen herangezogen Folge der Demokratisierung des Wahlrechts Bürokratisierung Aber nur scheinbare Demok[ratisierung] der Partei Faktisch: Plebiszitäre Führerschaft. Gladstone Schon 1886 Caucus ohne sachl[iches] Programm. nur Person. |
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|:Ministerien Beamtenpfründen:| In Deutschland. 1) Machtlose Parlamente. Keine Auslesestätte a Alternative Lesung: Auslesestätten f[ür] Politiker. | ||
|:2) Gesinnungs- Parteien Darunter: Kathol[ische] Partei Sozialisten = geborene Minoritäten-Parteien | ||
3) Berufspolitiker keine Honoratioren keine Verantwortung keine Chancen | ||
4) Finanzen: mäzenatisch + Beiträge. Kosten steigen:| | ||
Vor der Revol[ution] | Soz[ial-]Dem[okratie] rein bürokratisierte Partei Bebel letzter Führer (Märtyrer) Gewerkschafts- u[nd] Parteibeamte u[nd] Journalisten ehrenhaft (cf Amerika) aber keinerlei Führer. Hochkommen erschwert. | |
|:〈Finanzen durch Singer Mäzenat〉:| | ||
〈Liebknecht Märtyrer〉 | ||
bürgerl[iche] Parteien: noch Honoratioren-Parteien | ||
| |:Vertrauensmänner-Apparat. Regelmäßig Ehrenamt. Daneben bezahlte Sekretäre. Lokale Honoratioren präparieren f[ür] Wahlclub b Unsichere Lesung. | |
|:Also: Honoratioren + Beamte:| | ||
Ausnahmsweise einmal e[ine] Notabilität:| | ||
Fraktion im Parlament: Zunft 〈Führer perhorresziert.〉 Reden 〈korrigiert〉 zensiert Fraktions-Turnus dabei 〈in der Partei-Organisation〉 Fraktionszwang. Führer perhorresziert. Jetzt: Alles in Umordnung c Alternative Lesung: Unordnung | ||
|:Apparate nun d (neben HonoratiorenAlternative Lesung: neu u[nd] Beamten) von 2erlei Art 1. Ideologen (Studenten) 2. Geschäftsleute bei Wahl: Nr 2:| | ||
Führer: nur auf der Straße (Liebknecht) Diktatur Apparat verlangt Pfründen Nur Vermögens-Verschiebung nicht W[irtschafts]-Neuordnung | ||
Maßgebend f[ür] Zukunft 1. Bundesrat. Also: im Reich kein Parlamentarismus | ||
|:2. keine Amtspatronage f[ür] polit[ische] Beamte im Reich:| | ||
3 e . Verhältniswahl. Also: Interessenten2 > 3 4 f . in Einzelstaaten: Tendenz zur3 > 4 Parlaments-Omnipotenz. | ||
|:5. Entscheidend: Reichspräsident? Landespräsidenten g ?Unsichere Lesung. Kommunalpräsidenten h ?Unsichere Lesung. Auslese in Parteien Dem[okratie] i Unsichere Lesung. Aber: anders als in Amerika:| |
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[147][AII [1]]
Wer hat Beruf zur Politik (Eisner) Innere Sachverhalte: Spannungen g[e]g[en] Leben | |
Ethik – Politik. | |
1. Ethik funktioniert: als Legitimierung Beispiel: Ehemann (Schicksal) Kriegsmüdigkeit. (Recht) Schuldgefühl Nur starke gelten! pseudo-ethisch | |
|:Christl[iche] Ethik radikal:| | 2. Bergpredigt – 〈radikal〉 a) Andere Backe. ich: würdelos (Heiliger) b) Reicher Jüngling – unbedingt ich: 〈Politik〉 Expropriation 〈aller〉 geordnet. c) Kriegsschuld: – unbedingt („responsibility k is separate“)A: „responsability“ ich: auf Gegenseitigkeit Würde!: nicht auf den Straßenecken schweigen können würdig. Werkheiligkeit! d) Widerstehe nicht dem Übel mit Gewalt (absoluter Pazifismus) Streiks (Gelbe) Revolution Krieg? Status quo dann: sinnlos! Widerstehe dem Übel mit Gewalt sonst: verantwortlich f[ür] Folgen. |
[148][AII 2][Faksimile: © Heribert Tenschert, Katalog LIX (2008)]
[149][AII 2]
Also: Verschiedene l Ethik?2erlei > Verschiedene Ja – aber ganz generell 1. Mittel zum Zweck 2. Nebenerfolge Für Politik: Mittel die Gewaltsamkeit v[on] Menschen g[e]g[en] Menschen Max Adler (3 Jahre Krieg) Zweck heiligt die Mittel Spartakus (nur Vermögensverschiebung) | |
[„]Christ thut Recht“ | 2 Arten von Ethik: 1) Gesinnung 2) Verantwortung f[ür] Folgen. |
ad 1: Verantwortung f[ür] Folgen abgelehnt Syndikalist. Verantwortung für Gesinnung des Protestes Nur die Welt m ist dumm, wenn Zweifach unterstrichen. Folgen schlecht. | |
ad 2: rechnet damit, daß die Welt dumm ist (Dostojewski's Großinquisitor) | |
Absolut abzulehnen nur: Förster: „aus Gutem kann nur Gutes kommen.“ aus Bösem Böses Grades Gegenteil richtig |
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[151][AII 3]
Weltgeschichte dag[e]g[en] Erfahrung des Alltags Entwicklung aller Religionen! Denken der Jahrtausende: Theodizee Indien Persien Calvin – Deuterojesaja altes Christentum: Dämonen J[ohn] St[uart] Mill Wer das nicht sieht, sieht Lebensproblem n nicht. Alternative Lesung: Lebensprobleme ist Leben nicht gewachsen ist politisch nicht reif, sondern Kind | |
|:Krieger in Indras Walhall:| | Verfolgen d[urch] N4 Typen: MWG-Druckfassung: durch Hellene Polytheist. Indien: Bhagavadgita Macchiavellismus. |
Kathol[ische] Kirche: Evangel[ische] Ratschläge. Ethik der Bergpredigt: heiliger Franz. Ist kein Fiaker! Macchiavelli: Liebe zum Vaterland Wagner: Siegmund 1 [151] Wie aus Bemerkungen Max Webers an anderer Stelle über „Siegmund“ hervorgeht, bezieht sich dieses Stichwort auf die Szene kurz vor dem Tode Siegmunds in Richard Wagners Oper „Die Walküre“. Für Max Weber sind die Worte Siegmunds zur Walküre: „Grüße mir Wotan, grüße mir Walhall […]. Doch von Walhall's spröden Wonnen sprich du wahrlich mir nicht“, ein Ausdruck für das Freisein von „qualvoller Angst vor dem Tode und dem Nachher“. Weber, Max, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, in: Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Band 1. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1920, S. 98 (MWG I/18). bei Marck: statt Vaterland: Sozialismus – Pazifismus. |
[152][AII 4][Faksimile: © Heribert Tenschert, Katalog LIX (2008)]
[153][AII 4]
Nach 10 Jahren Ich wollte gern: „Damals war Lenz…“ Aber: Polarnacht! Was geblieben? Was aus Ihnen geworden? Verbitterung – Banausen – Indifferenz Weltflucht. weil der Welt nicht gewachsen. | |
Prakt[ische] Bedeutung? Machtpolitik? Selbstzweck Macht? Nein. Aber: wer Pol[itik] treibt, verbündet s[ich] mit diabolischen Mächten „Der Teufel der ist alt…“ Verantwortung. Gesinnungs – 〈Macht〉 Verantwortungs- politik nicht entscheidbar. | |
verte! | Politik bedarf: 〈echte〉 Augenmaß = Distanz zu den Dingen Gewachsenheit den Realitäten (nicht aus der Bahn!) Echte Leidenschaft – nicht sterile Aufgeregtheit. |
[154][AII [4v]][Faksimile: © Heribert Tenschert, Katalog LIX (2008)]
[155][AII [4v]]
Reife Liebe des reifen Mannes anders als die der Jugend (gesättigt mit Wissen) 〈Erschü〉 „Gesinnungspolitiker“ in 9 von 10 Fällen Windbeutel Nur bei voller Übersicht über Verantwortung an irgend einem Punkt: „ich kann nicht anders“ – das erschütternd – u[nd] menschlich echt. |