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MWG digital

Die digitale Max Weber-Gesamtausgabe.

[135]Editorischer Bericht

I. Zur Entstehung

Max Webers Abhandlung „Die ‚Objektivität‘ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis“1[135] Weber, Objektivität, unten, S. 142–234. erschien im April 1904 im ersten Heft von Band 19 (der neuen Folge 1. Band) des von Edgar Jaffé, Werner Sombart und ihm selbst herausgegebenen „Archivs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik“ im Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck).

Die Entstehung von Webers Abhandlung hängt mit der Übernahme der Zeitschrift durch die neuen Herausgeber zusammen.2 Zu den Einzelheiten dieser Übernahme vgl. Hübinger, Gangolf und Lepsius, Μ. Rainer, Einleitung, in: MWG II/4, S. 1–25, hier S. 3–7, sowie die Editorische Vorbemerkung zum Brief von Max Weber an Edgar Jaffé vom 1. Juni 1903, in: MWG II/4, S. 68. Im Herbst 1903 und Winter 1903/04 waren drei kleinere Texte, die über das angestrebte Profil des neuen „Archivs“ informierten, entstanden: zwei Texte zu Werbezwecken3 Weber, Entwurf zur Übernahme des Archivs, oben, S. 102–111, und Jaffé, Sombart, Weber, Werbetext, oben, S. 112–119. und das an die Spitze des ersten Heftes gestellte „Geleitwort“.4 [Jaffé, Sombart, Weber,] Geleitwort, oben, S. 120–134. In allen drei Texten findet sich der Hinweis, daß in der Zeitschrift auch philosophische und methodologische Fragen erörtert werden sollten. Das „Geleitwort“ schloß sogar mit dieser Mitteilung, um die Brücke zu Webers Abhandlung zu schlagen, die unmittelbar folgen sollte: „Wir werden daher die wissenschaftliche Arbeit der Erkenntniskritik und Methodenlehre ständig verfolgen. Und indem wir die Neue Folge des ‚Archivs‘ mit einem Aufsatz eines der Herausgeber eröffnen, der in ausführlicher Weise diese Probleme behandelt, wollen wir unsere Absicht bekunden, uns an diesen prinzipiellen Erörterungen auch unsererseits dauernd zu beteiligen.“5 Ebd., oben, S. 134. Im Nachdruck des Geleitworts 1906 findet sich sogar der explizite Hinweis auf Weber, Objektivität, vgl. dazu den Editorischen Bericht zum Geleitwort, oben, S. 124.

Das erste Heft der Neuen Folge des „Archivs“ wurde im Herbst 1903 konzipiert. Jaffé stand laut Verlagsvertrag die letzte Entscheidung über die inhalt[136]liche Zusammensetzung der Hefte zu,6[136] Vgl. Verlagsvertrag zwischen J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) und Edgar Jaffé über den Verlag des „Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik“ vom 23. August 1903, MWG II/4, S. 617–620, hier S. 617 (§ 2). und er führte dementsprechend die Korrespondenz mit Verlag und Druckerei. Im Januar 1904 trafen die ersten Manuskripte ein. Am 6. Januar 1904 schrieb Weber mit Bezug auf das „Geleitwort“, für das Sombart federführend war, an Jaffé: „Die Frage der ,Tendenz‘ des Archivs sollte m. E. aus den einleitenden Worten fortbleiben. Es läßt sich kurz etwas Adäquates darüber nicht sagen u. mein ganzer langer Artikel handelt ja davon.“7 Karte von Max Weber an Edgar Jaffé vom 6. Jan. 1904, MWG II/4, S. 195. Dies ist die erste Erwähnung des hier edierten Aufsatzes. Am 11. Januar 1904 teilte Jaffé Paul Siebeck mit: „bis Ende Januar sind alle Beiträge für das erste Heft sicher herein + ich hoffe, daß dasselbe am 15. März herauskommen wird“.8 Brief von Edgar Jaffé an Paul Siebeck vom 11. Jan. 1904, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nl. 488 (Archiv des Verlages Mohr Siebeck), K. 183. Am 23. Januar 1904 schickte er „einige Manuscripte zur gefl. Weitergabe an die Druckerei“, weitere sollten „in den nächsten Tagen folgen“,9 Brief von Edgar Jaffé an Paul Siebeck vom 23. Jan. 1904, ebd. was am 28. Januar 1904 geschah.10 Brief von Edgar Jaffé an Paul Siebeck vom 28. Jan. 1904, ebd. Über Webers Abhandlung heißt es am 1. Februar 1904 in einem Schreiben Jaffés an Siebeck, daß Jaffé „weitere Manuscripte“ schicken werde und dann nur noch ein „kurzer Artikel von Sombart“ und ein „langer von Prof. Weber“ ausstünden, wobei er den „letzteren“ direkt an die Druckerei schicken wolle, „um Zeit zu sparen“.11 Brief von Edgar Jaffé an Paul Siebeck vom 1. Febr. 1904, ebd. Bei diesem kurzen Artikel von Sombart handelt es sich um Sombart, Apparat (wie oben, S. 121, Anm. 6). Auf Anfrage eines Verlagsmitarbeiters12 Brief von R. Wille an Edgar Jaffé vom 2. Febr. 1904, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nl. 488 (Archiv des Verlages Mohr Siebeck), K. 183. nannte Jaffé am 8. Februar 1904 erstmalig den Titel von Webers Beitrag: „Zur Objectivität der sozialwissenschaftlichen Erkenntnis“ und gab an, daß er „ca. 3 ½ Bogen erfordern“ werde.13 Brief von Edgar Jaffé an J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) vom 8. Febr. 1904, ebd.

Am 12. Februar 1904 informierte Jaffé über „die endgültige Reihenfolge der Abhandlungen für das erste Heft“: „1. Geleitwort, 2. Weber, 3. Sombart (Systematik der Wirtschaftskrisen), 4. Tönnies, 5. Bernstein, 6. Bonn (jedoch nur bis Seite 33), 7. Eberstadt, 8. Sombart (Der bibliographische Apparat), 9. Brentano“ und berechnete den „Umfang des ersten Heftes“ auf „15 Bogen“.14 Brief von Edgar Jaffé an J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) vom 12. Febr. 1904, ebd. Am 19. Februar 1904 teilte Jaffé dem Verlag mit, die „Revision des Weber’schen Artikels erforderte so zahlreiche Aenderungen“, daß er die Druckerei mit einer „Superrevision“ beauftragt habe.15 Brief von Edgar Jaffé an J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) vom 19. Febr. 1904, ebd. Außerdem habe er die Druckerei darüber informiert, „daß aus inneren Gründen ev. eine Verschiebung in so fern eintre[137]ten werde, dass der Artikel von Sombart an die erste Stelle hinter das Geleitwort tritt und Weber darauf fol[g]t“.16[137] Ebd. Einen Tag später teilte er die „definitiv[e]“ Reihenfolge mit: „1) Geleitwort 2) Sombart – Wirtschaftskrisen 3) Weber[,] Rest unverändert[,] Weber + Sombart haben also die Plätze gewechselt.“17 Brief von Edgar Jaffé an J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) vom 20. Febr. 1904, ebd. Am 22. Februar 1904 übersandte Jaffé dem Verlag einen neuen, zusätzlich eingeworbenen Beitrag.18 Brief von Edgar Jaffé an J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) vom 22. Febr. 1904, ebd. Grund für diese Maßnahme waren offenbar von Siebeck beabsichtigte Reklamepläne, für die in Jaffés Augen das erste Heft „nicht so gut geeignet“ schien, „weil etwas viel theoretischer Stoff und nicht genug aus der Praxis der Gesetzgebung da war“; er habe sich daher bemüht, diesem „Uebelstande“ abzuhelfen und es sei ihm gelungen, „von dem Vorstande des internationalen Arbeitsamtes, Professor Bauer eine Abhandlung über das so aktuelle Thema der Einführung des Zehnstunden Tages zu erhalten“.19 Ebd. Jaffé war bewußt, daß das erste Heft dadurch „überlang“ werden würde, „aber erstens ist das Geleitwort ja nicht zu rechnen, da ich [d]ie Kosten desselben aus meiner Tasche trage und dann werde ich dafür sorgen, dass die beiden nächsten Hefte nur je 13 Bogen enthalten, sodass der ganze Band den vereinbarten Umfang nicht überschreite“.20 Ebd.

Über die „inneren Gründe“,21 Brief von Edgar Jaffé an J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) vom 19. Febr. 1904, ebd. die zur Änderung der Reihenfolge der Texte Webers und Sombarts führten, gibt ein Brief Marianne Webers an ihre Schwiegermutter Helene Weber vom 29. Februar 1904 Auskunft: „Nächstens erscheint das erste Archivheft nachdem noch allerlei Schwierigkeiten, die Sombarts Eitelkeit bereitete, glücklich beigelegt sind. Max hat einen sehr guten logischen Aufsatz geschrieben, der eigentlich das Heft eröffnen sollte – da er aber einen Bogen länger war als ein Aufsatz von Sombart u. diesem überhaupt nicht ganz zusagte, wollte er ihn nur zur Hälfte in dieses erste Heft haben, da er sich sonst durch Max ,sachlich-persönlich erdrückt fühle‘! Das gab dann noch einen kleinen Krawall, denn M’s Artikel wäre durch die Teilung ganz um seine Wirkung gebracht – nun ist Sombart’s Aufsatz an die erste und Μ.’s an die 2. Stelle gerückt u. nach verschiedenen ellenlangen Briefen ist allseitiger Frieden wiedereingekehrt.“22 Brief von Marianne Weber an Helene Weber vom 29. Febr. 1904, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446. Diese Briefe sind nicht überliefert.

Die überlieferte Korrespondenz läßt jedoch einige Zusammenhänge erkennen. Wie einer Karte Webers an Jaffé vom 23. Februar 1904 zu entnehmen ist, war Weber zu diesem Zeitpunkt mit der Teilung seiner Abhandlung einverstanden: „Jedenfalls sind 16 Bogen gegen 13 später zu viel u. ich bin grade dabei, Sombart zu schreiben, daß ich gegen die Teilung nichts einwende. Ich [138]will mich von ihm ,nicht lumpen lassen‘.“23[138] Karte von Max Weber an Edgar Jaffé vom 23. Febr. 1904, MWG II/4, S. 196. Mit „13 später“ sind die Bogen für die folgenden Hefte des „Archivs“ gemeint. Auf einer Karte vom selben Tag merkte er an, wo er diese Teilung vollzogen haben möchte: „Gleichzeitig die Superrevision. Ich habe S. 38 die Stelle der Teilung mit einem Bleistiftstrich bezeichnet. Bitte entschuldigen Sie der Druckerei gegenüber die langen Correkturen auf S. 1 und 15. Der Rest des Aufsatzes kann ja gleich jetzt für Heft 2 abgesetzt werden.“24 Karte von Max Weber an Edgar Jaffé vom 23. Febr. 1904, MWG II/4, S. 197. Tatsächlich war bereits am 19. Februar 1904 klar, daß das erste Heft den „vorgeschriebenen Umfang“ überschreiten würde.25 Brief von Edgar Jaffé an J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) vom 19. Febr. 1904, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nl. 488 (Archiv des Verlages Mohr Siebeck), K. 183. Dies war nicht nur auf die nachträgliche Aufnahme des Beitrags von Bauer zurückzuführen. Zwar war absehbar gewesen, daß Weber einen „ausführliche[n]“26 [Jaffé, Sombart, Weber,] Geleitwort, oben, S. 134. bzw. „lange[n]“27 Brief von Max Weber an Edgar Jaffé vom 6. Jan. 1904, MWG II/4, S. 195. Vgl. auch den Brief von Edgar Jaffé an Paul Siebeck vom 1. Febr. 1904, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nl. 488 (Archiv des Verlages Mohr Siebeck), K. 183. Beitrag liefern würde. Als Jaffé am 8. und 12. Februar 1904 dessen Umfang mit „ca. 3 ½ Bogen“ von „15 Bogen“ angab,28 Briefe von Edgar Jaffé an J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) vom 8. und vom 12. Febr. 1904, ebd. war die Unverhältnismäßigkeit gegenüber den anderen Beiträgen augenfällig geworden, die sich am Ende als noch gravierender erwies. Webers Text wurde doppelt so lang wie der längste der anderen acht Texte, der aufgrund seines Umfangs in der Tat geteilt worden war.29 Dieser zweitlängste Beitrag mit 33 Seiten stammte von Moritz Julius Bonn. Vgl. zur Teilung dieses Beitrags Brief von Edgar Jaffé an J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) vom 12. Febr. 1904, ebd. Der zweite und dritte Teil erschienen in: AfSSp, Band 20, Heft 3, 1905, S. 554–609. Von den 271 Seiten des Gesamtumfangs der Abhandlungen gingen 66 Seiten auf Webers Konto, was 24,35 % ausmachte. Bei 16 Seiten pro Bogen waren das 4 Bogen von insgesamt 17 Bogen. Spätestens mit der nachträglichen Aufnahme des Beitrags von Bauer mußte der Umfang von Webers Beitrag als nicht mehr tragbar erschienen sein.

Daß Sombart auch die Änderung der Reihenfolge der Texte initiierte, dürfte nicht nur von seiner „Eitelkeit“30 Brief von Marianne Weber an Helene Weber vom 29. Febr. 1904, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446. herrühren, sondern auch von seiner Verpflichtung gegenüber Heinrich Braun, dem Begründer des „Archivs“. Diesen hatte er als „Redactionsgenie“ bezeichnet, weil er über die Gabe des „Redigiren[s]“ verfügte: „Ein schneidiger Redacteur muß vor allem den Muth haben, unter Umständen jede Arbeit, die er für schlecht oder für zu lang, oder für unzeitgemäß erachtet, und rührte sie von seinem berühmtesten Mitarbei[139]ter her, zurückzuweisen.“31[139] Sombart, Zeitschriften (wie oben, S. 106, Anm. 8), S. 2. Für Sombart leben „Autor und Redacteur“ in einem „Zustand beständigen Kampfes mit einander. Meist erdrücken die Autoren den Redacteur und machen ihn zum einfachen Geschäftsführer ihrer eigenen Angelegenheiten; nur selten erweist sich der Redacteur als der stärkere und zwingt den Stab der Mitarbeiter in seinen Dienst, d. h. den Dienst der Zeitschrift“.32 Ebd. Sombart, dem Webers Beitrag angeblich „überhaupt nicht ganz zusagte“33 Brief von Marianne Weber an Helene Weber vom 29. Febr. 1904, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446. Weber bestätigte das später. Vgl. Brief von Max Weber an Georg von Below vom 17. Juli 1904, MWG II/4, S. 235 f., hier S. 235. und von dem er sich „sachlich-persönlich erdrückt“34 Brief von Marianne Weber an Helene Weber vom 29. Febr. 1904, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446. fühlte, hatte sich offenbar entschlossen, Webers Text zwar nicht zurückzuweisen, aber doch zurückzusetzen und zu teilen, zumal er eben nicht nur „einen Bogen länger“35 Ebd. war als sein eigener.36 Sombart, Werner, Versuch einer Systematik der Wirtschaftskrisen, in: AfSSp, Band 19, Heft 1, 1904, S. 1–21 (hinfort: Sombart, Wirtschaftskrisen), machte 7,75 % des Gesamtumfangs der Abhandlungen aus, was weniger als ein Drittel von Webers Text darstellte. Webers Text mit seinen 4 Bogen war also um 2 1316 Bogen länger als Sombarts Text mit seinen 1 516 Bogen. Nimmt man Sombart, Apparat (wie oben, S. 136, Anm. 6), seine im selben Heft veröffentlichte Literaturbesprechung hinzu, machten beide Texte mit 48 Seiten nur 17,71 % des Gesamtumfangs aus, also etwas mehr als Zweidrittel von Webers Text. Nun stand, wie aus Jaffés Brief vom 20. Februar 1904 hervorgeht, die Verschiebung von Webers Beitrag auf den zweiten Platz schon definitiv fest,37 Brief von Edgar Jaffé an J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) vom 20. Febr. 1904, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nl. 488 (Archiv des Verlages Mohr Siebeck), K. 183. als Weber am 23. Februar 1904 dessen Teilung zustimmte.38 Karte von Max Weber an Edgar Jaffé vom 23. Febr. 1904, MWG II/4, S. 196: „ich bin grade dabei, Sombart zu schreiben, daß ich gegen die Teilung nichts einwende“. Ob Weber zu diesem Zeitpunkt von der Veränderung der Reihenfolge wußte, ist nicht nachweisbar. Es ist durchaus möglich, daß er nicht informiert war, denn auch von der dem Verlag tags zuvor mitgeteilten Entscheidung, den nachträglich eingeworbenen Beitrag von Bauer aufzunehmen,39 Vgl. Brief von Edgar Jaffé an J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) vom 22. Febr. 1904, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nl. 488 (Archiv des Verlages Mohr Siebeck), K. 183. wußte er als Mitherausgeber offenbar nichts.40 Vgl. Karte von Max Weber an Edgar Jaffé vom 23. Febr. 1904, MWG II/4, S. 196: „Der Bauer’sche Aufsatz kann doch eigentlich nur eine Sudelei sein. Dann schon lieber Arens, scheint mir. Oder taugt er doch etwas?“ Möglicherweise [140]endete jener „kleine Krawall“41[140] Brief von Marianne Weber an Helene Weber vom 29. Febr. 1904, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446. damit, daß sich Weber mit Platz zwei einverstanden erklärte, sofern seine Abhandlung nicht auf zwei Hefte verteilt würde. Von Webers Beitrag ist in der weiteren überlieferten Korrespondenz dann nur noch am 29. Februar 1904 in einem Brief des Verlagsmitarbeiters an Jaffé die Rede, daß nämlich „die Weber’schen Correcturen wohl berücksichtigt“ wurden.42 Brief von R. Wille an Edgar Jaffé vom 29. Febr. 1904, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nl. 488 (Archiv des Verlages Mohr Siebeck), K. 183.

Schließlich informierte Jaffé am 7. April 1904 Siebeck darüber, daß „ein Exemplar des fertigen Heftes“ eingetroffen sei: „Ich denke wir können mit Aussehen + Inhalt des Heftes zufrieden sein; die einzige Schwierigkeit wird sein, daß die nächsten Hefte so viel dünner sein müssen, um die Überfülle des ersten Heftes zu kompensieren (ca. 13 Bogen gegen 16 ½)“.43 Brief von Edgar Jaffé an Paul Siebeck vom 7. April 1904, ebd. Weber hatte das Heft spätestens am 12. April 1904 in Händen, als er Siebeck mitteilte, daß er dessen „Papier vortrefflich und sehr schön“ fand, dessen Umfang jedoch problematisch: „Es geht einfach nicht, daß wir nach diesem I Heft ein zweites und drittes von nur je 1317 seines Umfangs bringen. Auch müßte ich dann, um für Andre Raum zu schaffen, meine Sachen teilweise bei Schmoller publizieren. An der Dicke von Heft 1 ist in erster Linie die falsche Rechnung der Druckerei, in zweiter bin ich mit meinem langen Aufsatz daran schuld.“44 Brief von Max Weber an Paul Siebeck vom 12. April 1904, MWG II/4, S. 212 f., hier S. 212. Da Jaffé für das zweite Heft „keine weiteren Opfer“ bringen könne, erbot sich Weber, die Kosten für einen „Extrabogen“ zu übernehmen, so daß das 2. Heft „doch wenigstens 14 Bogen betrüge“; ein „Absturz von 17 auf 13 Bogen würde uns direkt dem Spott preisgeben und diskreditieren, jeder Bogen mehr für Heft 2 ist hier von Werth“.45 Ebd., S. 212 f. Ab dem 2. Band der Neuen Folge „muß dann Alles normal (je 14 Bogen) sein, der erste Band ist dann eben ein durch die Notwendigkeit programmatischer Erklärungen stärker gerathenes Wunderkind“.46 Ebd., S. 213. Siebeck antwortete ihm am nächsten Tag und schlug als „Heilmittel für die Umfangüberschreitung unseres ersten Archivbandes“ vor, selbst die Kosten für die drei überzähligen Bogen des ersten Heftes zu übernehmen: „damit hoffe ich es Ihnen zu ermöglichen, dass das ‚Archiv‘ für die Aufnahme Ihrer Arbeiten genügend Raum hat und Sie nicht zu Schmoller zu gehen brauchen“.47 Brief von Paul Siebeck an Max Weber vom 13. April 1904, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nl. 488 (Archiv des Verlages Mohr Siebeck), K. 183. Weber bedankte sich im Namen der Redaktion für diese „Morgengabe“, die ihm insofern „fast etwas penibel“ war, als er sein „Scherflein“ [141]nunmehr nicht beitragen solle, wo er „doch etwas das ‚Karnickel‘“ war: „Aber wir nehmen Ihr Anerbieten mit Dank an, da es eine sehr ernstliche Klippe beseitigt. Von nun an soll den Autoren streng die Innehaltung Ihres Bogen-Umfangs zur Pflicht gemacht werden.“48[141] Brief von Max Weber an Paul Siebeck vom 15. April 1904, MWG II/4, S. 216 f., hier S. 216.

II. Zur Überlieferung und Edition

Ein Manuskript ist nicht überliefert. Der Abdruck folgt dem Text, der unter dem Titel „Die ‚Objektivität‘ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis“ im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, hg. von Werner Sombart, Max Weber und Edgar Jaffé, Band 19, Heft 1, 1904, S. 22–87, erschien (A).

Divergierende Schreibungen, wie z. B. Wert/Werth (unten, S. 147 f.), werden nicht vereinheitlicht, Rechtschreib- bzw. Setzerfehler, wie z. B. „lortwährend“ statt „fortwährend“ (unten, S. 215), aber stillschweigend verbessert.